Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
den eigenen Füßen im Wasser gestanden? Waren da nicht zwei Schwäne gewesen und Seerosen und Fische? Nichts von alledem, Herr Hausmeister.
Es war da nur ein einsamer Spaten am Boden und ein wenig aufgekratzte Erde, wo ein kleiner Junge versucht hatte, ein Loch zu graben.
Und es war da der kleine Junge selbst, und der sah sehr unglücklich aus. Er musste die Nase schniefen und merkte, dass gleich sein Gesicht wieder feucht werden würde. Aber diesmal würde es nicht vom Schwitzen kommen. »Herr Hausmeister«, beeilte Simsala sich zu fragen, um doch vielleicht noch ein Lob zu erhaschen, »war's im Heizungskeller diesmal angenehm?«
»Eine Sauerei erster Güte war's«, grummelte Karl, »Eiszapfen an der Decke, mitten im Sommer. Stell dir das vor. Das soll ein Mensch verstehen. Und drunter Hochwasser. Ich hab bestimmt 'ne Viertelstunde geklopft, bis die Dinger wieder 'runter waren. Und die ganze Zeit hat Frau Reinicke gezetert. Nee, Simsala, das war nicht angenehm.«
»So«, sagte der Junge, »'runtergeschlagen haben Sie sie. Die auch.«
Und jetzt wurden seine Wangen doch nass. Simsala konnte nichts dagegen tun. Nicht mal verhindern, dass seine Schultern so blöd zuckten, konnte er. Karl stand neben dem weinenden Kind und war hilflos. Was machte man, wenn so einer weinte? Endlich legte er ihm seine harte Hand auf die kleine Schulter und brummte: »Lass gut sein, Simsala. Hast fleißig gearbeitet heute, oder? Spring man wieder zu deiner Klasse! Lauf!«
Damit gab der Hausmeister dem Jungen einen leichten Stubs in den Rücken, und der kleine Zauberer setzte sich brav in Bewegung.
Aber in seine Klasse mochte er heute nicht mehr zurückgehen.
Als er an der elektrischen Klingel vorbeikam, schnippte er mit den Fingern, und da läutete die Glocke zum Ende der Stunde.
Simsala hörte die Kinder die breite Schultreppe heruntergetobt kommen. An der Schulpforte sah er seinen Vater warten. Er war aus Indien zurückgekehrt und trug seinen spitzen Zaubererhut und den weiten Umhang mit den Zauberzeichen darauf.
Da rannte der Junge los und warf sich dem alten Zauberer schluchzend in die Arme. Abra Kadabra Bim legte seinen weiten Mantel um das Kind und murmelte etwas. Als die anderen Schüler die Schulpforte erreichten, war von Simsala und seinem Vater nichts mehr zu sehen.
Rektor Häusler bestand darauf, dass der Hausmeister eine Woche Sonderurlaub nahm.
»Sie sind mit den Kräften am Ende, guter Mann«, sagte er freundlich, »da kann sowas schon mal vorkommen.«
»Aber ich habe sie doch wirklich gesehen: die Eiszapfen im Heizungskeller, den Teich und die Schwäne. Ich -« Rektor Häusler nickte beschwichtigend. »Lassen Sie's gut sein, Karl. Glauben Sie mir, nach einer Woche Urlaub sieht die Welt auch für Sie wieder ganz anders aus.« Herrn Martin aber beschied er: »Das mit dem Hausmeister wäre heute beinahe schief gegangen. Der Mann ist nicht richtig im Kopf. Wir können ihm den kleinen Salami Bam nicht noch einmal anvertrauen.«
»Simsala Bim«, bemerkte Lehrer Martin leise.
»Wollen Sie jetzt auch zaubern?«, rief der Rektor ungehalten.
»Er heißt Simsala«, erwiderte der Lehrer freundlich, »Simsala Bim, nicht Salami Bam. Und im Übrigen freue ich mich, dass ich ihn wieder bei mir in der Klasse haben werde. Heute hat er mir schon richtig gefehlt.«
Herr Martin geht zur Post
Doch am nächsten Morgen kam kein Simsala Bim in die la und auch nicht am Tag darauf. Am dritten Tag aber, als es eben zum Ende der Stunde geläutet hatte, flog plötzlich ein Brief durchs offene Fenster direkt auf den Lehrertisch. Darin stand:
Sehr verehrter Herr Martin! Sehr verehrte Kinder der Klasse la!
Da Simsala Bim leider unpässlich ist, kann er bis auf weiteres nicht in die Schule kommen. Ob er wieder in die Schule kommen kann, wenn er nicht mehr unpässlich ist, muss sich zeigen.
Wenn er gesund wäre, würde er euch alle gewiss sehr herzlich grüßen. So grüße ich euch alle sehr herzlich als sein Vater Abra Kadabra Bim Nachdem Herr Martin den Brief vorgelesen hatte, schauten alle recht betreten drein. Simsala war also krank. Aber vielleicht würde er auch gar nicht mehr zu ihnen kommen.
Das fanden alle Kinder sehr schade, und Herr Martin hatte ein ganz komisches Gefühl im Magen, wenn er daran dachte, dass er den kleinen Zauberer vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Da hatte er eine gute Idee.
»Bringt morgen jeder etwas mit, das ihr Simsala schenken möchtet«, schlug der Lehrer den Kindern vor, »dann packen wir ihm
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