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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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das ist! Der wird keinen Frieden geben und uns hier glücklich leben lassen. Die Vorstellung, für immer bei den Moores bleiben zu können, ist die reinste Utopie. Ich genieße auch den Augenblick, weil ich weiß, dass morgen alles wieder ganz anders sein kann, und vermutlich wird es das sogar sein!«
    Deprimiert blickte ich auf die abgeriebenen Dielen der Terrasse und dachte mit Furcht an die Rache unseres Vaters. Ich betete, dass seine Wut keinen der Moores treffen würde, und war einmal mehr der Ansicht, dass Anouks Verhalten falsch gewesen ist.
    »Schau nicht so traurig! Hier sind wir nicht alleine. Jacy und Bob sind auch noch da! Und vielleicht geben Vater und Brock sogar auf! Aber jetzt lass uns reingehen und etwas essen, bevor die Pizza noch kalt wird!« Ich teilte Kais Hoffnung nicht, sagte aber nichts und folgte ihm schweigend in die verspielte Küche von Anouk, die mit unzähligen Utensilien bestückt war. Überall standen bunte Blumentöpfe mit Kräutern. Die Holzbalken waren mit Knoblauch- und Zwiebelzöpfen geschmückt. Im hinteren Teil gab es eine Art Tresen, wo Anouk das Essen zubereitete. Darüber hingen an einem Querbalken Töpfe und Pfannen aller Art. Die Ablage neben dem Herd war übersät mit farbigen Flaschen, deren Inhalt vermutlich Öle, Essig und Wein waren. Die Küche war kunterbunt, selbst von den Elektrogeräten hatte jedes eine andere Farbe. So war die Kaffeemaschine knallrot, der Toaster orange, die Brotmaschine gelb und der Wasserkocher hatte einen giftigen Grünton. Sogar die Mikrowelle war in einem auffallenden Blau! Inmitten des relativ großen Raumes befand sich ein runder Tisch, um den sechs Stühle standen. Natürlich lagen auf den Stühlen farbige Kissen und es wunderte mich nicht mehr, als Anouk uns Teller und Tassen brachte, die genauso bunt waren wie der Rest des Zimmers. Ich setzte mich schweigend an den Tisch und Sakima legte sich neben mich.
    Während des Essens sprach ich kein Wort. Ich konzentrierte mich einzig auf Sakima und fütterte ihn mit der Pizza. Sein warmer Blick ließ meinen Unmut verwehen, die Ruhe kehrte zu mir zurück und ich kraulte sein weiches Fell. Während ich noch aß, legte er seinen Kopf in meinen Schoß. Seine Nähe war ein Allheilmittel. Er besänftigte mich, konnte meine Ängste verjagen und mir einen unglaublichen Frieden schenken. Meine Augen waren die ganze Zeit auf ihn gerichtet und so bemerkte ich gar nicht, dass Kai den Raum verlassen hatte. Erst Anouks Worte ließen mich aufhorchen.
    »Es tut mir leid, Kira!«
    Verwirrt sah ich sie an. Schweigend, starr. »Was tut dir leid?«, fragte ich nach einer Weile. »Das, was dir von Brock angetan wurde!« Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. »Bitte?«
    »Ich weiß, dass es falsch war, mich heimlich bei Yuma zu verstecken, um euch zu belauschen. Und ich hätte so etwas auch nie getan, wenn ich mir nicht solche Sorgen um Kai gemacht hätte! Ich liebe deinen Bruder, und ich spürte, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Du hättest mir nie die Wahrheit gesagt, auch nicht zu Tunkasila; du hattest zu große Angst – das verstehe ich jetzt! Aber ich musste erfahren, was mit Kai geschehen war, und wenn du es irgendjemandem auf dieser Welt anvertraut hättest, dann Yuma oder Sakima – wie auch immer –, da war ich mir ganz sicher, und so kam es ja zum Glück auch. Ich weiß nun, was du alles für deine Brüder in Kauf genommen hast, was dir angetan wurde von diesem … Brock, und es tut mir unglaublich leid! Kira, ich bin froh, dass ich gelauscht habe; ich bin so froh, dass euer Leid ein Ende hat und es nicht zu dieser abartigen Hochzeit gekommen ist!«
    Mir war, als hätte mir jemand vor den Kopf geschlagen. Man sagt, geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber ich war nicht der Typ Mensch, der sein Leid mit der halben Welt teilen wollte; zu peinlich waren mir die Vorfälle mit Brock. Anouk bemerkte meinen verwirrten Zustand und setzte noch eins drauf. »Kira, sei mir nicht böse! Mia hat mir erzählt, wie schlimm es bei euch zugegangen ist, was ihr alles durchgemacht habt, wie schwierig euer Leben war. Ich finde das schrecklich und würde so gerne helfen! Aber dafür müsstest du mir vertrauen und offen reden, dann können solche schlimmen Dinge gar nicht erst passieren!« Ich nickte benommen. »Fein, du weißt ja nun alles. Wenn wir so offen sein sollen, dann bist du jetzt erst mal dran. Wo steckt Yuma? Wo ist dein Bruder den ganzen Tag?« Anouk verstummte augenblicklich und sah bedrückt nach unten.

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