Silvermoon - Jaegerin der Nacht
Jaulen. Sie kam näher. Sie raste auf den Wald zu, ihre Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und der Vollmond erhellte ihr den Weg. Lautlos setzte sie ihn fort.
Abrupt blieb sie stehen. Dort. Dort saß das Monstrum und speiste. Als sie sah, was es fraß, wurde ihr übel. Dieser Anblick war schrecklich, ein zerrissener Körper lag dort am Boden, der Geruch des Blutes hing schwer in der Luft. Mit einer langsamen Bewegung griff sie an ihren Stiefel und zog den Dolch heraus. Ein Kampf konnte nun tödlich für sie ausgehen, doch war ihr klar, dass sie auch nicht umkehren durfte. Leise schlich Cassandra weiter auf das Ungetüm zu.
Ein Ast zerbrach unter ihrem Stiefel und sie biss die Zähne zusammen. Der Werwolf hob den Kopf, Cassandra hielt sich den Mund zu. Als wäre nichts gewesen, fraß die Bestie weiter und sie setzte ihren Weg fort. Lautlos kam sie hinter dem Werwolf zum Stehen und hob ebenso leise den Dolch. Sie ließ die Klinge herab sausen und rammte sie dem Tier in den Rücken. Es jaulte auf und schlug um sich. Mit einer schnellen Bewegung riss Cassandra den Silberdolch aus dem Rücken des Tiers und wollte abermals zustoßen, als seine Pranke sie erwischte und fortschleuderte. Die Stichwaffe fest umklammert, wollte sie sich aufraffen, doch das Monster war schneller. Es ragte über ihr auf und drückte sie zu Boden. Erstarrt blieb sie liegen und wehrte sich nicht, sein Kopf senkte sich und er schnupperte an ihr. Dann ging sein Blick auf ihre Augen. Sie sah ihn gebannt an. Er empfand anscheinend Trauer, denn nie hatte sie solch todtraurigen Augen gesehen.
Cassandra riss sich von diesem Anblick los und schwang den Dolch, sie erwischte den Werwolf an seiner linken Pranke und laut heulte er auf. Erst erhob er sie, um Cassandra zu schlagen, doch noch ein Blick auf sie werfend und einen tiefen Atemzug nehmend, stieß er sie hart auf den Boden und rannte davon. Sich vor Schmerzen krümmend, lag sie im Erdreich und versuchte sich aufzurichten. Die Nacht verging schleppend und ebenso schleppte Cassandra sich zurück ins Haus. Sie legte sich ins Bett, ohne sich zu entkleiden und schlief ein. Mehrmals, so schien es ihr, war jemand an ihrem Bett erschienen und sie hatte das Gefühl wieder den heißen Atem des Werwolfs am Ohr zu spüren. Nie war sie einem so nahe gekommen. Diese Nacht war es das erste Mal gewesen und sie hatte ihn nicht töten können. Vermutlich hatte sie ihn nur aggressiver gemacht und er tötete gerade irgendwo einen Menschen, es wäre ihre Schuld. Mit schlechtem Gewissen wachte sie am Morgen auf, um einmal mehr nach James zu suchen.
~James~
James hatte sich bei Tagesanbruch wieder in seine menschliche Gestalt zurück verwandelt. Sein Rücken plagte ihn, seine linke Hand war verletzt. Es musste eine Silberklinge gewesen sein, die ihn verwundet hatte, alle anderen Verletzungen verheilten sofort, nur diese schmerzten ihn und bluteten immer noch ein wenig. Er erinnerte sich nur dunkel an die Vorfälle der letzten Nacht. Er wusste genau, dass die einzige Person die in der Lage war, ihn zu blessieren, wenn er zum Wolf wurde, die junge Dame auf seinem Landgut war. Cassandra.
Margret legte ihm immer Kleider an den Rand des Grundbesitzes, damit er nicht nackt über seine Ländereien gehen musste. Er war der Magd sehr dankbar für ihre aufopfernde Fürsorge. Geschafft schleppte er sich zum Haus, er wollte bloß ins Bett. James kam seinem Anwesen immer näher und Esra kam ihm bereits auf einem Pferd entgegen.
„ Herr, Ihr seid verletzt“, sagte der Butler, als er das Pferd neben ihm zum Stehen brachte.
„ Ja, ich wurde wohl angegriffen, Esra“, erwiderte James heiser.
Esra streckte seine Hand aus und half James mit auf das Pferd, schnell ritt er gemeinsam mit ihm zum Haus zurück.
„ Wer hat Euch verletzt?“, fragte Esra besorgt, er wollte seine Anstellung nicht verlieren, nur weil James starb.
Silber war das Einzige, das ihn verletzen konnte und so hatten Margret und er einst dafür gesorgt, dass alles, was aus Silber gefertigt war, aus dem Haus geschafft worden war.
Esra schaffte James rasch ins Haus, er brachte ihn gleich zu Margret und die Magd schlug die Hände vor den Mund, schockiert, wie sie war. Schnell holte sie Bandagen und reinigte James Wunden, ohne das Wort zu erheben. Sie fürchtete ihn und deshalb hatte sie es irgendwann Esra überlassen, alles mit James zu bereden, was es zu besprechen gab. Es kam selten vor, dass Margret mit James sprach.
„ Gott verdammt“,
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