sind große Klasse
aus gerne“, bestätigte Hanni.
„Dann sollten wir jetzt schlafen“, schlug Nanni vor und gähnte. „Es ist elf vorbei.“
Als das Eichhörnchen zurückkam, schliefen die Zwillinge. Es sprang vom Fensterbrett ins Zimmer, suchte vergeblich nach etwas, das ihm schmeckte - die Bonbons auf dem Tisch mochte es nicht und die Haselnüsse lagen in Nannis Nachttischschublade. Das Eichhörnchen spazierte herum, dann verschwand es wieder. Die Silberspur des Mondes wanderte von Nannis Bett zum Teppich und dann hinüber zu Hanni.
Treffpunkt Kastanie
Die Klasse schäumte vor Wut, als die Mädchen erfuhren, was Trix getan hatte. Vermutlich getan, berichtigte Nanni. Es sah so aus. Aber ganz genau wusste es niemand.
Ein paar meinten, so etwas ginge zu weit. Hanni sollte mit Frau Theobald reden, und wenn die Trix von der Schule wies, geschähe es ihr recht. Doch die meisten waren der Ansicht, man müsste mit Trix selbst reden. Wenn sie alles bereute, wenn sie verstand, wie gemein sie gewesen war, und wenn sie sich vornahm, sich zu bessern ... dann war es gut.
Beim sonntäglichen Mittagessen wurde Trix von ihren Mitschülerinnen deutlich kühl behandelt. Sie wurde beinahe geschnitten. Sie spürte es natürlich und hätte sich am liebsten in ihr Bett verkrochen wie gestern. Aber das ging nicht. Zum Nachtisch gab es Vanillepudding mit Brombeeren. Trix brachte kaum ein paar Bissen hinunter. Der Kloß in ihrem Magen war zu groß, die Schmetterlinge der Angst und des Schuldbewusstseins flatterten wie verrückt. Sie bot Elli den Pudding an, aber die war schon satt. Anne aß ihn mit Vergnügen.
Nach dem Essen nahm Nanni sie beiseite. „Hör mal, Trix“, sagte sie halblaut, denn die Mädchen der anderen Klassen mussten nicht unbedingt wissen, dass es hier ein Problem gab. „Wir haben etwas mit dir zu besprechen. Hanni vor allem. Am besten treffen wir uns jetzt gleich im Garten, ganz hinten bei der Kastanie. Da kann man ungestört reden.“
„Reden? Worüber?“, wehrte sich Trix.
„Das weißt du“, antwortete Nanni.
„Nein, das weiß ich nicht“, beharrte Trix, obwohl die Schmetterlinge der Angst in ihrem Magen eine Tarantella tanzten. Aber sie wollte nichts zugeben. „Wenn ihr die Absicht habt, mir vorzuwerfen, dass ich nicht endlos auf Hanni gewartet habe - bitte sehr. Ich finde das übertrieben. Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie nachher mit dem Rad verunglückt, oder?“
„Natürlich nicht“, nickte Nanni. „Darum geht es auch nicht. Nicht einmal darum, dass du dich vielleicht vorher darum hättest kümmern sollen, wohin Hanni verschwunden war. Darüber möchten wir nämlich mit dir sprechen: Warum Hanni dich warten ließ ...“
„Also ...“, fing Trix an.
Nanni unterbrach sie.
„In fünf Minuten bei der Kastanie!“
Trix nickte. „Gut. Ich komme.“
Als Trix erschien, waren die anderen schon vollzählig da. Das hier war wichtiger als Musik hören, stricken oder im Schwimmbecken plätschern. Trix hätte sich ein Mauseloch gewünscht oder ein Plätzchen in der Wüste, sie wäre auch gern da gewesen, wo der Pfeffer wächst. Doch sie wusste, dass sie keine Wahl hatte. Wenn sie sich drückte, würden Hanni, Nanni oder eine andere Frau Theobald erzählen, was sie zu wissen glaubten - und was leider die Wahrheit war.
Wenn sie es nur ungeschehen machen könnte. Doch dazu war es zu spät.
Die Mädchen saßen im Kreis.
„Setz dich“, sagte Jenny.
Dann erzählte Hanni noch einmal, was ihr am Samstagvormittag im Kaufhaus Obermüller passiert war. Trix hörte kaum zu. Sie wusste, was sich abgespielt hatte. Und das, was sie nicht wusste, konnte sie sich denken. Es war ja genau das gewesen, was sie bezweckt hatte. Sie hatte gewollt, dass man Hanni als Diebin verdächtigte und sie so lange festhielt, bis es für das Wettspiel zu spät war. Sie hatte gelogen, als sie sagte, sie müsste aufs Klo. Sie war durch den Personalausgang zu ihrem Rad gegangen und nach Lindenhof zurückgefahren.
Als Hanni fertig war, erzählte Nanni die Geschichte von dem blauen Seidentuch, das Trix in ihrer Tasche gehabt und nicht bezahlt hatte.
Dann wurde es still. Ein freundlicher Spätsommernachmittagswind rauschte in den Kastanienblättern. Einen Moment lang überlegte Trix, dass sie eine Chance hätte zu kämpfen. Hanni konnte nicht beweisen, dass sie es gewesen war, die ihr die Shorts und das Stirnband in den Korb gelegt hatte. Und das blaue Tuch befand sich jetzt in Tessies Schrank. Von dem rosa Schal, den sie Bobby
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