Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
nicht traurig.
Plötzlich sprang er jubelnd auf, tanzte fröhlich um seinen Spaten und rief: »Ich schwitze. Hört ihr alle? Ich schwitze wie ein ganz normaler Junge. Das muss ich aber meinem Papa sagen. Wird der staunen.«
Von der ungewohnten Arbeit taten ihm aber auch die Arme weh. Als er den Spaten wieder aufnehmen wollte, fühlte er sich ganz zerschlagen. Gleich würde der Hausmeister wiederkommen und sehen, dass er fast noch nichts geschafft hatte - außer zu schwitzen natürlich. »Ein bisschen zaubern kann doch nichts schaden«, entschuldigte sich Simsala da vor sich selbst, »und es sieht ja niemand.«
Flugs stellte er den Spaten auf den Boden und drehte ihn einmal um sich selbst. Da flog die Erde in weitem Bogen davon. Der Spaten drehte und drehte sich immer tiefer und tiefer, bis der ganze Stiel im Boden verschwunden war. Da schnippte Simsala mit dem Finger. Sogleich kam der Spaten aus dem Loch gefahren und legte sich still und unschuldig auf den Boden.
Simsala kniete nieder und schaute in das Loch. Es war nur tiefste Schwärze zu sehen.
Der kleine Zauberer war mordsmäßig stolz. Er legte sich auf den Boden und streckte einen Arm in das Loch, um zu fühlen, dass er den Grund selbst mit den Fingerspitzen nicht erreichen konnte. Er konnte den Grund nicht erreichen.
Wo nur der Hausmeister blieb? Wie gern hätte er ihm sein Werk gezeigt. Aber Karl hatte im Augenblick wohl Wichtigeres zu tun, als das Loch von Simsala zu bewundern.
Während der kleine Zauberer auf die Rückkehr des Hausmeisters wartete, sann er darüber nach, wofür das Loch wohl gemeint sein könnte. Es kam ihm in den Sinn, dass der Rektor hier vielleicht einen Teich anlegen wollte. »Dafür ist es zu schmal«, entschied Simsala, und der Spaten musste sich noch einmal an die Arbeit machen. Diesmal flog die Erde in dicken Brocken umher. Das Loch wurde schön weit und bekam durch die ausgehobene Erde eine Art Deich.
»Fein«, freute sich der kleine Zauberer, als der Spaten wieder zur Ruhe kam. »Jetzt fehlt nur noch ...« Und er begann ein wahres Feuerwerk an Zaubereien.
Darf man seinen Augen trauen?
Karl hatte im Heizungskeller fast einen Herzschlag erlitten, aber durchaus nicht wegen der Hitze, sondern weil der ganze Fußboden mit Wasser bedeckt war. Zeternd wies Frau Reinicke ihn darauf hin.
»Ist ein Rohr gebrochen?«, staunte der Hausmeister und ließ prüfend seinen Blick über die Wasserrohre unter der Decke wandern.
Und was sah er da? Es hingen dort dicht an dicht Eiszapfen, so lang wie sein Unterarm, und tropften gemütlich vor sich hin.
Das war der Anblick, bei dem ihm fast das Herz stillstand. Doch dazu ließ ihm Frau Reinicke keine Zeit. Sie jagte ihn die Leiter holen, und als er sie herbeigeschleppt hatte, musste er hinaufklettern und die Eiszapfen einen nach dem anderen herunterschlagen. Als das geschafft war, waren Frau Reinicke und Trudel eben mit dem Aufwischen fertig geworden.
Alle drei waren von der Arbeit so erhitzt, dass sie gar nicht bemerkten, wie angenehm kühl es im Heizungskeller war. Deshalb also verzögerte sich die Kaffeepause, und deshalb auch kam der Hausmeister viel später als vermutet zu Simsala zurück.
»Na, wie sieht's aus mit dem Loch«, hatte Karl eigentlich fragen wollen.
Aber fragen konnte er erst einmal gar nichts. Er fand den kleinen Zauberer glücklich lächelnd am Ufer eines kleinen Teiches sitzen. Sanft fielen die grasbewachsenen Ufer zum Wasser ab, auf dem Seerosen schwammen und zwei Schwäne gemächlich ihre Kreise zogen. Auf dem sandigen Grund sah man Fische hin- und herflitzen, und während der Hausmeister vor Staunen nicht wusste, ob er wachte oder träumte, begann plötzlich in der Mitte des kleinen Teiches eine Fontäne zu sprühen. »Fehlt noch was?«, brach Simsala endlich das Schweigen, »oder ist es recht so?«
»Was«, stotterte der Hausmeister, »was ist denn das?«
»Das Loch«, antwortete der kleine Zauberer zufrieden, »das Loch für den Teich, den der Rektor hier anlegen wollte.«
»Was für einen Teich?«, wunderte sich Karl. »Zaunpfähle, hat er gesagt, sollten wir hier einstecken, damit ihr Kinder nicht unbeaufsichtigt vom Grundstück rennt.«
»Ach«, seufzte Simsala und kam vor Enttäuschung nun selbst ins Stottern, »dann -, ja, dann entschuldigen Sie sehr, Herr Hausmeister.«
Ehe Karl sich's versah, hatte die kleine Linke des Kindes die Wischbewegung gemacht.
Der Hausmeister rieb sich die Augen. Das war doch nicht zu fassen. Hatte er nicht eben fast mit
Weitere Kostenlose Bücher