Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
Vom Netzwerk:
Nebentrakt des großen Hauses lag, setzte ich mich verlegen auf einen Stuhl; er nahm mir gegenüber Platz. Bob hatte nicht gewollt, dass uns jemand stört, er hatte sogar Sakima nach draußen geschickt.
    Ich war ganz allein mit ihm. Meine anfängliche Nervosität legte sich schnell, die Faszination für die Gestaltung seines Zimmers war stärker und ich blickte mich neugierig um. Der Raum war schlicht und bestand ausschließlich aus Naturmaterialien. Nicht ein Gegenstand aus Plastik kam mir unter die Augen. Weder einen Fernseher noch ein Radio gab es und selbst die Bilderrahmen waren aus Holz gefertigt, wie das meiste in diesem Zimmer. Die Wände wurden durch bunte Decken und gewebte Teppiche geschmückt, teilweise waren Federn eingearbeitet. Ein riesiger Traumfänger hing an der Wand über dem alten Kamin und plötzlich entdeckte ich die Decke, in die ich mich mit Yuma an das Feuer gekuschelt hatte. Unsere Decke hing über der Lehne eines Schaukelstuhls und weckte in mir die schönsten Erinnerungen. Meine Augen schweiften weiter über die vielen Bilder, die sorgfältig in einem Regal platziert waren. Ich wurde fündig – Yuma! Es gab ihn also tatsächlich!
    Er war auf einigen Bildern zu sehen und ich atmete erleichtert auf. Bob waren meine Blicke nicht entgangen. Ungefragt antwortete er mir. »Du wirst ihn wiedersehen! Die Zeit ist auf eurer Seite. Alles geschieht dann, wenn es geschehen soll, hab Vertrauen!«
    Wie schön seine Worte klangen, zu schön, um wahr zu sein, denn die Zeit war nicht auf meiner Seite; im Gegenteil, sie arbeitete gerade gegen mich. Schon bald musste ich Brock heiraten …
    Traurig blickte ich zu Boden. »Was ist los, Kira? Was bedrückt dich so sehr? Und weshalb habt ihr Mia zu uns gebracht?«
    Ich wurde nervös und suchte stotternd nach einer Erklärung.
    »Äh, wenn ihr Mia nicht länger behalten könnt … dann, dann…«
    »Das habe ich nicht gesagt! Wir freuen uns darüber, dass Mia bei uns lebt, und sie kann so lange bleiben, wie sie will, von mir aus für den Rest ihres Daseins! Sie ist uns jederzeit herzlich willkommen, so wie du und deine Brüder! Unser Heim steht euch allen offen. Ich möchte nur wissen, weshalb ihr sie gebracht habt!«
    Ich nickte einsichtig. Wenn die Moores schon Mia bei sich aufnahmen, so musste ich Bob tatsächlich einen guten Grund bieten, ohne ihn zu belügen. »Also schön. Es ist wegen unserem Vater, er ist sehr gewalttätig und zerstörte in Rage unsere ganzen Habseligkeiten in der Küche. Ich muss nun im Brockhaus arbeiten, um neues Geschirr zu erwirtschaften. Komme ich meinen Pflichten nicht nach, wird Vater Mia zu Brock bringen, damit sie meine Aufgaben übernimmt, hat er mir angedroht. Und da ich verhindern möchte, dass Mia zu diesem Unmenschen muss, fand ich es besser, sie in Sicherheit zu bringen. Selbstverständlich gehe ich dennoch täglich ins Brockhaus, um meinen Dienst zu leisten, aber sicher ist sicher«, erklärte ich, und in gewisser Weise stimmte diese Ausführung auch, mal abgesehen davon, dass ich grausame Details wegließ, die ich einfach nicht über meine Lippen brachte.
    »Du arbeitest dort täglich wegen ein bisschen Geschirr?«, hakte Bob skeptisch nach. Ich nickte bedrückt.
    »Ja, und damit Vater umsonst trinken kann!«
    »Was hält er gegen dich in der Hand, wo Mia doch bei uns in Sicherheit ist?«, ließ Bob nicht locker. Ich sah niedergeschlagen zu Boden, ich konnte einfach nicht antworten. Bob warf mir einen kritischen Blick zu. »Wenn du bereit bist, dich mir anzuvertrauen, dann zögere nicht, Kira! Ich habe stets ein offenes Ohr für dich und deine Sorgen, und ich würde alles tun, um dir und deinen Geschwistern zu helfen. Du bist nicht alleine, ich und die Moores, wir sind immer für euch da!« Wie gut seine Worte taten …
    In mir erblühte die reine Dankbarkeit. Liebend gerne hätte ich Bob mein Herz geöffnet und ihm alles erzählt, doch etwas in meinem Innersten ließ meinen Mund verschlossen. Ich weiß nicht, ob es Furcht oder Scham war – wahrscheinlich beides –, und es war stark genug, um Robert Black Bird unser schweres Schicksal weiterhin zu verschweigen.
    »Ich danke dir – für alles. Vor allem aber dafür, dass ihr Mia aufgenommen habt! Und ich bitte dich, Bob, achte gut auf sie! Unser Vater denkt, sie wäre auf Klassenfahrt, das soll er auch weiterhin glauben. Es ist besser, wenn Mia an den Nachmittagen euer Grundstück nicht verlässt, ich traue weder Brock noch meinem Vater!«
    Bob nickte einsichtig.

Weitere Kostenlose Bücher