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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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herabnickten.
    »Hm«, brummte der Lehrer nur und wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ist er schön, mein Weizen?«, wollte Simsala gern wissen. »Schön ist er schon«, erwiderte Herr Martin endlich, »nur Weizen ist es nicht geworden. Der sieht ein bisschen anders aus. Hast du noch keinen gesehen?« Das Kind schüttelte den Kopf.
    »Bei uns zu Hause gibt es keine Felder. Da ist es eher kahl.«
    Der Lehrer seufzte.
    »Und wenn du dich doch ein wenig geduldest und es Sonne, Wind und Regen überlässt, den Weizen in ihrem eigenen Tempo hervorzuzaubern? Was meinst du?« Der kleine Zauberer war unschlüssig. Er hatte es mit den Sonnenblumen so gut gemeint.
    »Pass mal auf, Simsala«, schlug Herr Martin vor, »ich will heute nachmittag meiner Verlobten einen Besuch machen. Da wäre es schön, wenn ich ein paar Blumen mitbringen könnte. Die Sonnenblumen sind allerdings etwas groß dafür. Aber vielleicht könntest du sie ja dazu überreden, sich in rosa Rosen umzaubern zu lassen. Meinst du, dass das geht?«
    »Dann müssen Sie aber weggucken«, erwiderte der kleine Zauberer.
    Der Vorschlag des Lehrers schien ihm zu gefallen. Also drehte Herr Martin sich um und hielt obendrein noch die Hand vor die Augen.
    »Müssen sie unbedingt rosa sein?«, hörte er den kleinen Zauberer fragen, und ohne zu überlegen, nickte er heftig mit dem Kopf.
    »Jetzt«, sagte Simsala endlich, und der Lehrer durfte wieder schauen.
    Na, so etwas. Wo eben noch Sonnenblumen in stolze Höhe emporgeragt waren, wuchsen nun tatsächlich Rosen, zwar nicht am Stock, sondern direkt aus der braunen Erde. Doch es waren eindeutig Rosen: hier eine und da eine und dort eine. Aber was war das nur für eine eigenartige Farbe? Gewiss ein höchst merkwürdiges Rosa, hier eher grau, dort eher grün. Da erst erinnerte sich der Lehrer, dass Simsala ja etwas farbenblind war, dass er Rot und Grün nicht unterscheiden konnte. »Danke, mein liebes Kind«, sagte er und pflückte die Zauberblumen, »die Dame, für die sie gemeint sind, wird sich über den Strauß sehr freuen.«
    Die Dame, das war seine Verlobte, Fräulein Dorothea Haller, der er schon viel von dem kleinen Zauberer erzählt hatte. Herr Martin war sich sicher, dass ihr auch graue Rosen recht waren.

Tolle Aussichten
    Als Simsala nach Hause kam, saß Abra Kadabra Bim in seinem Lehnstuhl und las interessiert in der Zeitschrift »Der Zauberstab«.
    Simsala liebte dieses Blatt, weil es so hübsch bunt war und immer irgendwelche unerwarteten Überraschungen barg. Es konnte geschehen, dass einem, wenn man das Heft aufschlug, alle Buchstaben entgegengepurzelt kamen. Wer den Trick nicht kannte, dem blieb nichts mehr zu lesen übrig; er konnte nur noch die Buchstaben zusammenfegen. Die echten Zauberer kannten den Trick natürlich und konnten leicht machen, dass sich die Buchstaben wieder hübsch in der rechten Reihenfolge auf den Seiten anordneten.
    Manchmal begann »Der Zauberstab« auch zu singen, und einmal hatte es aus ihm hervorgezwitschert wie ein ganzer Vogelchor. Simsala war damals noch nicht in die Schule gegangen und hatte den ganzen restlichen Tag damit zugebracht, die Zeitschrift auf- und zu- und wieder aufzuschlagen, um den Vögeln zuzuhören. Einmal hatte es einen Bericht von einem Zauberer in der Südsee gegeben. Da war Herrn Bim, als er sich/s eben gemütlich gemacht hatte, beim Aufblättern eine große Welle Salzwasser auf den Schoß geschwappt. (Abra Kadabra Bim hatte damals ernsthaft überlegt, ob er den »Zauberstab« abbestellen sollte, hatte dann aber vorgezogen, über die Ferkelei zu lachen, und sie schließlich mit einer kurzen Handbewegung aus der Welt gewischt.) »Gibt's was Besonderes?«, fragte Simsala neugierig. Sein Vater blickte auf. Er sah sehr unternehmungslustig aus.
    »Bist du mir böse, wenn du mal wieder für ein paar Tage Dornröschen spielen musst?«, fragte er den Jungen. »In Indien gibt es einen großen Zaubererkongress; da würde ich gern hinfliegen.«
    Dornröschen spielen hieß, dass Abra Kadabra Bim Simsala einen langen Schlaf mit vielen lustigen Träumen zauberte. Wenn der Junge daraus erwachte, war der Vater von seiner Reise wieder zurück.
    Als er noch ganz klein war, hatte Simsala oft Dornröschen spielen müssen und nichts dabei gefunden. Jetzt aber verzog er traurig das Gesicht.
    »Dann kann ich ja nicht in die Schule gehen«, murmelte er. »Und wäre das so schlimm?«, wollte der alte Zauberer wissen.
    »Sehr«, antwortete Simsala mit Nachdruck.
    »Hm.« Abra

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