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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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suchen mußte.
    Sechshundert Meter über dem Wald versagte die Energiezufuhr. Ich schaltete auf das Notaggregat um, und die Flügel begannen sich wieder zu drehen. Aber der Motor hustete krampfhaft, und bei jeder Störung stürzte der Wagen dreißig Meter hinunter.
    Ich mühte mich verzweifelt mit dem Steuerknüppel ab, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Endlich gelang es mir, das Gefährt in Richtung See zu steuern, in der Hoffnung, daß ein letzter Energiestoß die Landung abfedern würde.
    Diesen Augenblick benützte der Große Simulektroniker, um sich wieder in meine Wahrnehmung einzuschalten. Die Qual des fehlerhaften Kontaktes war diesmal jedoch nicht so unerträglich. Das konnte nur daran liegen, daß meine hoffnungslose Lage dem Steuermann Spaß bereitete.
    Schlagartig begann ein starker Gegenwind Schaumkronen auf dem See hervorzuzaubern, und die Neigung meines Absturzwinkels wurde immer stärker. Ich mußte auf die Bäume stürzen, bevor ich das Ufer erreichte.
    Aber ein unerwarteter Energiestoß beförderte mich über die letzten Wipfel hinweg, und ein weiterer Stromzufluß federte den Flugwagen genau eineinhalb Meter über dem aufgepeitschten Wasser ab.
    Mit weiß hervortretenden Knöcheln am Steuer saß ich zitternd und schwitzend da, als das Gefährt wieder gen Himmel stieg.
    Ich konnte die ekstatische Reaktion des Großen Simulektronikers spüren, und ich wußte durch die Intensität seiner Gefühle, daß ich nicht so leicht davonkommen würde. Ich bereitete mich auf alles vor, während das Fluggefährt, immer noch steigend, in Richtung Stadt schwebte.
    Bei Fullers Simulator konnte man die Kontakte, wie ich mich entsann, derart verändern, daß gegenseitige Empathie zustande kam. Dieser Methode bediente man sich zum Beispiel, wenn ich mich mit Phil Ashton in Verbindung setzen wollte, ohne mich in seine Welt zu projizieren.
    Ich versuchte, entlang dem empathischen Band zurückzugreifen, während ich mir klar darüber war, daß der ›Steuermann‹ meine Absicht erkannte. Aber ich vermochte durch seine Sinne nichts wahrzunehmen. Die Verbindung war nur nach einer Seite offen. Trotzdem konnte ich seine Gegenwart beinahe spüren. Es war, als lernte ich ihn kennen. Und der lebhafteste Eindruck, den ich gewann, verriet bösartige, sadistische Absichten.
    Dann runzelte ich verwirrt die Stirn. Ich hatte einfach das Gefühl, daß das zwischen uns vorhandene Band nicht nur auf Empathie beruhte. Irgendwie schien eine gewisse Ähnlichkeit zwischen uns beiden angedeutet zu werden. Physisch? Charaktermäßig? Oder war das nur eine Spiegelung unserer analogen Umwelt, daß jeder in seiner eigenen Welt Simulektroniker war?
    Ohne weitere Eindrücke von Seiten des Großen Elektronikers stoppte ich den Aufstieg in tausend Meter Höhe, kippte den Flugwagen und raste auf die Stadt zu. Die Glas- und Betonfinger der Metropole ragten, nur wenige Kilometer von mir entfernt, in die Höhe.
    Würde ich es schaffen? Ich lehnte mich entmutigt zurück. Wollte ich es schaffen? Draußen im Wald, allein mit dem ›Steuermann‹ und seiner feindseligen Natur, hatte ich kaum eine Chance, zu überleben. In der Stadt dagegen gab es keine Tiere, die man auf Angriff zu programmieren vermochte. Aber wie stand es mit den unbelebten Dingen? Dem hochpeitschenden Teil eines plötzlich auseinanderreißenden Rollbandes? Einer stürzenden Mauerkrone? Einem steuerlosen Flugwagen?
    Besorgt starrte ich durch die Plexikuppel zu einer kleinen, grauen Wolke hinüber, die den Horizont in zwei Hälften teilte. Sie wuchs mit alarmierender Schnelligkeit, während mich der Flugwagen geradewegs auf sie zutrug. Ich versuchte, sie zu umfliegen, aber es war zu spät.
    Im nächsten Augenblick befand ich mich in einem schwirrenden, zuckenden Schwarm – rotgeflügelter Amseln? In tausend Meter Höhe? Sie knallten gegen den Wagen, zerplatzten an der Plexikuppel. Sie wurden zu Hunderten durch die Ansaugschächte hereingezogen. Die Rotorflügel ächzten und hämmerten gegen die nahezu feste Masse, kaum vorankommend. Der Motor hustete und heulte, verstummte, wurde wieder laut – und das Ganze begann wieder von vorn.
    Der Wagen stürzte nach unten. Ich zuckte zusammen, als der Große Simulektroniker sich wieder einschaltete. Auch jetzt war die Empathie-Verbindung erträglich. Und auch jetzt hatte ich sofort wieder den Eindruck, daß die Person, die sich an meiner verzweifelten Angst labte, eine gewisse unbegreifliche Ähnlichkeit mit mir hatte.
    Die demolierten

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