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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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ohne Widerwillen getan hatte. Entschlossen, einmal mit dem richtigen Fuß auf die Erde zu kommen, führte ich sie in Johns ›Club der sechziger Jahre‹ – exklusiv, teuer, eine Atmosphäre, die, wie in den Anzeigen zu lesen stand, ›seit über zwei Generationen nicht angetastet‹ worden war.
    Der scharfe Geruch des Essens – natürliche Nahrungsstoffe, keine synthetischen –, das in der Küche nebenan zubereitet wurde, machte Jinx endlich neugierig. Während wir auf die Mahlzeit warteten, ließ sie sich von der Harmonie der Antiquitäten ringsum aufheitern – den zweckbestimmten Stühlen und Tischen, merkwürdig anzuschauen mit ihren ›Tischdecken‹; Glühbirnen; ein Streichorchester, das Rock-’n’-Roll-Musik spielte. Eine Kellnerin, die unsere Bestellung aufnahm und später das Essen brachte, war der krönende Anachronismus, um Jinx endgültig in gute Laune zu versetzen.
    »Das ist wirklich eine großartige Idee!« rief sie vor ihrem Salat aus echten, grünen Pflanzen.
    »Fein. Ich finde, wir sollten das öfter tun.«
    »Das finde ich auch.«
    Hatte ich eine Spur von Zurückhaltung entdeckt? War sie immer noch argwöhnisch?
    Ich nahm ihre Hand.
    »Hast du schon einmal von Pseudo-Paranoia gehört?«
    Sie runzelte verwirrt die Stirn.
    »Ich auch nicht«, fuhr ich fort, »bis ich mich mit Collingsworth unterhalten habe. Er erklärte mir, daß das, was ich durchmache, nur die psychologische Wirkung der Arbeit mit dem Simulator ist. Was ich sagen möchte, Jinx: Ich war bis vor ein paar Tagen nicht ganz klar im Kopf, aber jetzt ist alles in Ordnung.«
    Obwohl sie mich aufmerksam ansah, wirkte ihr Gesicht ein wenig starr – sie war sanft und schön, aber gleichzeitig kalt und abwesend.
    »Ich bin froh, daß alles wieder im Lot ist«, sagte sie schlicht.
    Irgendwie lief es nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir schwiegen fast während des ganzen Essens. Schließlich nahm ich mir vor, nicht mehr länger zu zögern. Ich beugte mich über den Tisch.
    »Collingsworth hat gesagt, daß diese Störungen nur vorübergehend waren.«
    »Er hat sicher recht.«
    Aber es klang nicht überzeugt.
    Ich griff nach ihrer Hand. Sie zog sie weg.
    Entmutigt sagte ich: »Erinnerst du dich an die Nacht, in der wir hinausgefahren sind? Du hast mich gefragt, was ich im Leben finden will.«
    Sie nickte.
    »Ich hab’ mir das alles eigentlich ganz anders gedacht«, beschwerte ich mich.
    Sie starrte mich an, Unentschlossenheit in den Augen.
    »Hast du nicht gesagt, du hättest nie aufgehört, an mich zu denken?« fragte ich verwirrt.
    »Oh, Doug – reden wir nicht davon! Bitte jetzt nicht!«
    »Warum jetzt nicht?«
    Sie antwortete nicht. Zuerst glaubte ich, sie sei auf der Flucht vor etwas Geheimnisvollem, Unheimlichem. Dann hatte ich mir eingebildet, daß sie sich nur vor mir fürchtete. Jetzt wußte ich nicht mehr, was ich denken sollte.
    Sie deutete auf ihre angeblich glänzende Nase, entschuldigte sich und ging durch das Lokal, graziös und bewundernde Blicke auf sich lenkend.
    Dann verkrampften sich meine Hände zu Fäusten und ich sackte zusammen. Ich saß minutenlang zitternd da und versuchte, mich vor dem Sturz in einen gähnenden, dunklen Abgrund zu bewahren. Der Raum schwankte, verschwamm, und tausend brennende Ströme rasten durch meinen Schädel.
    »Doug! Bist du krank?«
    Jinx’ besorgte Stimme, die Berührung ihrer Hand auf meiner Schulter holten mich zurück.
    »Halb so schlimm«, log ich. »Ich hab’ plötzlich Kopfschmerzen.« Aber als ich mir den Mantel holte, machte ich mir Gedanken über Collingsworths Zusicherung, daß die Bewußtseinsstörungen nur psychosomatischer Natur gewesen waren. Vielleicht waren das nur noch die Nachwirkungen, mit denen ich mich noch eine Weile herumzuplagen hatte, obwohl das eigentliche Leiden schon geheilt war.
     
    Meine Bedrückung verstärkte das Schweigen zwischen uns noch, als ich Jinx nach Hause fuhr. An ihrer Tür nahm ich sie bei den Armen und zog sie an mich. Aber sie wandte ihr Gesicht ab. Es war, als habe sie den ganzen Abend nur ein Ziel im Auge gehabt – mich zu entmutigen.
    Ich öffnete die Tür und stieg aus. Und dann setzte sie ihrem Wankelmut die Krone auf, als sie mit leiser, unsicherer Stimme sagte: »Ich seh’ dich doch wieder, Doug?«
    Als ich mich schließlich doch umdrehte, war sie schon im Haus verschwunden.
    Ich konnte nicht zulassen, daß der Abend so endete. Es gab nur eines – ich mußte eine Erklärung für ihr Verhalten verlangen. Ich erreichte

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