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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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Rotorflügel begannen zu vibrieren. Das Zittern verstärkte sich und bald darauf hatte es den Anschein, als müsse der Flugwagen unter der Vibration bersten. Dann brach die Kuppel auseinander, zersplitterte und flog an meinem Kopf vorbei. Ich starrte hinaus, um zu sehen, wie weit ich noch vom Boden entfernt war. Ironischerweise erkannte ich, daß ich beinahe geradewegs auf das niedrige, breite Gebäude der TEAG zustürzte.
    Ich war jetzt schon so tief, daß ich sogar die Soldaten sehen konnte. Und ich fragte mich, ob der Große Simulektroniker mit seinem brillanten Schachzug mich auf das Gebäude stürzen lassen würde, um gleichzeitig mich und Fullers Maschine zu vernichten.
    Wenn das sein Plan gewesen war, hatte er jedoch das Abschirmnetz rings um die ganze Stadt vergessen. Als der Flugwagen noch knapp sechzig Meter über dem Gebäude war, zuckten drei grellgelbe Strahlen hoch und richteten sich auf das steuerlose Gefährt. Sie absorbierten die Wucht des Absturzes. Langsam sich drehend und präzise zusammenwirkend, transportierten sie mich hundert Meter über dem Boden zur nächsten Empfangsstation.
    Aber der Große Simulektroniker wollte sich eine letzte brutale Geste nicht entgehen lassen. Der Energieerzeuger des Flugwagens ging in Flammen auf und erfüllte die Kabine mit unerträglicher Hitze.
    Ich hatte keine Wahl. Immer noch dreißig Meter über der Landestation sprang ich hinaus. Inzwischen hatte der ›Steuermann‹ die Verbindung gelöst, sonst wäre es ihm leicht gewesen, mich aus dem Abfangstrahl zu bugsieren. Aber statt dessen blieb ich innerhalb des grellen Lichtkegels und wurde ein paar Sekunden vor dem Flugwagen auf der Landefläche abgesetzt. Ich verlor dort keine Zeit. Als Verkehrspolizei und Feuerwehr auf das Landefeld hinausrasten, sprang ich von der Betonpiste, hechtete über den Bürgersteig und landete auf dem langsamsten Rollband. Binnen weniger Sekunden hatte ich mich auf den schnellen Expreßstreifen vorgearbeitet.
    Zwei Häuserblocks danach kehrte ich auf den Bürgersteig zurück und ging so gleichmütig wie möglich in das nächste Hotel.
    Im Foyer verkündete ein automatischer Zeitungsverkäufer die Schlagzeilen des Tages mit unpersönlicher, sanfter Stimme. ›Siskin sagte für morgen vormittag Vorführung des Simulators an! Die Maschine soll das erste Problem menschlicher Beziehungen lösen!‹
    Aber Siskins Strategie war von geringem Interesse für mich, als ich mit dem Transportband durch das Foyer glitt und hinter einer riesigen Topfpflanze zwei Stühle fand. Erschöpft und mutlos ließ ich mich auf einen davon sinken.
    »Doug! Oh, Doug! Wach auf!«
    Irgendwie mußte die Erschöpfung Schlaf gebracht haben, aber ich schwamm müde zum Bewußtsein hinauf, zuallererst die prickelnde Taubheit in meinen Beinen spürend.
    Dann öffnete ich die Augen und sah Jinx neben mir sitzen. Ich zuckte zusammen. Sofort legte sie mir die Hand auf den Arm.
    Ich sprang auf und versuchte in den überfüllten Saal des Foyers zu gelangen. Aber meine Beine knickten unter mir ein, und ich wäre beinahe gestürzt. Ich stand schwankend und zitternd da, verzweifelt bemüht, einen Fuß vor den andern zu setzen. Sie stand auf und schob mich auf den Stuhl zurück.
    Verwirrt starrte ich meine Beine an.
    »Ja, Doug«, sagte sie. »Ich hab’ es tun müssen – damit du mir nicht davonlaufen kannst.«
    Jetzt sah ich auch die Wölbung der kleinen Strahlenpistole in ihrer Handtasche.
    »Ich weiß – alles«, stieß ich hervor. »Du gehörst nicht zu uns! Du bist nicht mal eine Reaktions-Einheit!«
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich keinerlei Überraschung, nur gequälte Unsicherheit.
    »Das ist wahr«, sagte sie leise. »Und jetzt wird mir auch klar, wieviel du weißt. Aber vor einer Stunde hatte ich noch keine Ahnung – im Bungalow. Deswegen bin ich in den Wald gegangen. Ich mußte herausfinden, wieviel du dir selbst zusammengeklaubt hattest, oder wieviel er dich hat begreifen lassen.«
    »Er? Wer?«
    »Der Simulektroniker.«
    »Es gibt ihn also? Das hier ist eine simulektronische Welt?«
    Sie sagte nichts.
    »Und du bist eine – eine Projektion?« fragte ich.
    »Nur eine Projektion.« Sie ließ sich auf den Stuhl sinken.
    Ich glaube, ich wäre weniger verzweifelt gewesen, wenn sie es bestritten hätte. Aber sie saß mit finsterem Gesicht da, ohne mir einen Hoffnungsschimmer anbietend, mir nur Zeit lassend, ganz zu begreifen, daß ich nicht mehr als eine Reaktions-Einheit war. Im Gegensatz zu ihr, einer wirklichen,

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