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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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stellte.
    Inzwischen schliefen Kai und Nino auch auf ihren Matratzen, die ich einen Tag zuvor in den Keller geschleift hatte. Es gab sogar zwei Hocker, auch ein kleines batteriebetriebenes Radio hatte ich mitgebracht. Aber das Wichtigste war, dass Vater sie nicht mehr misshandelte. Solange ich Brock zufriedenstimmte, würde sich daran auch nichts ändern.
    Die vergangenen Tage war ich glücklicherweise von sexuellen Forderungen verschont geblieben, obwohl sich Magnus heute be- schwert hatte, weil ich wieder in Jeans erschienen war. Er wolle eine richtige Frau haben, in einem Kleid, wie es sich gehöre, hatte er mir gesagt. Ich besaß aber kein Kleid, noch nicht einmal einen Rock! Das werde sich bald ändern, hatte Magnus mürrisch geantwortet, und mir war nicht wohl zumute.
    »Was machst du für ein Gesicht? Alles okay?«, erkundigte sich Kai und riss mich aus meinen Gedanken. »Ja – alles so weit in Ordnung«, sagte ich benommen und sah ihn an. Er stopfte sich gerade eine Ladung Bratkartoffeln in den Mund.
    »Du wascht do bei Schakima un Mia. Haschtu Anouk geschen?«, fragte er mich, während er kaute, und ich musste schmunzeln.
    »Ja, hab ich! Und ich soll dir ausrichten, dass sie dich sehr vermisst und es ihr leidtut, was sie zu dir gesagt hat!« Kai kaute plötzlich ganz hastig. Dann würgte er sein Essen hinunter und spülte mit Limo nach. Er sah mich erstaunt an. »Echt? Das hat sie gesagt?«
    »Ja, hat sie! Ich denke, sie mag dich … SEHR GERNE! Sie hat sogar geweint! Ich musste ihr leider sagen, dass es noch eine Weile dauern wird, bis ihr euch wiedersehen werdet, dass es aber nicht an ihr liegt, sondern, tja … dass es momentan halt nicht geht!«
    Kai schaute bedrückt auf den kargen Steinboden.
    »Meinst du, sie wartet auf mich, bis ich hier wieder raus bin?«
    »Ganz sicher! Und so lange wird das bestimmt nicht mehr dauern«, versuchte ich ihm Hoffnung zu machen. Kai lachte sarkastisch auf. »Ja, aber vorher musst du Brock heiraten! Mein Glück für dein Leid … das ist kein fairer Tausch, Kira. Das habe ich nie gewollt!«
    »Ich weiß«, flüsterte ich, und jetzt war ich diejenige, die trübsinnig auf den Boden stierte. Brock heiraten … Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn ich nur daran dachte. Selbst als ich eine halbe Stunde später in meinem Bett lag, verschwand die Vorstellung nicht aus meinem Kopf. Ich sah mich schon im Brautkleid neben dem Mann stehen, den ich so sehr verabscheute. Aber ich würde es tun müssen, Ja sagen und ihm eine gute Frau sein müssen.
    Ich betete in jener Nacht für viel Kraft, damit ich die Stärke besäße, dies durchzustehen. Nino und Kai mussten endlich wieder freikommen, und ich selbst war der Schlüssel zu ihren Handschellen.
    Schon am nächsten Tag wurde mein Wille auf eine schwere Probe gestellt. Ich sollte die erste Lektion meines neuen Lebens bereits in den frühen Morgenstunden zu spüren bekommen. Es war halb zehn, als ich an diesem Sonntag zum Brockhaus fuhr. Ich musste mich heute eine halbe Stunde vor der Öffnung einfinden, aber weshalb, hatte mir Magnus nicht gesagt. Er empfing mich im Büro seiner Kneipe. Dieses Zimmer lag gleich neben der Küche und war mit einem mahagonifarbenen Schreibtisch bestückt, der präsent in der Mitte stand. Dahinter befand sich ein schwarzer Ledersessel. An der Wand daneben waren zwei alte abschließbare Schränke zu sehen und das einzige Fenster war mit schweren Gardinen behangen, was den ganzen Raum düster wirken ließ. Zudem war es stickig und nicht gut gelüftet. Überhaupt fühlte ich mich hier unwohl, denn Brocks Jagdtrophäen standen und hingen überall. Hirschgeweihe zierten die Wände, ebenso wie Wildscheinköpfe. Sogar einen jungen Fuchs hatte er präparieren und ausstopfen lassen; der stand gleich neben dem roten Kanapee. Das war mir alles unheimlich … Aber ein anderes Detail erschreckte mich noch mehr: Auf dem antiken Sofa lag ein Kleid, daran blieb mein Blick haften.
    Es war eine Art Balkonett-Dirndl. Wer immer dieses Kleid angefertigt hatte, hatte am Stoff gespart. Die Bluse mit den dreiviertellangen Ärmeln war weiß und sehr tief ausgeschnitten. Das Dirndl an sich war rot, oberhalb geschnürt, und das Unterteil war schlicht zu kurz; selbst die weiße, mit Spitzen besetzte Schürze schien eine Miniausführung zu sein. Als ich Magnus’ breit grinsende Miene sah, wurde mir alles klar. »Ich … soll das anziehen?«, fragte ich, obwohl es im Grunde keine Frage, sondern eher eine

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