Sind Sie hochsensibel?

introvertierten zusammentrafen, fanden sie es gut, nicht so heiter sein zu müssen, und umgekehrt empfanden die Introvertierten das Gespräch mit den Extravertierten als erfrischend. Thorne vermitteltuns mit diesem Experiment, dass jeder Typus etwas zu dieser Welt beiträgt, das gleich wichtig ist. Da jedoch der introvertierte Lebensstil so unterbewertet wird, ist es gut, wenn wir die Tugenden der Introvertierten noch einmal betonen.
    C. G. Jung über den introvertierten Lebensstil
    C. G. Jung verstand den Zustand der Introvertiertheit als ein grundlegendes Problem, das zu bedeutenden Auseinandersetzungen in der Philosophie und Psychologie geführt hat. Dabei laufen die meisten dieser Konflikte auf die Frage hinaus, ob die äußeren Einflüsse selbst oder ob die innere Bewertung dieser Einflüsse wichtiger ist, um eine Situation oder ein Thema zu begreifen.
    Jung sah diese zwei Lebenseinstellungen als etwas an, das sich bei den meisten Menschen abwechselt, als zwei „gegensätzliche Mechanismen: ein diastolisches Herausgehen an das Objekt und ein Ergreifen desselben, und ein systolisches Konzentrieren und Loslösen der Energie von den ergriffenen Objekten.“ 85 Bei einigen jedoch überwiegt entweder das eine oder das andere. Darüber hinaus standen diese beiden Einstellungen für Jung nicht in direktem Zusammenhang zur Geselligkeit. Introvertiertheit bedeutet hier lediglich sich eher nach innen zu wenden und den Fokus auf das Subjekt, das Selbst, zu richten, anstatt nach außen auf das Objekt. Introvertiertheit entsteht aus einem Bedürfnis heraus, den inneren, subjektiven Aspekt zu schützen, ihn mehr zu schätzen und insbesondere nicht zuzulassen, dass er von der „objektiven Welt“ 86 überwältigt wird.
    Man kann gar nicht genug betonen, welch herausragende Bedeutung Introvertiertheit C. G. Jung zufolge hat:
    Von einem höheren Standpunkt aus gesehen sind solche Menschen lebendige Zeugen für die Tatsache, dass die reiche und vielbewegte Welt und ihr überquellendes und berauschendes Leben nicht nur außen, sondern auch innen ist. 87
    Jung war sich der Vorurteile bewusst, die in der westlichen Kultur gegenüber den Introvertierten bestehen. Er konnte sie tolerieren, wenn sie von den Extrovertierten vorgebracht wurden. Er hatte aber das Gefühl, dass die Introvertierten, die sich selbst unterschätzen, der Welt damit einen wahrhaft schlechten Dienst erweisen.
    Wir brauchen alle Typen
    Manchmal ist es notwendig, dass wir die Welt da draußen einfach nur genießen, so wie sie ist, und dankbar für diejenigen sind, die uns dabei helfen. Das sind die Extrovertierten, die es möglich machen, dass selbst völlig Fremde sich einander verbunden fühlen. Manchmal brauchen wir auch jemanden, der nach Innen blickt – verkörpert durch die Introvertierten, die den entlegendsten Winkeln der persönlichen Erfahrung ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Es geht im Leben nicht nur darum, welche Filme wir gesehen und welche Restaurants wir ausprobiert haben. Manchmal ist es eben unentbehrlich für unsere Seele sehr subtile Fragen zu erörtern.
    Linda Silverman, eine Expertin auf dem Gebiet begabter Kinder, fand Folgendes heraus 88 : Je intelligenter das Kind ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es introvertiert ist. Introvertierte sind überdurchschnittlich kreativ, selbst bei so einfachen Dingen wie einem Rorschachtest * 4 , bei dem sie oft viele ungewöhnliche Antworten geben können 89 . Sie sind auch in gewisser Weise flexibler, da sie manchmal gezwungen sind, Dinge zu tun, die Extravertierte ständig machen, zum Beispiel fremde Menschen treffen und auf Partys gehen. Dagegen können einige Extravertierte es jahrelang vermeiden sich nach innen zu wenden, sich intravertiert zu verhalten. Diese Anpassungsfähigkeit, die einigen Introvertierten eigen ist, ist insbesondere später im Lebenwichtig, wenn man beginnt zu entwickeln, was einem bis dahin gefehlt hat. Dann wird die Selbstreflexion für jeden Menschen wichtig. Kurz gesagt, es kann sein, dass Introvertierte ihre Reife auf viel würdevollere Weise erlangen.
    Sie sind also in guter Gesellschaft. Ignorieren Sie die spitzen Bemerkungen anderer, wenn diese Sie auffordern „ein strahlendes Lächeln aufzusetzen“. Genießen Sie die Leichtfertigkeit der anderen und gestehen Sie sich Ihre persönlichen Eigenheiten zu. Wenn Sie nicht gut