Sind Sie hochsensibel?
âschüchternâbezeichneten, und solche, die nicht als schüchtern galten. Im Rahmen dieser Studie, die sich angeblich mit den Auswirkungen von Lärm beschäftigte, verbrachte jede Frau Zeit mit einem Mann. Dieser Mann, der nicht wusste, ob die jeweilige Frau schüchtern war oder nicht, war angewiesen worden, sich mit den Frauen auf die gleiche Weise zu unterhalten. Der Knackpunkt bestand darin, dass einige der so genannten schüchternen Frauen glauben gemacht wurden, dass ihre Ãbererregung, ihr Herzklopfen und Pulsrasen auf den bestehenden Lärm zurückzuführen sei.
Das Ergebnis war, dass jene Frauen, die glaubten, ihre Ãbererregung sei auf den Lärm zurückzuführen, sich genauso angeregt unterhielten wie die nichtschüchternen Frauen. Sie übernahmen sogar die Führung und bestimmten das Thema der Unterhaltung in gleicher Weise, wie es die Nicht-Schüchternen taten. Die andere Gruppe der schüchternen Frauen, der man keinen offensichtlichen Grund für ihre nervliche Erregung genannt hatte, redete sehr viel weniger und lieà den Mann den Verlauf der Unterhaltung wesentlich bestimmen. Nach Abschluss des Experiments lieà man den jungen Mann raten, welche Frauen schüchtern seien. Er war nicht in der Lage, die nichtschüchternen Frauen von den schüchternen zu unterscheiden, die man im Glauben gelassen hatte, ihre nervliche Erregung sei auf den Lärm zurückzuführen. Diese Frauen verhielten sich weniger schüchtern, weil sie annahmen, dass es keinen sozial bedingten Grund für ihre nervliche Ãbererregung gäbe. Sie gaben auÃerdem an, dass sie sich nicht als schüchtern empfunden hätten und die Erfahrung wahrhaftig genossen hätten. Als sie gefragt wurden, ob sie es vorziehen würden, beim nächsten Mal für sich zu bleiben, wenn sie an einem Experiment mit Lärmbeschallung teilnähmen, verneinten dies in der Tat zwei Drittel â verglichen mit nur 14 Prozent der tatsächlich schüchtern reagierenden und 25 Prozent der nichtschüchternen Frauen. Offensichtlich fühlten sich die Frauen besonders wohl, nur weil sie dachten, ihre nervliche Ãbererregungsei durch etwas anderes als durch Schüchternheit hervorgerufen worden.
Rufen Sie sich dieses Experiment in Erinnerung, wenn Sie sich das nächste Mal in Gesellschaft anderer überstimuliert fühlen. Ihr Herz kann aus einer ganzen Reihe von Gründen klopfen, die in keiner Weise etwas mit den Menschen zu tun haben, mit denen Sie zusammen sind. Vielleicht ist der Lärmpegel zu hoch oder Sie machen sich um etwas anderes Sorgen, das nichts mit der Person zu tun hat, mit der Sie zusammen sind. Machen Sie also weiter, ignorieren Sie die anderen Ursachen (falls Sie können) und amüsieren Sie sich.
Ich habe Ihnen drei gute Gründe dafür geliefert, warum Sie sich nicht länger als schüchtern bezeichnen sollten. Der Begriff ist ungenau, negativ und funktioniert wie die berühmte sich selbsterfüllende Prophezeiung. Lassen Sie sich auch nicht von anderen als schüchtern abstempeln. Sagen wir es so: Es ist Ihre Pflicht, dieses soziale Vorurteil aus der Welt zu schaffen, denn es ist nicht nur ungerecht, sondern â wie im 1. Kapitel besprochen â gefährlich, da es dazu führt, dass die nachdenklichen, leisen Töne von HSM ungehört verklingen, weil es ihr Selbstbewusstsein herabsetzt.
Wie Sie über Ihr soziales Unbehagen denken sollten
âSoziales Unbehagenâ (ich ziehe diesen Begriff der Bezeichnung âSchüchternheitâ vor) ist nahezu in allen Fällen auf Ãberstimulierung zurückzuführen. Diese führt dazu, dass Sie nicht sozial kompetent handeln, sprechen oder auftreten. Es kann auch die groÃe Angst davor sein, in einen Zustand der Ãberstimulierung zu geraten; was im Normalfall ausreicht, um in Ihnen ein Gefühl der Anspannung hervorzurufen.
Vergessen Sie nicht, dass Unbehagen etwas Vorübergehendes ist und Ihnen Wahlmöglichkeiten lässt. Nehmen wir einmal an, Ihnen ist unangenehm kalt. Sie haben dann die Möglichkeit, es zu erdulden, eine angenehmere Umgebung aufzusuchen, sich einenMantel anzuziehen, Wärme zu erzeugen, indem Sie ein Feuer machen, die Heizung aufdrehen oder die Verantwortlichen darum bitten, das zu tun. Das einzige, was Sie nicht tun sollten, ist sich selbst vorzuwerfen, dass Sie von Natur aus zu kälteempfindlich sind.
Das Gleiche gilt für
Weitere Kostenlose Bücher