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Sind Sie hochsensibel?

Sind Sie hochsensibel?

Titel: Sind Sie hochsensibel? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mvg verlag
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seine Augen und Ohren zu oder ging für eine Weile aus dem Zimmer.
    Körperliche Fertigkeiten hatte er langsamer erworben als andere – vielleicht, weil er vorsichtiger war. Bei wilden, rauen Spielen mit anderen Jungen fühlte er sich nicht richtig wohl. Aber er wollte so sein wie sie, gab sich Mühe und wurde deswegen akzeptiert. Und weil er alles in seiner Umgebung so hervorragend mitbekam, ging er bisher auch gerne zur Schule.
    Es gibt noch andere Seiten an Rob, die Dank seines Persönlichkeitsmerkmals nicht überraschen: Er hat eine ungeheure Vorstellungskraft. Alles Künstlerische fasziniert ihn, besonders Musik (was auf viele HSM zutrifft). Er ist lustig und ein großartiger Unterhalter, wenn er sich mit seinem Publikum vertraut fühlt. Seit seinem dritten Lebensjahr denkt er wie ein Rechtsanwalt, weil er Feinheiten sofort bemerkt und kaum merkliche Unterschiede feststellt. Ihm macht es viel aus, wenn andere leiden, und er ist höflich, zuvorkommend und freundlich – außer vielleicht, wenn er zu vielen Reizen ausgesetzt ist. Seine Schwester hat ihre eigenen zahlreichen Tugenden – eine davon ist ihre standfeste Art, die sie zum festen Anker im Leben ihres Bruders macht.
    Was unterscheidet Rob und Rebecca denn nun so gewaltig voneinander und was hat Sie im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen dazu gebracht, so viele Fragen im Eingangstest mit „ja“ zu beantworten?
    Sie sind aus einem anderen Holz geschnitzt
    Jerome Kagan, ein Psychologe an der Universität von Harvard, hat dem Studium der Sensibilität viel Zeit gewidmet. 35 Für ihn istder Unterschied so auffällig wie unsere Augen- oder Haarfarbe. Natürlich hat er dafür andere Namen gewählt: Schüchternheit, Hemmungen oder Ängstlichkeit bei Kindern – Ausdrücke, denen ich nicht zustimmen kann. Aber ich verstehe, dass die Kinder, die er untersucht hat, von außen betrachtet – und besonders in der laborähnlichen Umgebung – vor allem gehemmt, schüchtern oder ängstlich erschienen. Denken Sie daran, während ich über Kagan rede, dass Empfindsamkeit der eigentliche Wesenszug ist, um den es geht. Ein Kind, das innehält und andere beobachtet, kann im Innern vielleicht absolut ungehemmt sein, während es all die Feinheiten verarbeitet, die es wahrnimmt.
    Kagan hat die Entwicklung von 22 Kindern mit diesem Persönlichkeitsmerkmal verfolgt. Außerdem untersuchte er weitere 19 Kinder, die er als „ungehemmt“ beurteilte. Nach Aussage ihrer Eltern litten die „gehemmten“ Kinder im Säuglingsalter häufiger unter Allergien, Koliken, Verstopfung und Schlaflosigkeit als durchschnittlich sensible Kinder. Als diese Kleinkinder zum ersten Mal das Labor betraten, war die Frequenz ihrer Herzschläge vergleichsweise höher und veränderte sich selbst unter Stress nicht mehr. (Herzschläge können kaum schneller werden, wenn das Herz sowieso schon rast.) Wenn man unter Stress steht, weiten sich die Pupillen schneller und die Stimmbänder sind angespannter – die Stimme klingt deswegen dann auch so schrill. Viele HSM werden erleichtert sein zu erfahren, dass dies der Grund ist, weshalb sich ihre Stimme bei nervlicher Erregung manchmal so eigenartig anhört. Die Körperflüssigkeiten (Blut, Urin, Speichel) sensibler Kinder zeigen, dass ein hoher Gehalt an Noradrenalin in ihren Gehirnen vorhanden ist, besonders nachdem die Kinder verschiedenen Stresssituationen im Labor ausgesetzt waren. Noradrenalin ist direkt mit der Erregung der Nerven verbunden. Es ist sozusagen das im Gehirn befindliche Gegenstück zum Adrenalin. Die Körperflüssigkeiten empfindsamer Kinder enthalten auch mehr Cortisol – sowohl bei Stress, aber auch, wenn sie sich geborgen fühlen. Cortisol ist das Hormon,das ausgeschüttet wird, wenn die Nerven mehr oder weniger ständig erregt sind oder man stark angespannt ist. Merken Sie sich dieses Hormon – es kommt später noch einmal vor.
    Kagan hat Säuglinge untersucht, um herauszufinden, welche von ihnen später „gehemmt“ sein würden. Er fand heraus, dass sich etwa 20 Prozent aller Babys extrem reaktiv verhalten, wenn sie verschiedenen Reizen ausgesetzt sind: Sie strecken und beugen ihre Gliedmaßen lebhaft, bäumen sich auf, als ob sie aufschrecken oder ausweichen wollten, und schreien häufig. Ein Jahr später wurden zwei Drittel der so

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