Sind Sie hochsensibel?
das vorübergehende soziale Unbehagen aufgrund von Ãberstimulierung. Sie können sich mit der Situation abfinden, daraus flüchten, die gesellschaftliche Atmosphäre verändern beziehungsweise andere darum bitten, oder etwas anderes tun, um Ihr Wohlbefinden zu steigern, wie zum Beispiel eine Maske aufzusetzen (vgl. dazu die âPersonaâ, S. 156 f.).
In allen Fällen entledigen Sie sich ganz bewusst des Unbehagens. Vergessen Sie also die Vorstellung, dass Ihnen Situationen in Gesellschaft von Natur aus unangenehm sind.
Fünf Möglichkeiten mit nervlicher Ãbererregung in sozialen Situationen fertig zu werden
1. Erinnern Sie sich daran, dass Ãbererregung nicht zwangsläufig Angst ist!
2. Suchen Sie nach anderen HSM und sprechen Sie mit Ihnen erst einmal nur unter vier Augen!
3. Setzen Sie ein, was Sie zur Reduzierung von Anspannung gelernt haben!
4. Entwickeln Sie eine gute âPersonaâ (S. 156 f.) und setzen Sie diese bewusst ein!
5. Erklären Sie anderen Ihre Hochsensibilität!
Unterschätzen Sie niemals, was es heiÃt, wenn Sie sich selbst eingestehen, dass Ihre Nerven angespannt sind â möglicherweise durch etwas, das nichts mit den Menschen zu tun hat, mit denen Sie gerade zusammen sind. Wenn man Sie nach Ihrer nervlichen Anspannung beurteilt, handelt es sich nicht um Ihr wahres ICH, sondern um eines, das vorübergehend von Ãbererregung geplagt wird. Falls und sobald man Ihr gelassenes ICH kennen lernt â dasICH, das auch Feinheiten wahrnimmt â wird man einen positiven Eindruck von Ihnen gewinnen. Sie wissen, dass das stimmt, weil Sie enge Freunde haben, die Sie bewundern.
Als ich mich im mittleren Alter noch einmal an einer weiterführenden Schule einschrieb, kippte ich in der ersten Stunde im Frühstücksraum ein volles Glas Milch über mich, einige andere und über den Boden. Ich war mit niemandem zusammengeprallt, hatte das Glas nur gegen etwas gestoÃen. Dies geschah im Angesicht all meiner zukünftigen Kommilitonen und Lehrer â der Menschen, die ich am meisten beeindrucken wollte. Der bloÃe Schock erhöhte meine ohnehin schon unerträgliche Anspannung noch. Doch Dank meiner Untersuchung zum Thema HSM wusste ich sofort, warum mir das passiert war. Die Unfähigkeit meines Körpers ganz einfach ein volles Glas zu halten war vorhersehbar gewesen. Es war ein schwieriger Tag, aber ich lieà nicht zu, dass die verschüttete Milch mein soziales Unbehagen noch vergröÃerte.
Im Laufe des Tages begegnete ich anderen HSM und das hat mir sehr geholfen. Wir verschütten sozusagen alle einmal Milch. In einer durchschnittlich sozialen Situation müssten etwa 20 Prozent der Menschen HSM sein und weitere 30 Prozent mäÃig sensible Menschen. Studien besagen, dass sich auf einem anonymen Fragebogen 40 Prozent der Leute als schüchtern bezeichnen. 80 In einem Raum voller Menschen befindet sich wahrscheinlich mindestens eine Person mit Ihrem Wesenszug oder mit einem Gefühl sozialen Unbehagens. Fangen Sie den Blick des anderen auf, nachdem Sie im wahrsten Sinne des Wortes oder bildlich gestolpert sind und achten Sie auf den Ausdruck tiefen Mitgefühls â wo sie diesen wahrnehmen, haben Sie einen neuen Freund gewonnen.
Verwenden Sie in der Zwischenzeit alle Vorschläge aus dem 3. Kapitel zur Verringerung Ihrer Anspannung. Gönnen Sie sich Pausen, machen Sie Spaziergänge, atmen Sie tief ein und aus, verschaffen Sie sich auf irgendeine Art und Weise Bewegung.Denken Sie über Ihre Möglichkeiten nach. Vielleicht ist es Zeit wegzugehen, vielleicht gibt es einen besseren Sitzplatz für Sie â am offenen Fenster, am Gang oder an der Tür. Denken Sie an einen Ort der Ihnen Geborgenheit vermittelt: In wessen oder welcher ruhigen und vertrauten Gegenwart könnten Sie sich jetzt geborgen fühlen?
An jenem ersten Tag an der weiterführenden Schule gab es Momente, in denen ich befürchtete, die anderen würden denken, dass mit mir etwas ernsthaft nicht stimmte. Für den durchschnittlichen Nicht-HSM konnte ein derartiger Zustand nervlicher Ãbererregung nur schwerwiegende Konflikte und Instabilität bedeuten. Darum wandte ich all meine Tricks an: Ich ging spazieren, meditierte, verlieà den Campus in der Mittagspause und rief zu Hause an, um Trost zu erhalten. Das hatte dann auch die erhoffte Wirkung.
Wir meinen häufig, unsere nervliche
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