Sind Sie hochsensibel?

Ganze umso glaubwürdiger.
    Rob und Rebecca unter Beobachtung
    Ungefähr zu der Zeit, als ich mit meinen Untersuchungen zum Thema Hochsensibilität begann, bekam eine Freundin von mir Zwillinge – einen Jungen, Rob, und ein Mädchen, Rebecca. Vom ersten Tag an konnte man einen Unterschied zwischen ihnen bemerken und ich wusste genau, worin er bestand. Die Wissenschaftlerin in mir war entzückt. Nicht nur, dass ich ein hochsensibles Kind würde aufwachsen sehen, sondern ihm stand mit seiner Schwester auch ein Mensch gegenüber, der nichthochgradig sensibel war und der in genau dasselbe Umfeld hinein geboren worden war wie er.
    Rob von Geburt an zu kennen hatte den Vorteil, dass all meine Zweifel über die Vererbung von Persönlichkeitsmerkmalen ausgeräumt wurden. Andererseits stimmt es, dass er und seine Schwester von Anfang an unterschiedlich behandelt wurden – zunächst lediglich aufgrund seiner Sensibilität. Rob und Rebecca sind verschiedenen Geschlechts und damit nicht eineiige sondern zweieiige Zwillinge. Das bedeutet, dass sich ihre Gene nicht mehr ähneln als die üblicher Geschwister.
    Eine weitere Besonderheit dieser psychologischen Traumkonstellation war für mich, dass die mit der Sensibilität normalerweise assoziierte Zuordnung der Geschlechter vertauscht worden war: Rob, der Junge, war der Sensible und nicht das Mädchen Rebecca.
    Während Sie über Rob weiterlesen, wundern Sie sich nicht, wenn Sie ein Echo Ihrer eigenen Gefühle erleben. Der Grund meiner Beschreibung liegt ja darin, dass einiges möglicherweise auch auf Sie zutrifft. Auf diese Weise kehren aus Ihrer frühen Kindheit vielleicht vage Erinnerungen oder Gefühle zurück, deren Verknüpfung mit bestimmten Ereignissen Ihnen bis jetzt nicht bewusst war. Gehen Sie unverkrampft damit um. Beobachten Sie lediglich Ihre Empfindungen. Es könnte allerdings hilfreich sein sie aufzuschreiben. Sie könnten sich beim Studieren der folgenden Kapitel als nützliche Informationen erweisen.
    Schlafschwierigkeiten
    In den ersten Tagen nach ihrer Geburt waren die Unterschiede zwischen Rob und Rebecca bei Ermüdung am deutlichsten. 32 Rebecca schlief schnell ein und wachte auch nicht auf. Rob jedoch blieb wach und schrie – besonders infolge von Veränderungen wie Besuchen, Ausflügen und Ähnlichem. Das bedeutete, dass Mama und Papa ihn durch Schaukeln, Herumwandern, Singen oder Streicheln beruhigen mussten.
    Für ein sensibles Kind, das ein wenig älter ist, lautet der beste Ratschlag, es ins Bett zu bringen und es der Stille und Dunkelheit zu überlassen, um die Übererregung schrittweise zu mildern, denn sie ist der eigentliche Grund für das Schreien. 33 HSM wissen nur allzu gut über diesen Zustand Bescheid, in dem man zu müde ist, um schlafen zu können. Sie sind oft viel zu aufgedreht, um einzuschlafen.
    Ein Neugeborenes eine Stunde lang schreien zu lassen ist allerdings mehr, als die meisten Eltern aushalten können – wahrscheinlich ist es auch nicht sinnvoll, dies zu tun. Ein Säugling wird normalerweise am besten durch gleichmäßige Bewegungen beruhigt. In Robs Fall fanden seine Eltern heraus, dass er in einer elektrisch angetriebenen Schaukel am besten einschlafen konnte.
    Dann folgte das Problem des Durchschlafens. Im Schlafrhythmus eines jeden Menschen gibt es Phasen, in denen man leicht oder schwer geweckt werden kann, aber sensible Kinder scheinen kürzere oder seltenere Tiefschlafphasen zu haben. Und wenn sie erst einmal wach sind, fällt es ihnen anscheinend schwerer wieder einzuschlafen. (Merken Sie sich, dass das wahrscheinlich auch auf Sie zutraf, ob Sie sich nun daran erinnern oder nicht.) Bei unserem eigenen hochsensiblen Kind hängte ich Decken über seine Wiege. In seinem kleinen Zelt war alles ruhig und heimelig, besonders wenn wir ihn in einer ungewohnten Umgebung zu Bett brachten. Manchmal zwingen empfindsame Kinder ihre Eltern eben dazu, sowohl kreativ als auch mitfühlend zu sein.
    Eine Nacht – zwei Kinder
    Als Rob und Rebecca fast drei Jahre alt waren, wurde ihr kleiner Bruder geboren. Mein Mann und ich verbrachten die Nacht dort und schliefen im Ehebett, weil die Eltern ja im Krankenhaus waren. Wir waren gewarnt worden, dass Rob mindestens einmal wach werden würde – vermutlich aufgrund eines Alptraums. Davon hatte er viel mehr als seine Schwester. HSM haben häufig