Silver Moon
nicht kommen konnte, wie es abgemacht war! Verzeih mir«, sagte ich und knuddelte ihn. Er jaulte dabei leise und wich nicht mehr von meiner Seite. Wir spielten zusammen Ball, jagten über die Wiese und fielen glücklich ins hohe Gras. Ich liebte unsere Zweisamkeit, aber Mia verlangte ebenfalls nach mir. »Kira, komm! Ich muss dir unbedingt mein Zimmer zeigen. Es ist wunderschön, mit Himmelbett, und eine Puppenecke habe ich auch! Anouk hat mir ihre ganzen Puppen geschenkt. Ach, schau es dir an!« Mia bettelte und zog mich am Ärmel in Richtung Haus. Ich folgte ihr und Sakima kam natürlich auch mit. Ich genoss seine vertraute Gegenwart und streichelte ihn ständig, während Mia mir voller Stolz ihr Zimmer präsentierte.
Es war wirklich hübsch – so, wie ein Zimmer für ein kleines Mädchen im Grunde sein sollte: freundlich, hell und mit Spielsachen. Das Himmelbett mit dem roséfarbenen Baldachin stand zur Mitte, gleich daneben war ein braunes Schaukelpferd, auf das sich Mia voller Eifer schwang. Rechts davon begann die Puppenecke. Anouk hatte wirklich unzählige Puppen in sämtlichen Größen mit verschiedenen Haarfarben, zudem standen dazwischen ein Puppenwagen und zwei hölzerne Puppenwiegen … All das, was ich Mia nie ermöglichen konnte. Zu Hause hatte sie nur eine Puppe, Cinderella hieß sie. Als ich an sie dachte, sprach es Mia aus.
»Würdest du mir Cinderella vorbeibringen? Sie soll jetzt auch hier wohnen, bei den Moores ist es viel schöner!«
»Ja, natürlich«, flüsterte ich. Und ob es hier viel schöner war! Ich hätte gerne mit der Puppe getauscht, um auch bei den Moores bleiben zu können, anstatt mein jetziges Leben weiter ertragen zu müssen. Sakima spürte meine aufkommende Traurigkeit. Er begann sofort über meinen Handrücken zu schlecken, wie er es oft tat, wenn ich mich mies fühlte. Ich kniete mich zu ihm und nahm ihn in den Arm. In dem Moment knarrte die Zimmertür und Kaya schlenderte herein. »Kira, möchtest du mit uns zu Mittag essen? Die ganze Familie ist da und wir würden uns freuen, wenn du bleibst! Mein Vater möchte nachher übrigens auch noch mit dir reden.«
Dankend nahm ich das Angebot an. Der Gedanke, dass die ganze Familie da sein würde, versetzte mich zudem in Entzücken. Die ganze Familie … Yuma gehörte doch auch dazu!
Voller Freude gingen wir nach unten in die Küche, aber ich wurde enttäuscht – Yuma war nicht da! Anouk saß neben ihrem Vater Jacy, Bob hatte mir gegenüber Platz genommen und Sakima legte sich neben mich auf den Boden. Als Kaya uns das Essen servierte, gab sie Sakima auch einen Teller, mit derselben Mahlzeit, wie wir sie aßen. Ich musste schmunzeln, obwohl mich die Tatsache, dass Yuma nicht bei seiner Familie war, sehr schmerzte. Keiner der Moores erwähnte ihn, es war, als würde er gar nicht existieren. Die Frage nach ihm lag mir permanent auf der Zunge, aber ich wagte es nicht, sie zu stellen und mich nach ihm zu erkundigen. Allerdings schien ich nicht die Einzige zu sein, die bedrückt war.
Auch Anouk stach lustlos in ihrem Essen herum und wirkte deprimiert; so kannte ich sie gar nicht. Normalerweise war sie die Heiterkeit in Person, doch heute … Sie redete nicht, sah mich auch nicht an. Ihr Blick war konstant nach unten gerichtet und sie wirkte traurig. Plötzlich spürte ich, dass ich ebenfalls beobachtet wurde: von Robert Black Bird! Der alte Herr beäugte mich akribisch. Unsere Augen trafen sich … Etwas Durchdringendes lag in seinem Blick. Mir war, als könnte er in mir lesen, meine Gedanken und Gefühle aufspüren. Das empfand ich als äußerst unangenehm und schaute verlegen zu Boden.
»Kira, ich hoffe, du findest anschließend noch ein paar Minuten, um mit mir zu reden. Ich denke, du hast einiges loszuwerden!«, sagte er plötzlich. Erschrocken schaute ich auf. Ich zuckte reflexartig mit den Schultern. »Ja, wir können gerne reden, aber ich wüsste nicht, was ich loswerden müsste«, versuchte ich so desinteressiert wie möglich rüberzubringen. Bob nickte nur und seine übermenschliche Weisheit strahlte mir ergeben entgegen. Ich fühlte mich einerseits schlecht, diesen alten, wundervollen Mann belügen zu müssen, andererseits, so sagte ich mir, belog ich ihn nicht, sondern verschwieg nur wichtige Details, die niemanden etwas angingen.
Er spürte definitiv, dass etwas nicht in Ordnung war, aber ich konnte ihm unmöglich anvertrauen, was zu Hause vor sich ging. Als er mich nach dem Mittag in sein Wohnzimmer bat, das im
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