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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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nicht, denn da war er bereits eingeschlafen, wie übrigens Ruth, das ganz gewöhnliche Menschenkind neben ihm, auch.
    Frau Reiter klappte das Buch leise zu und schlich sich hinaus. Auch sie war froh, auf diese Weise etwas früher ins Bett zu kommen.
    Zum Frühstück gab es weichgekochte Eier für Simsala und Ruth. Frau Reiter hatte sie in kochendem Wasser über einem von den kleinen Feuerchen auf dem Herd zubereitet. Sie selbst mochte keins.
    Voller Staunen sah der kleine Zauberer, dass Ruth, nachdem sie ihr Ei ausgelöffet hatte, die leere Schale umdrehte und sie ihrer Mutter zuschob.
    »Genau wie zu Hause«, dachte er überrascht und war gespannt, was Frau Reiter tun würde.
    Frau Reiter behauptete, nun doch Lust auf ein Ei zu haben, und klopfte die Schale auf. Enttäuscht musterte sie das leere Innere. Ruth lachte schadenfroh. Simsala sprang auf und schaute ebenfalls verwundert in die leere Eierschale. Das war anders als auf Feste Hokuspokus. Als der kleine Zauberer sein Ei fertig gegessen hatte, bot er es ebenfalls mit umgedrehter Schale Frau Reiter an. Die nickte dem Jungen freundlich zu und sagte: »Das ist aber ganz nett von dir, dass du mir dein Ei schenkst. Hoffentlich ergeht es mir damit aber anders als mit dem von Ruth.«
    Ruth prustete.
    Simsala sagte: »Ich denke schon«, und beobachtete gespannt Frau Reiters Gesicht.
    Ruths Mutter klopfte die Spitze der Schale mit dem Messer auf. Dann sprang sie erschrocken vom Tisch auf. Ein Küken hatte ihr den Kopf entgegengestreckt und piepste leise. Ruth machte große Augen.
    »Hast du mich erschreckt«, rief die Frau, und Simsala schämte sich ein wenig.
    »So machen wir's zu Hause«, sagte er leise und schnippte mit den Fingern.
    Da war das Küken wieder verschwunden. »Schade«, sagte Ruth.
    Frau Reiter wischte sich mit der Hand über die Stirn und meinte leise: »Bei Zauberern geht es doch ein bisschen anders zu als bei uns.«
    »Umgekehrt«, meinte Simsala ebenso leise. Er wollte nicht als Besserwisser erscheinen. Ruth wunderte sich, wie Simsala über Nacht seine Zahn-

    bürste verlieren konnte, und half ihm suchen. Aber sie war tatsächlich spurlos verschwunden. So blieb nichts anderes übrig, als dass der kleine Zauberer ihr zusah in der Hoffnung, dass Zähneputzen vielleicht manchmal ansteckend wirkt.
    Allerdings wurde Simsalas Aufmerksamkeit bald abgelenkt. Es lag da nämlich ein kleiner Teppich, genauer gesagt: eine weiße Badematte. Der kleine Zauberer betrachtete sie mit gerunzelter Stirn und überlegte. Als Ruth fertig war, fragte Simsala: »Du, meinst du, deine Mutter würde mir den Teppich da borgen. Ich bringe ihn auch wieder zurück.«
    »Meinst du die Badematte? Wofür willst du die denn haben?«, fragte das Mädchen erstaunt zurück. »Ich wollte«, stotterte der kleine Zauberer verlegen, »ich dachte -, vielleicht kann sie ja fliegen, verstehst du?« Nein, Ruth verstand nicht, und Simsala musste ihr erst erklären, dass er lieber mit dem Teppich in die Schule fliegen würde. Der Weg über die Straßen erschien ihm zu gefährlich.
    »Versuche halt«, schlug Ruth vor. Simsala nahm die Matte und trug sie ins Kinderzimmer, denn im Bad war es zu eng. Er setzte sich und machte vorsichtig, um nicht gegen die Wand zu fliegen, die wegwerfende Bewegung mit der Rechten. Aber die Matte dachte gar nicht daran, sich vom Boden zu erheben. Sie tat nur einen ganz kleinen Ruck nach vorn, eben stark genug, um den kleinen Zauberer auf den Rücken zu werfen.
    »Dieser Teppich bockt«, sagte Simsala traurig.
    Er rappelte sich wieder auf, nahm die Matte und trug sie zurück ins Badezimmer.
    »Brauchst deiner Mutter nichts zu sagen«, flüsterte er Ruth zu, und die versprach es ihm. So blieb dem kleinen Zauberer keine andere Wahl, als doch noch einmal an der Hand des Mädchens über die Straßen in die Schule zu gehen. Als sie dort ankamen, war er ziemlich übel gelaunt. Bei den goldgerahmten Rektoren zögerte er eine Weile und schaute die alten Herren missbilligend an, die immer noch über den Witz lachten, den einer von ihnen vor Tagen erzählt haben musste. Der kleine Zauberer wies mit den Zeigefingern kurz nach unten. Da ließen die Herren ihre Schnurrbartspitzen hängen und waren wieder ernst, sehr ernst sogar.
    »So«, sagte Simsala schon etwas zufriedener und lief Ruth nach in die la.

Kindergeburtstag
    Mitten in der Nacht erwachte der kleine Zauberer davon, dass Ruth sich am Vorhang zu schaffen machte. »Was ist denn«, fragte er schläfrig, »willst du Sterne

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