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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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das, außer …
    Aber natürlich! Sobald ich mich, nachdem ich über einen Beobachtungsschaltkreis mein Ich in den Simulator projiziert hatte, zurückzog – tat ich genau dasselbe!
    Jinx war also weder eine Kontakt-Einheit noch ein Reaktionswesen – sie war die Projektion einer wirklichen Person in der Oberen Realität!
    Aber immer noch blieben offene Fragen. Warum war ich nicht einfach, wie andere ID-Einheiten auch, auf die Tatsache umorientiert worden, daß es Lynch nie gegeben hatte?
    Überdies mußte der Große Simulektroniker sich doch häufig auf empathische Weise mit Collingsworth in Verbindung gesetzt haben, um ihn für die Zerstörung von Fullers Simulator immer wieder neu zu programmieren. Warum hatte er also nicht schon früher von Avery erfahren, daß ich mich von meinen Überzeugungen, was die wahre Natur der Wirklichkeit anging, nicht abbringen ließ?
    Das Knirschen und Krachen eines fallenden Baumes riß mich aus meiner Versunkenheit. Erstaunt sah ich nach oben. Eine riesige Fichte neigte sich über mich!
    Ich bemühte mich verzweifelt, dem stürzenden Baum zu entkommen, aber die Erde erzitterte unter dem Aufprall des Stammes und das Geäst warf mich zu Boden.
    Durcheinandergeschüttelt stand ich auf und wich zurück, die offene Wunde betastend, die mir einer der Äste ins Gesicht gerissen hatte.
    Plötzlich dröhnte mein Schädel wieder, und da war wieder die höhnende, ekelerregende Wirkung eines fehlerhaften Kontakts! Ich raste zur Kabine, verzweifelt bemüht, die unablässigen Schmerzen dissonanter Empathie zu unterdrücken. Ich erreichte den Rand der Lichtung mit tobendem Schädel und verschwommenem Blick, und ich blieb wie angewurzelt stehen. Ein großer, schwarzer Bär beroch Jinx’ Flugwagen. Er fühlte meine Gegenwart und drehte sich um. Aber ich ging kein Risiko mehr ein. Ich tötete ihn mit einem bleistiftdünnen Laserstrahl.
    Das mußte den ›Steuermann‹ einer freudig erwarteten, sadistischen Befriedigung beraubt haben.
    Als das Tier zusammensank, riß das Empathieband, und ich war von der Qual befreit.
    Aber jetzt gab es keinen Zweifel mehr daran, daß ich aus dem Wald verschwinden mußte. Hier gab es zu viele Elemente der Natur, die man gegen mich manipulieren konnte. Wenn mir überhaupt eine Chance blieb, dann in der Stadt – wo der Steuermann nicht dieselbe Freiheit besaß, meine unechte Umwelt gegen mich umzuprogrammieren.
    Im Bungalow verband ich meine Armwunde und schmierte Salbe auf die Rißverletzung an der linken Wange, die von der Schläfe bis zum Kinn verlief.
    Trotz des erstickenden Nebels aus Angst und Verzweiflung konnte ich jedoch irgendwie über Jinx nachdenken. Hatte sie jemals wirklich gelebt? Hatte es in meiner Welt überhaupt eine Jinx Fuller gegeben? Oder war sie die ganze Zeit nichts als eine Projektion gewesen?
    Ich griff nach meinem Jackett, während ich die letzte bittere Ironie schmeckte, daß ich mich in sie verliebt hatte. Ich, das bloße Gekräusel einer Illusion – sie eine wirkliche, fühlbare Person. Ich konnte mir ihr spöttisches Gelächter vorstellen, das sich mit dem des ›Steuermanns‹ vermischte.
    Unter der Tür blieb ich plötzlich zweifelnd stehen. Zurück in die Stadt? Wo Siskins Polizei nur darauf aus war, mich abzuknallen? Wo man, selbst wenn ich ihr entgehen konnte, einen sadistischen Verbündeten dort oben hatte, der nur allzu begierig war, sie in der geeigneten Richtung zu programmieren?
    Aus den Augenwinkeln sah ich eine verschwommene Bewegung, und ich duckte mich reflexhaft unter dem Gewirr von Schwingen und einem rauhen Krächzen.
    Aber die Krähe hatte mich nicht absichtlich angegriffen. Verblüfft drehte ich mich um und sah, wie der Vogel in die Küche flog. Meine Neugier besiegte die Vorsicht, und ich betrat das Haus. Der Vogel war am Boden gelandet und hackte mit dem Schnabel an den Knopf zu der Tür des Energieversorgungsschrankes.
    Ich dachte an die blanken Drähte im Inneren. Und einen entsetzlichen Augenblick lang verharrte ich unentschlossen im Bungalow. Dann stürzte ich hinaus, raste halb über die Lichtung, bevor ich mich zu Boden warf.
    Der Bungalow flog donnernd in die Luft, verstreute Schutt über den ganzen Wald und nahm die Garage mit sich.
    Zum Glück traf keiner der umhergeschleuderten Steine und Holzbrocken mich oder Jinx’ Wagen in der Mitte der Lichtung, eine Tatsache, die mich hätte argwöhnisch machen sollen. Ich betrachtete die Verwüstung und war endlich überzeugt, daß ich mein Glück in der Stadt

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