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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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meine Hände zu der Mähne zurück. Ich griff tief in das dichte Pferdehaar und genoss den Rausch der Geschwindigkeit. Eyota folgte Yumas Anweisungen auf magische Art. Er brauchte wahrlich keine Zügel. Das Tier achtete auf jeden Griff, den Yuma tat, und lauschte seinen Worten. Wir ritten über das Umland von Elmenthal und ich wagte es, die Augen wieder zu öffnen. Es war gigantisch! Die Felder flogen an mir vorüber, die kühle Nachtluft zog bis in meine Lunge; ich genoss jeden Atemzug und konnte nicht genug bekommen. An den Rhythmus des Pferdes hatte ich mich schon lange gewöhnt. Meine gespreizten Schenkel umschlossen sanft das Tier, der Wind wehte mir durchs Haar und ich ging taktvoll mit, löste mich gar von Yuma, um mich näher über Eyota zu beugen, seinen starken Hals zu umfassen und mich vollkommen gehen zu lassen. Mir war, als hätte ich nie etwas anderes getan als zu reiten. Eyota lief die halbe Nacht mit uns, erst gegen Morgen kehrten wir auf den Hof zurück. Während Yuma Hafer, Heu, Kleie und frische Karotten holte, führte ich Eyota zur Tränke. Er hatte es sich redlich verdient. Gemeinsam fütterten wir den Hengst, striegelten ihn und ich bürstete seine imposante Mähne. Es war schon kurz vor fünf in der Früh, als Yuma besorgt zum Himmel blickte.
    »Du musst gleich gehen«, sagte ich leise. Er nickte nur.
    »Du kommst aber wieder.« Meine Worte waren keine Frage, eher eine Erkenntnis. Yuma lächelte und trat näher zu mir.
    »Ja, ich komme immer wieder, Kira! Im Grunde eher, als du ahnst! Aber leider muss ich jetzt wirklich schnell verschwinden, ich habe die Zeit ganz vergessen!«
    »Bis heute Abend?«, fragte ich ihn. »Ja, bis heute Abend! Wäre schön, wenn du tagsüber ab und an nach Eyota schaust. Ich bin froh, dass es jetzt einen Menschen gibt, den er außer mir in seine Nähe lässt!« Ich versprach es und musste mit ansehen, wie Yuma alleine über die Weide schlenderte, hin zum Hof seiner Eltern. Dort drehte er sich noch einmal um, sah mich an – dann blickte er zum Himmel. Ohne eine weitere Geste, ohne ein weiteres Wort ging er die Stufen seines Elternhauses hoch, öffnete die Haustür und verschwand. Ich wusste, dass es sinnlos wäre, hinter ihm herzugehen; ich würde ihn vermutlich nicht im Haus der Moores finden. Es war nur ein Gefühl, und es war so merkwürdig, dass ich es nicht zu hinterfragen wagte, sondern es einfach hinnahm.
    Vollkommen müde und erschöpft machte ich mich auf den Weg zur Hütte. Ich ging nur flugs ins Badezimmer, zog mein Nachthemd an und wollte gerade ins Bett, als ich Sakima darin liegen sah.
    »Wo kommst du denn her? Sag bloß, du warst die ganze Nacht hier?« Er erhob sich kurz, neigte seinen Kopf seitlich und blickte mich allwissend an, aber er antwortete mir in keiner Weise.
    »Wie auch immer, ich bin hundemüde und muss etwas schlafen«, ließ ich ihn wissen und kuschelte mich zu ihm ins Bett. »Weißt du, was ich diese Nacht gemacht habe? Ich bin auf Eyota geritten … Es war wundervoll! Nie zuvor habe ich mich so frei gefühlt, so sorglos und ja, gar schwerelos. Es war fast so, als wäre ich geflogen! Aber vielleicht lag dieses Fluggefühl im Bauch auch daran, dass Yuma direkt hinter mir saß. Oh mein Gott, war das schön«, schwärmte ich und Sakima grunzte ganz merkwürdig. Er robbte näher zu mir und kuschelte sich so eng wie nie zuvor an meinen Körper.
    »Was ist denn mit dir los? Du bist aber sehr liebebedürftig!«
    Wieder grunzte er. Sakima schien plötzlich zu nicken, dann schleckte er über meine Wange und schloss die Augen. Ich war zu müde, um seine Gesten zu deuten. Meine Augen fielen genauso schnell zu wie die seinen und wir beide schlummerten friedlich, bis wir unsanft von Kai geweckt wurden.
    »Kira, willst du auch noch mal aufstehen? Es ist kurz nach eins! Wir haben schon alle zu Mittag gegessen. Wo bleibst du nur? Und wieso liegt der Wolf eigentlich mit dir im Bett? Und zugedeckt ist er auch noch – ich glaube, ich spinne!«, ließ Kai sein Herz sprechen. Völlig verschlafen rappelte ich mich hoch. Anouk stand hinter Kai.
    »Lass die beiden! Wenn es Kira nicht stört, dass Sakima bei ihr schläft, dann …«, ergriff Anouk das Wort. Ich unterbrach sie: »Mich stört es nicht, im Gegenteil! Sakima kann immer und überall bei mir bleiben!«, erklärte ich. Mag sein, dass es komisch aussah, wenn ein grauer Wolf halb zugedeckt in einem Bett lag, aber wenn ich mit Sakima zusammen war, vergaß ich stets, dass er ein Tier war. Ich sah es

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