Silvermind (German Edition)
Anerkennung von der Person, bei der es ihm wichtiger war als bei den anderen, bekam er nicht. Ray erhob sich und machte sich auf den Weg zurück.
***
Die Jungs saßen versammelt am Tresen des Pubs. Sie fingen an zu grölen, als Ray in der Tür erschien. Kaum angekommen, legte Mark ihm einen Arm um die Schultern.
„Dachten schon, du kommst nicht mehr“, meinte der mit schwerer Zunge. Ray zog eine Augenbraue hoch.
„Bin ich so unzuverlässig?“
„Nein, du bist der Beste“, mischte sich Zeno ein und gab Mark einen Schlag auf den Hinterkopf.
„Stimmt nicht“, brummte eine andere Stimme. „Ray ist der schlechteste, mieseste, nervigste Kerl, den ich je getroffen habe.“ Unverkennbar war das Nero, der wie ein Schluck Wasser auf einem der Barhocker saß. Eindeutig hatte der zu tief ins Glas geschaut.
„Halts Maul. Dieser ´Kerl` wird dafür sorgen, dass dein werter Arsch nach Hause chauffiert wird, Nero“, erwiderte Mark, der sich an Rays Schulter festhielt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Ey Jungs, habt ihr es bald? Sonst seht zu, wie ihr wegkommt.“
„Und Ansprüche stellt er auch. Vorsichtig Leute, der Kleine fühlt sich gleich gekränkt“, stichelte Nero und stand auf. Als einziger schien er ohne Gleichgewichtsschwankungen gehen zu können. Jedoch war Ray schleierhaft, wieso der eine solche Show abzog, unbedingt etwas beweisen musste. Er konnte nicht verhindern, dass er deswegen wütend wurde. Anscheinend hatte Nero nicht genug, wollte nach der vorherigen Salzbehandlung noch Säure in die Wunde kippen.
„Können wir dann?“, meinte Ray bemüht ruhig und schaute jeden aus der Runde an. Am längsten blieb sein Blick an Nero hängen, der den Augenkontakt erwiderte. Fast glaubte Ray, Herausforderung in den braunen Tiefen zu lesen, den Reiz, mit dem Teufel zu spielen.
„Natürlich, Püppchen.“
Ray ignorierte die Bemerkung Neros, zog Mark mit sich und steuerte den Ausgang an. Die anderen folgten ihm, stützten sich gegenseitig und schafften es, in den Van zu steigen. Zu Rays Missmut rutschte Nero auf den Beifahrersitz.
„Schlüssel?“
„In meiner Tasche, Zuckerschnute“, säuselte Nero teuflisch belustigt. Ray knurrte leise.
„Gib ihn mir.“
„Wie heißt das Zauberwort?“
„Leck mich. Lass die verdammten Spielchen und rück den Schlüssel raus.“ Nero beugte sich zu ihm, berührte Ray mit den Lippen fast am Ohr. „Genau das. War doch gar nicht so schwer“, raunte er mit tiefer Stimme und hauchte Ray heißen Atem gegen den Hals. Die Schlüssel wurden ihm in die Hand gedrückt.
„Danke“, stieß Ray angesäuert aus und startete den Wagen. Mit einem diabolischen Lächeln lehnte sich Nero in den Sitz.
Die Fahrt verlief weiter mit spitzen Bemerkungen, die Ray an den Rand seiner Beherrschung trieben. Als wäre die Auseinandersetzung mit Nero allein nicht genug gewesen, wollte dieser es im Auto wirklich wissen. Während Ray die anderen Jungs vor der Haustür absetzte, kochte er still vor sich hin. Ein paar Mal war er kurz davor, rechts ran zu fahren. Diese Sticheleien musste er sich nicht geben. Ray war nicht derjenige, der sich absolut daneben benommen hatte.
Als Letztes wurde Blair weggebracht. Schließlich befand sich Ray allein mit Nero im Auto. Er hoffte, dass das Spiel vorbei war. Es gab niemanden mehr, dem der Kerl etwas beweisen musste.
„Wohin?“, fragte Ray kurz angebunden und bog auf die Hauptstraße. Er würde drei Kreuze machen, wenn er endlich aus diesem Wagen konnte.
„Wohin ich dich haben will? In mein Bett. Nackt, willig, vor Lust windend.“ Ray schnaubte verächtlich. Scheinbar hatte Nero nicht einmal daran gedacht, mit dem Mist aufzuhören.
„Ach ja, willst du das?“
„Ja. Und ficken.“ Ray presste die Lippen aufeinander, schüttelte ungläubig den Kopf.
„Pass auf, sag mir einfach, wo du wohnst, okay? Ansonsten bleibe ich stehen, steige aus und hau ab.“ Nero warf ihm einen Seitenblick zu, dann hob der beschwichtigend die Hände.
„Schon gut. Da lang.“
Für den Rest der Fahrt schwieg er tatsächlich, bis auf die Weganweisungen, die er von sich gab. Ray konnte dessen Verhalten nicht nachvollziehen. Innerlich schwankte er zwischen Abneigung und heißer Wut. Nero hatte eine Art an sich, die ihn reizte.
Nach einer guten halben Stunde kamen sie in einer kleinen Siedlung an, die weitgehend aus Einfamilienhäusern bestand. Nero dirigierte ihn einmal quer durch die Straßen, bis sie bei einem Haus ankamen,
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