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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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den Spitzenkandidaten gefunden. Neros Verstand hingegen sträubte sich, Ray anzunehmen. Jetzt wo er wusste, was dieser konnte, sah er sich selbst in großer Gefahr schweben. In welcher, das wusste Nero nicht. Er ahnte allerdings, dass ihm Ray zum Verhängnis werden konnte.

    „Wow“, stieß Mark aus und hob den Daumen. „Du hast was drauf, unbestreitbar“, ergänzte der und nickte Ray beeindruckt zu. Dieser saß stoisch auf dem Platz. Unter gesenkten Lidern sah er sie an. Spotlights setzten ihn in Szene, ließen die Haut glänzen. Die blauen Haare schimmerten intensiv. Nero musterte Ray wiederholt. Gut gebaut war er, wohl definiert und groß, nur der Blick mochte seinem jungen Alter nicht entsprechen. Rays Augen erzählten eine Geschichte. Es war beinahe, als würden in diesen die Verletzungen und Enttäuschungen liegen, über die er gesungen hatte. Mit einem Mal verstand Nero, dass das der Fall war. Dass Ray nicht sang oder spielte, weil es ihm gefiel. Musik war für ihn ein Mittel zur Selbstheilung.

    Neros Bandkollegen waren begeistert. Sie lobten den Gesang, die Technik, das Ausdrucksvermögen. Nero hielt sich zurück, beobachtete, statt zu huldigen. Er wusste, dass es mit Ray eine Fahrt werden würde, die bestenfalls mit einem Unfall endete.

    „Warum ´Hurt`?“, fragte er irgendwann. Die anderen verstummten. Rays Blick wanderte zu ihm. Dessen Grau strahlte voller Ruhe, doch darunter verbarg sich ein aufbrausender Sturm. Nero nahm das kaum merkliche Zucken der Hand wahr, die auf Rays Oberschenkel lag, den leicht abfälligen Zug um dessen Mundwinkel.

    „Gegenfrage, wieso hast du ihn geschrieben?“

    „Das spielt keine Rolle. Ich will wissen, warum du ihn gewählt hast.“ Kurz blitzte in dem stürmischen Grau etwas auf. Eine unausgesprochene Herausforderung, wie Nero erkannte. Kampfgeist funkelte in den Augen des Kerls.

    „Ist das nicht egal, Nero?“, mischte Mark sich ein. Nein, das war es nicht. Langsam stand Nero auf, ging um das Podium herum und stieg auf die Bühne. Ray verfolgte ihn dabei mit wachsamen Augen. Wie ein Hund, der Gefahr witterte. Dann wären sie schon mal Zwei.

    „Nein. Es macht einen entscheidenden Unterschied zwischen ihm und mir. Was erkennt ihr, wenn ihr uns hier oben seht?“ Nero trat hinter Ray, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Trotzdem er spürte, dass dieser sich unter Berührung versteifte, nahm er sie nicht weg. Er duldete keine Schwäche, egal in welcher Form.

    „Ich denke, dass ihr harmonieren würdet“, meinte Blair und Mark nickte zustimmend.

    „Das passt einfach“, ergänzte dieser.

    „Mal angenommen, Ray würde mit einsteigen, dann wärt ihr definitiv ...“, setzte Zeno an, wurde gleich darauf unterbrochen.

    „Nein!“, kam es von ihnen gleichzeitig. Der Goth warf ihm einen Blick zu, den Nero nicht deuten konnte. Rays Verneinung war ein Ausruf des Protestes. Allerdings aus einem anderen Motiv heraus, als das, was Nero hervorbringen wollte.

    „Ich will ihn nicht haben, nicht in der Band. Mein Urteil lautet nein“, meinte Nero entschlossen. Der Körper unter ihm verkrampfte sich, schien darauf zu warten, verletzt zu werden. Woher Nero das wusste, konnte er nicht sagen. Rays Sprache war in diesem Fall eindeutig. Um seine Worte zu mildern, wanderte Nero mit der Hand in Rays Nacken, strich sanft mit dem Daumen über die warme Haut.

    „Bist du wahnsinnig?“, schrie Mark ihn an. Auch Blair und Zeno schüttelten verständnislos den Kopf. „Das kann nicht dein Ernst sein“, meinte Letzterer. „Doch“, beharrte Nero. Er schaute hinab zu Ray, fuhr mit den Fingerspitzen über dessen Nacken und stellte mit Wohlwollen fest, dass der Goth leicht erschauerte.

    „Du hast eine Klatsche!“, meldete sich Mark wieder zu Wort.

    „Ich wollte sowieso nie zu euch. Ihr werdet heute sicherlich einige dabei gehabt haben, die den Platz gerne einnehmen und den Job gut machen werden. Ich bin nicht der Richtige. Deswegen spart euch das Diskutieren.“

    Damit stand Ray auf, löste sich aus Neros Griff, verpackte die Gitarre und verließ die Bühne. Er drehte sich nicht um, sondern marschierte entschlossen durch die Gänge und ging die Treppe hoch. Oben am Geländer entdeckte Nero Dean, der stumm und gekränkt auf ihn hinab sah. Ray zischte an diesem vorbei, ohne einen Ton zu sagen. Daraufhin schüttelte Dean stumm den Kopf, ließ das Geländer los und folgte dem Kerl. Wie Graf Arsch persönlich stand Nero auf der Bühne, der Verständnislosigkeit und den

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