Silver Moon
Schenkel … selbst meinen Busen betatschten sie. Ich war Freiwild und so wurde ich auch behandelt. Ich versuchte, stark zu sein und ihnen meine wahren Empfindungen dabei nicht zu zeigen. Es widerte mich an; ich fühlte mich elend, gar schäbig, und dennoch tat ich jedes Mal so, als wäre nichts geschehen. Meine Sorge galt der stetig näher kommenden Nacht, wenn ich mich wieder im Beisein von Brock ausziehen musste. Daher versuchte ich alles, um ihn sturzbetrunken zu machen. »Wir sind etwas übereifrig, mein flottes Bienchen! Du willst mich wohl ersäufen, oder was schleppst du mir alles an?«, fragte Magnus, als ich ihm ein prall gefülltes Tablett mit sämtlichen Sorten Schnaps servierte. Ich wusste, dass er nur schwer Nein sagen konnte und meist austrank, was vor seiner Nase stand. Daher erwiderte ich mit einer aufgesetzten Unschuldsmiene: »Ich weiß nicht, was du am liebsten hast; da dachte ich mir, bring ihm einfach alles!«
»Mein Weib!«, sagte Magnus und es klang stolz. Dann klopfte er mir kräftig auf den Hintern und trank ein Glas nach dem anderen aus … Welch Erleichterung! Die Wirkung des Alkohols ließ nicht lange auf sich warten: Magnus schlief im Arbeitszimmer auf dem Kanapee ein, noch bevor ich mich umzog. Eine Sorge weniger. Ich machte mich schnell auf den Heimweg, versorgte meine Brüder und fiel anschließend hundemüde ins Bett. Meine Beine schmerzten vom langen Stehen, ich war erledigt und schlief im Nu ein. Aber nur sechs Stunden später wurde ich von dem Wecker aus meinen Träumen gerissen. Die neue Woche brach an – eine Woche, in der ich Spätschicht im Krankenhaus hatte; eine wahre Erlösung! Keine Abende mehr im Brockhaus. Aber das Schönste war, dass ich jeden Morgen Sakima sehen konnte. Der Gedanke an ihn zog mich aus dem Bett und ich machte mich, nachdem Kai und Nino versorgt waren, sogleich auf den Weg zu ihm.
Sakima wartete bereits auf dem Hof auf mich. Er hatte unsere Verabredung nicht vergessen und begrüßte mich stürmisch. Es tat so gut, bei ihm sein zu können. Wir gingen in die Hütte und kuschelten uns gemeinsam ins Bett. Das letzte Mal hatte ich hier mit Yuma gesessen … Yuma! Egal; wenn Sakima bei mir war, war es fast genauso schön! Seine Nähe vertrieb meine Furcht vor dem Kommenden; seine kleinen Liebesbeweise machten alle Sorgen vergessen – für eine Weile stand die Erde still, und ich war glücklich.
Sakima gab mir die Kraft, um mich dem harten Alltag stellen zu können, der außerhalb des Hofes seiner Familie auf mich wartete. Mit der Gewissheit im Kopf, ihn die kommenden Tage jeden Morgen sehen zu können, und der Liebe zu ihm im Herzen, hatte ich den Mut, nur zwei Stunden später wieder vor Brock zu treten und mich unter seinen höhnischen Blicken umzuziehen. An diesem Montag haderte ich auch nicht lange, sondern zog mich – als wäre nichts dabei – fix vor ihm aus und kroch in das Kleid. Alles ging sehr schnell, zu schnell für Magnus und er war sichtlich unzufrieden.
Dennoch ging ich wie gewohnt meiner Arbeit in der Kneipe nach und anschließend noch zum Spätdienst ins Krankenhaus. Es war gegen Mitternacht, als ich endlich nach Hause kam und zu meinen Brüdern eilte. Beide waren bei bester Laune. Das steigerte sich noch, als ich sie mit einem ganzen Blech mit frischem Rhabarberkuchen bewirtete, das ich am Nachmittag beim Bäcker gekauft hatte. Leider hatte ich kaum noch Zeit, um selbst zu kochen oder zu backen; meine zwei Fulltime-Jobs raubten mir jede Minute. Dafür besaß ich inzwischen so viel Geld wie nie zuvor in meinem Leben. Vater hatte bisher mein Trinkgeld nicht verlangt, und da kam einiges zusammen; allerdings musste ich mir dafür auch viel gefallen lassen. Es war mehr oder weniger Blutgeld, und ich investierte es größtenteils in die Verköstigung meiner Brüder, denen ich sämtliche Leckereien kaufte.
Auch die kommende Nacht wurde wieder viel zu kurz. Ich hätte ausschlafen können, aber ich wollte zu Sakima und stand zeitig auf. Ich freute mich so darauf, ihn zu sehen, und meine Freude wurde nicht enttäuscht! Ich konnte kaum glauben, was meine Augen sahen, als ich seine Hütte betrat. In der kleinen Küche waren die Jalousien halb runtergelassen, sodass nur wenig Licht hereinfiel. Dafür brannten viele Kerzen. Auch auf dem Tisch, der in der Ecke stand, loderten die Flammen von unzähligen Teelichtern. Aber das war noch lange nicht alles … Der Tisch war mit allerhand Köstlichkeiten gedeckt: Es gab frische Brötchen in sämtlichen
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