Silvermoon - Jaegerin der Nacht
das nächste Dorf war auch zu weit weg. Also musste sie diese Beeren bekommen.
Es trieb sie tief in den Wald und dann fielen ihr die Sträucher ins Auge, die sie so händeringend gesucht hatte. Sie pflückte insgesamt fünf Tollkirschen und steckte sie in ihre Schürze. Sie würde sie in Cassandras Abendessen mischen, wenn ihre Mutter nicht hinsah. Mit einem zufriedenen Lächeln auf ihren Zügen begab Mira sich zum Anwesen zurück. Sie wusste, dass die gesamte Pflanze giftig war, doch die Früchte besonders. Sie kannte allerdings nicht ihre Wirkung, sie wusste bloß, dass zu viel davon zum Tod führte. Bei Cassandras Statur würde eine Kirsche wohl reichen, aber sie wollte sicher sein, dass sie starb und so nahm sie sich vor, zwei Beeren zu zerkleinern und unter ihr Abendessen zu rühren.
Wenn sie die Herzogen Tochter aus dem Weg geräumt hatte, stand ihrem Glück mit James nichts mehr im Weg. Noch immer wollte sie ihn um jeden Preis, sie wollte ihn ganz für sich und wenn, sie jede Frau, aus dem Weg räumen musste, die ihr in die Quere kam, er war es ihr wert. Sie kam zurück auf das Anwesen und sah die Maiglöckchen am Wegesrand.
„ Die sind doch auch giftig“, sagte sie leise zu sich selbst und zupfte ein Blümchen aus der Erde.
Sie würde diese, sollten die Tollkirschen ihren Dienst nicht erfüllten, in Cassandras Frühstück mischen.
Denn ihre Mutter würde sie sicher nicht ohne eines fortschicken und so blieb ihr zumindest bis zum nächsten Vormittag Zeit, dessen war sie sich sicher. Bequemen Schrittes ging sie in das Haus zurück, brachte ihren Umhang in ihre Kammer und ging hinab in die Küche, wo ihre Mutter das Abendessen bereitete.
„ Kann ich Dir helfen, Mutter?“, fragte sie freundlich.
„ Ja, Du kannst das Essen für die Herrschaften anrichten“, erwiderte Margret gedankenverloren.
„ Der Salat muss auch noch geschnitten werden, Mira“, fügte die Magd hinzu und deutete auf den Salatkopf, neben den Zwiebeln.
Margret verließ die Küche, sie musste den Wein aus dem Keller holen, hatte sie gesagt. Da war sie, Miras letzte Chance und sie wollte sie ergreifen. Vorsichtig zog sie die Tollkirschen aus ihrer Schürze und hackte sie in rasender Geschwindigkeit und streute sie auf den kleinen Teller, den sie für Cassandra gedacht hatte. Schnell schnitt sie den Salat und verteilte ihn darüber. Sie richtete beide an, doch den für James ein wenig unordentlicher, als den für Cassandra. Damit ihre Mutter sich noch einmal darum kümmerte und sie den Teller für James‘ Geliebte nicht mit seinem Teller verwechseln würde.
Margret kam zurück in die Küche, sah die Teller und kam näher.
„ Diesen hier“, sie deutete auf den Unordentlichen, den Mira für James vorgesehen hatte, „musst Du hübscher anrichten. Wie den anderen Teller“, tadelte ihre Mutter sie.
Die junge Frau ließ ein genervtes Seufzen hören, damit ihre Mutter keinen Verdacht schöpfte, und richtete den Salat erneut, hübscher an.
„ So ist es gut. Nun kannst Du ihn den Herrschaften bringen.“
Mira nahm die Teller und machte sich auf in den Speisesaal. Dort saßen sie, verliebt und himmelten sich an. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte Mira die Teller abgestellt und wünschte beiden einen guten Appetit. Ihre Augen wurden groß, als Cassandra den ersten Bissen nahm und dann fiel ihr Blick auf den Teller, sie hatte sie verwechselt und James aß den Salat mit den Tollkirschen. Jetzt konnte sie nichts mehr tun, würde sie dazwischen gehen, würde er sie gleich zum Teufel jagen, wenn nicht würde er bei Petrus anklopfen. Ein Risiko was sie eingehen musste und bei seiner Statur, würde er wohl nicht daran sterben, aber sicher einige Tage das Bett hüten müssen.
~James~
Genüsslich aß James den Salat, den Mira ihm soeben aufgetragen hatte. Er schmeckte ihm ausgezeichnet, denn irgendwas war anders daran. Er hatte ein stärkeres Aroma und diese klein gehackten Kräuter oder was auch immer es war, es war vorzüglich. Mit Lust verspeiste er den gesamten Salat auf seinem Teller, obwohl er ihn vorher so gut wie nie beachtet hatte. Cassandra stocherte lustlos in ihrem herum.
„ Schmeckt es Euch nicht, meine Schöne?“, fragte James, als er mit seiner Vorspeise fertig war.
„ Doch, es ist nur, dass mir der Appetit fehlt, James“, erwiderte sie mit Blick auf ihr Essen.
Er empfand sie als abweisend, seit er zurückgekehrt war.
Mira kam mit den nächsten beiden Tellern, Margret hatte sich selbst übertroffen, denn es duftete
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