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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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Dorothy tauchte auf, sah Jinx und schnitt eine Grimasse.
    »Hier ist es nichts.«
    Schwärze senkte sich über meine Sinne, dann sausten Dorothy und ich auf Skiern die erstarrte, weiße Flanke eines Berges hinunter und lachten über den aufstäubenden Pulverschnee. Wir wurden langsamer und glitten um eine Biegung. Dorothy stürzte, ich setzte zum Stemmbogen an und ließ mich neben ihr im Schnee nieder.
    Sie lachte hell, schob ihre Schneebrille auf die Stirn und legte die Arme um meinen Hals. Aber ich starrte an ihr vorbei – zu Jinx hinüber. Halb verborgen von einem weiß überzuckerten Baum war sie eine stumme, nachdenkliche Zeugin. Und in diesem Augenblick spürte ich sie – die ganze, heimliche Gegenwart Dorothy Fords heimlicher Gedanken, bohrend, zusammen mit den erregenden Stromstößen in den Schichten des Hirnrindengewebes.
    Ich hatte die Resonanzwirkung vergessen, ich hatte nicht mehr daran gedacht, daß gemeinsame Stimulierung zu einem unwillkürlichen Aufgeben des Denkens bei einem der Beteiligten führen konnte.
    Ich fuhr auf dem Sofa hoch und riß den Elektrodenhelm vom Kopf. Dorothy richtete sich neben mir auf und zuckte gleichmütig die Achseln. Dann versah sie eine uralte weibliche Beschuldigung mit neuem Sinn: »Eine Frau kann es ja immerhin versuchen, nicht wahr?«
    Ich sah ihr prüfend ins Gesicht. War sie tief genug gedrungen, um zu erfahren, daß ich nur bei Siskin blieb, weil ich seine Verschwörung mit der Partei sabotieren wollte?
     

8
    Zum erstenmal seit Wochen hatte ich die Last von Fullers Tod abschütteln können. Und die eingebildeten Vorfälle im Anschluß an diesen Unfall waren wie ein Alptraum, der beim ersten klaren Licht des Tages in ein Nichts zusammenschmilzt. Ich war dank Avery Collingsworth von einem unergründlichen Abgrund zurückgerissen worden.
    Pseudo-Paranoia. Das war so logisch, daß ich mich fragte, warum weder Fuller noch ich je auf die Idee gekommen waren, daß die Beschäftigung mit dem Umwelt-Simulator und ihren allzu wirklichen ›kleinen Leuten‹ unvorhergesehene seelische Belastungen hervorrufen mußte.
    Es gab natürlich immer noch eine ganze Reihe von Komplikationen aufzulösen. Dorothy Ford mußte beispielsweise begreifen, daß unsere Eskapade im ›Kortikal-Club‹ mir nichts bedeutet hatte. Obwohl das Bad im Meer sozusagen vergnüglich gewesen war, wollte ich keine Gewohnheit daraus werden lassen. Nicht, nachdem die Hirnrindenreizungserfahrungen so klar bewiesen hatten, daß ich mich dauernd mit Jinx Fuller beschäftigte.
    Dorothy hatte das auch begriffen. Ich erfuhr es am nächsten Morgen, als ich vor ihrem Schreibtisch stehenblieb.
    »Wegen gestern abend, Doug …«, meinte sie zögernd. »Wie gesagt, wir beide haben unsere Aufgabe. Und ich muß loyal bleiben. Ich habe keine andere Wahl.«
    Ich fragte mich, womit Siskin sie beherrschte. Das Damoklesschwert über mir hatte zwei scharfe Schneiden – die Drohung einer verstärkten polizeilichen Untersuchung von Fullers Tod mit mir als Sündenbock und seine vielleicht zu erwartende Weigerung, den Simulator auch nur teilweise für soziologische Forschungen einzusetzen.
    »Wir wissen, woran wir sind«, fügte Dorothy hinzu. »So kann es kein Mißverständnis mehr geben.«
    Sie sah mich zärtlich an und berührte meine Hand. »Doug, wir können uns immer noch amüsieren.«
    Ich blieb unnahbar, weil ich nicht wußte, wieviel von meinen inneren Gedanken sie im ›Kortikal-Club‹ erforscht hatte.
    Die Besorgnis, sie könne meine Absichten erkannt und Siskin darüber berichtet haben, fand zwei Tage später einige Bestätigung. Siskin ließ mich in sein Büro rufen.
     
    Die Luftlimousine setzte weich auf einer Landeplattform vor dem 133. Stockwerk seines Konzernhauptquartiers auf, und Siskin erwartete mich an der Tür zu seinem Arbeitszimmer.
    Er legte mir die Hand auf die Schulter und führte mich über den weichen Teppich zu seinem Schreibtisch. Dort blieb er stehen und starrte durch das riesige Fenster hinaus. Tief unten glich die Stadt einem fernen, verwaschenen Gemälde, durch Nebel und dahintreibende Wolken halb verborgen.
    Er sagte abrupt: »Mit unserem Gesetzentwurf gegen die Test-Interviewer ist etwas schiefgegangen. Man hat ihn zurückgezogen. In dieser Legislaturperiode wird man nichts unternehmen.«
    Ich unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. Allein die Drohung, der Meinungsforschung als öffentlichem Ärgernis den Garaus zu machen, hatte die Offensive des VTI gegen die TEAG gebremst. »Offenbar

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