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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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kochen. Nur gut, dass ich mich beeilt hatte, denn pünktlich um zwölf stand Vater in der Tür und verlangte lautstark nach Fleisch. Ich brachte ihm eine riesige Portion Schnitzel mit Pommes und dazu eine Flasche Weißwein ins Wohnzimmer. Er war zufrieden, meckerte auch nicht, sondern begann schmatzend zu essen und fragte noch nicht einmal nach meinen Geschwistern.
    Nino brachte ich das Mittagessen auf sein Zimmer und Kais Portion stellte ich zusammen mit meiner vorerst warm, ich wusste nicht, wann er zurückkommen würde, und ich selbst hatte keinen Hunger. Etwas anderes machte mich an diesem Tag ganz konfus: das Dakota-Camp-Fest, bei dem ich so gerne dabei sein wollte! Ich hatte die Hoffnung, vielleicht eine Stunde am Nachmittag verschwinden zu können. Allerdings mochte ich nicht mit leeren Händen bei den Moores erscheinen, deshalb bereitete ich meine Lieblingsmahlzeit zu: Kaiserkartoffeln. Die hatte Mutter früher immer gemacht. Ich kochte Kartoffeln und stampfte sie zu Brei. Dann fügte ich ein Eigelb sowie Sahne und Milch dazu und vermengte alles mit etwas Salz zu einem leckeren Kartoffelbrei. Diesen füllte ich in eine Spritztüte mit großer Sternentülle und setzte kleine Häufchen auf die Backbleche. Es wurden ganze vier Backbleche, von denen ich erst einmal zwei in den Ofen schob, um sie knusprig zu backen. Ich bekam schon richtig Lust aufs Dakota-Fest und überlegte, worin ich mein Mitbringsel anrichten konnte; unsere Schüsseln waren ja alle demoliert. Da fiel mir der Weidekorb ein, darin würden die Kartoffelhäufchen gewiss hübsch aussehen. Ich begann den Korb mit Servietten zu dekorieren, als Vater plötzlich in die Küche gepoltert kam. Er rülpste, zog seine Hose hoch, die er prinzipiell unter seinem dicken Bauch zusammengeschnürt hatte, und fuhr mich grantig an.
    »Morgen Nachtmittag wirst du in der Kneipe von Magnus bedienen! Und das ab jetzt jeden Sonntag! Dafür bekommen wir neues Geschirr, und den Rest deines Verdienstes schreibt er mir gut, dafür kann ich dann immer kostenlos trinken gehen.
    HAST DU VERSTANDEN?«
    Ich zuckte zusammen und nickte. Und ob ich verstanden hatte!
    »Aber, was ist, wenn … wenn ich Wochenenddienst im Krankenhaus habe und nicht zu Magnus kann?«
    »Krankenhaus, Krankenhaus; du hörst dich an wie deine Mutter! Wenn du unbedingt in die Scheißklinik willst, wirst du dafür sonntagmorgens oder den Samstag zuvor bei Magnus arbeiten, auf jeden Fall scherst du deinen Arsch einen Tag in der Woche zu ihm ins Brockhaus!«
    »Und wenn ich neues Geschirr von meinem Geld kaufe?«
    »Noch einen Ton und du wirst jeden Tag in seiner Kneipe schuften! Und für deine Frechheit wirst du jetzt das ganze Haus putzen und anschließend den Rasen mähen. Wenn ich von Magnus zurück bin, will ich hier kein Staubkorn und draußen keinen Grashalm, der höher als zwei Zentimeter ist, mehr sehen. Jetzt mach dich an die Arbeit!« Nach seiner Standpauke drehte sich Vater um und ging aus dem Haus, zu seinem besten Freund Magnus. Zu einem Mann, den ich abgrundtief verabscheute und bei dem ich jetzt auch noch einmal die Woche ohne Lohn arbeiten musste. Mir standen die Tränen in den Augen. So viel zum Thema Dakota-Fest. Das war für mich nun endgültig passé. Nie im Leben würde ich es schaffen, das ganze Haus zu säubern, den Rasen zu mähen und anschließend noch auf das Fest zu gehen, ehe Vater zurück war. Traurig nahm ich die zwei Bleche mit den bereits garen Kartoffeln aus dem Ofen und schob dafür die beiden anderen hinein. Wozu eigentlich, dachte ich traurig und begann sogleich in der obersten Etage zu putzen. Wenigstens hatte Vater nicht nach Mia und Kai gefragt. So konnte ich später behaupten, sie wären auf ihren Zimmern gewesen.
    Obwohl dieser Samstag einer der ruhigsten wurde, den ich je in unserem Haus erlebt hatte, so war er für mich persönlich auch einer der einsamsten. Alles war so still und deprimierend. Ich wischte niedergeschlagen ein Zimmer nach dem anderen, bis alles blitzblank war. Kai kam ewig nicht zurück, Nino hatte sich in sein Gemälde vertieft, und Mia hatte gewiss viel Spaß bei den Moores.
    Weinend und lachend gleichzeitig musste ich an sie denken. Was sie jetzt wohl gerade tat? Ich blickte auf die Uhr, es war kurz vor vier am Nachmittag. Gewiss ritten die Kinder oder machten schöne Spiele. Und Sakima? Ob er dabei war oder in seiner Hütte auf mich wartete? Bedrückt sah ich unseren Rasen an. Das Gras stand hoch und wir besaßen rund ums Haus über zweitausend

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