Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
außerordentlich treffend zu sein.
Die Bilder kümmerten sich nicht um seine Meinung, sondern sangen still die nächste Strophe ihres unhörbaren Liedes.
Simsala darf dem Hausmeister helfen
Simsala wusste nicht: War das jetzt eine Belohnung, oder hatte er wieder etwas falsch gemacht? Herr Martin hatte ihn an diesem Morgen, als er und Ruth zur Schule kamen, mit der Nachricht empfangen: »Der Herr Rektor und ich haben besprochen, dass du in den nächsten Tagen nicht in die Klasse zu kommen brauchst. Du darfst Karl, dem Hausmeister, helfen.« Dass Herr Häusler auch wünschte, dass die Rektoren mit ihrem stummen Gesang aufhören sollten, vergaß er zu erwähnen.
Hilfesuchend schielte der kleine Zauberer zu den übrigen Kindern.
Die zogen lange Gesichter und brummten: »Der Simsala hat's gut. Der darf immer was Besonderes.« Da war der kleine Zauberer zufrieden und trabte fröhlich los, den Hausmeister zu suchen.
Er fand ihn im Heizungskeller. Karl wartete schon auf ihn. Ehrlich gesagt schlug sein Herz zum Zerspringen vor Aufregung, dass er den kleinen Zauberer beaufsichtigen sollte.
»Da kommt ja mein kleiner Helfer«, rief er lauter als nötig und versuchte, recht fröhlich dreinzublicken.
Den Satz hatte er mit Frau Reinicke eingeübt. Sie meinte, dass man ein Kind so begrüßen sollte, auch wenn es der Sohn eines Zauberers war. Dann starrte er Simsala grinsend an und wusste nicht weiter.
Simsala lächelte freundlich zurück, trat unsicher von einem Fuß auf den anderen und wusste auch nicht, was er sagen sollte.
»Schön haben Sie es hier unten«, meinte er schließlich und machte eine große Geste mit dem Arm, als böte er den ganzen Heizungskeller zum Verkauf an. »Ja, nicht wahr«, erwiderte Karl, »sehr schön. Wirklich. Nur ein bisschen warm im Sommer«, setzte er nach einigem Überlegen hinzu.
»Ach so?« Simsala wunderte sich. »Ist die Heizung denn nicht ausgestellt?«
Der Hausmeister begann umständlich zu erklären, dass wegen des Warmwassers ein Kessel sommers wie winters beheizt werden müsste und es deshalb hier unten immer unerträglich heiß wäre.
Der kleine Zauberer hörte ihm artig zu und sagte dann: »Vielleicht kann ich ja ein bisschen helfen.« Das erinnerte den Hausmeister daran, dass er mit dem Jungen doch etwas arbeiten sollte. Dass Simsala mit seinen Worten etwas ganz anderes gemeint hatte, merkte er gar nicht.
Er nahm zwei Spaten, die er schon bereitgestellt hatte, und gab Simsala einen davon zum Tragen. »Graben kannst du draußen mit mir«, sagte er, denn das hatte Rektor Häusler vorgeschlagen.
Der kleine Zauberer bestaunte das blanke, wie Silber glänzende Blatt, befühlte andächtig das glatte Holz des Stiels, und sein Herz hüpfte bei der Vorstellung, dass er mit diesem Spaten richtig graben sollte. Schule, meinte er, ist wirklich toll.
Karl ging mit großen Schritten die Treppe hinauf. Simsala zögerte noch einen Augenblick. Als er gewiss war, dass der Hausmeister nichts mehr sehen konnte, deutete er flink mit beiden Zeigefingern auf die Wasserrohre unter der Decke und biss mit den Zähnen so laut aufeinander, dass es richtig klapperte. Dann folgte er dem Hausmeister ans Ende des Schulgrundstücks. »Hier«, sagte Karl, »hier mach mal ein Loch.«
»Und wie groß und tief soll es werden?«, fragte Simsala. Der Hausmeister musterte das Kind. Was konnte der wohl mit dem Spaten wegbringen?
»Fang halt mal an«, sagte er endlich, »mach's so tief du kommst. Den Rest mache dann ich.« Seinen eigenen Spaten warf er auf den Boden, denn es war Zeit für ihn, zur Kaffeepause mit Frau Reinicke und Tru-del zu gehen.
»Komme gleich wieder«, rief er dem Jungen über die Schulter zu und verschwand eilig.
Simsala lachte ihm nach. Wie würde sich der Hausmeister gleich freuen!
Dann nahm er den Spaten in beide Hände. Fröhlich kratzte er damit die Erde auf, schlug, indem er ihn wie eine Axt benutzte, kleine Erdklumpen los und versuchte auf jede Weise, die ihm nur einfiel, ein Loch in den Boden zu bekommen.
Wie man grub, wusste er nicht, und hätte er's gewusst, so hätte es ihm auch nicht viel genützt, denn der Boden war ziemlich hart, und der kleine Zauberer war ziemlich schwach.
Nachdem er sich eine ganze Weile redlich abgemüht hatte, konnte er nicht mehr und musste eine Verschnaufpause einlegen. Er warf den Spaten auf den Boden und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Die Hand wurde ganz nass.
»Weine ich denn?«, wunderte sich der kleine Zauberer. Er war doch gar
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