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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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Quadratmeter Wiese. All das musste ich noch mähen, bevor Vater kam. Meine Chancen darauf, Sakima heute noch mal zu sehen, lagen bei null. Ausgerechnet heute, beim Dakota-Camp-Fest.
    ›Von Freunden für Freunde‹, hörte ich Anouks Worte. Was hätte ich nicht alles dafür gegeben, um an diesem Tag ein wenig Zeit mit meinem allerbesten Freund verbringen zu dürfen. Ich musste ständig an Sakima denken und schlich bedrückt in die Küche. Dort hatte ich die fertig gebackenen Kaiserkartoffeln alle zusammen auf ein Blech geschüttet. Ich hatte sie für umsonst gebacken, denn wer von uns sollte diesen Berg Kartoffelhäufchen essen?
    Deprimiert nahm ich mir eine und biss hinein. Sie war lecker. Ich nahm mir noch eine und ging dann hinaus, um den alten Rasenmäher aus dem Schuppen zu holen. Ich füllte ihn mit Benzin und zog zigmal an der Schnur, bis er endlich ansprang. Er ratterte, warf gar Funken und qualmte anfangs, schien aber zu funktionieren, und ich begann mit meiner Arbeit. Nach einer Weile ging mir das Mähen ins Blut über. Ich lief Bahn für Bahn, vor und zurück, hin und her …
    Ich war an diesem späten Nachmittag ausschließlich in unserem Garten, in Gedanken jedoch war ich bei den Moores, und es fühlte sich so an, als wären sie auch bei mir. Ich sah sie deutlich vor meinen Augen. Mia, verkleidet als Indianerin. Und Anouk, mit ihrem kurzen, peppigen Haarschnitt; eine junge Frau, die immer freundlich und hilfsbereit auf andere zuging. Gewiss bewirtete sie gerade die Besucher. Und Robert Black Bird? Ob er heute Abend am Lagerfeuer sitzen würde und Geschichten erzählte? Das hätte ich mir bei ihm gut vorstellen können. Und Sakima … ob er bei seiner Familie war oder mit Anouk spielte? Tränen liefen mir über die Wangen und doch lächelte ich, als ich an sie dachte. Ich wischte die Tränen weg und schob den schweren Rasenmäher beständig über den nimmer enden wollenden grünen Teppich um unser Haus.
    Die Zeit verging schleppend. Erst kurz nach acht am Abend kam Kai aus dem Wald zurück. Sein Blick war kritisch, in seinen Augen blitzte Wut hervor und seine Schritte wurden schneller, als er mich sah. »Kira, weshalb mähst du alleine die riesige Wiese?«, wollte er wissen und stellte verärgert seinen braunen Rucksack ab. Ich hielt inne und schaltete den Rasenmäher aus.
    »Tja, weshalb wohl? Ich hab’s mir bestimmt nicht ausgesucht!«
    »Der Alte … Als Strafe, weil Mia und ich weg waren, stimmt’s?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, er hat noch nicht mal bemerkt, dass ihr weg seid. Ich muss ab morgen einmal die Woche bei Brock arbeiten. Angeblich, um neues Geschirr zu erwirtschaften, und den Rest meines Lohnes darf Vater versaufen. Ich habe den Fehler gemacht und gefragt, ob ich von meinem Geld Geschirr kaufen darf! Hätte ich lieber den Mund gehalten … «
    In Kais Gesicht verschärfte sich sein Blick. Die Konturen seiner Wangenknochen zuckten, so angespannt waren seine Muskeln. Auch seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, und er schnaubte wie ein Tier. »Dieser … dieser«, begann er, doch ich fiel ihm ins Wort.
    »Lass gut sein, ich bin ja fast fertig! Außerdem find ich das Mähen gar nicht schlimm. Mich schmerzt die Tatsache, dass ich wegen der ganzen Arbeit nicht aufs Dakota-Fest konnte, obwohl Vater den ganzen Tag nicht zu Hause war, viel mehr. Ich hätte Sakima so gerne gesehen; heute wäre es perfekt gewesen. Morgen wird es wohl wieder nichts werden, da ich zu Brock muss«, sagte ich und die Traurigkeit erklang in jeder Silbe meiner Worte.
    »Aber weshalb hast du mich nicht gerufen? Ich hätte doch auch mähen können! Oder Nino! Wo steckt der eigentlich?«
    »Der ist seit heute Morgen in seinem Zimmer und malt. Mia ist immer noch bei den Moores. Wenigstens eine von uns! Dann kann sie mir ausführlich erzählen, wie es war und ob sie Sakima gesehen hat, ob sie zusammen gespielt haben …«, flüsterte ich nachdenklich und bemerkte gar nicht, dass mir wieder Tränen über die Wangen liefen. Als ich es realisierte, war es mir peinlich und ich wischte sie schnell weg. Kai schüttelte wütend den Kopf. »Ist der Alte da?«
    »Nein, er ist seit heute Mittag verschwunden, zum Glück! Von mir aus braucht er auch nie wiederzukommen«, bekannte ich ehrlich.
    »Kira, ich würde dir liebend gerne helfen und die restlichen paar Bahnen mähen, aber ich muss noch mal schnell weg – komm aber gleich zurück!« Kai nahm den Rucksack, schwang sich auf sein Fahrrad, das neben dem Hühnerstall stand,

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