Sind Sie hochsensibel?
zuvor und setzte ihre Position erfolgreich gegen Betty ein. Wieder wurde Betty von einer weiteren, von ihr überidealisierten Führungsperson enttäuscht.
Als ich Betty darum bat, etwas gewiefter und diplomatischer vorzugehen, reagierte sie zuerst so, als hätte ich sie darum gebeten sich schmutzig zu machen. Doch dann hatte Betty einen Traum. Erst erschien ihr ein böser, eingepferchter Ziegenbock, dann ein kleiner StraÃenkämpfer und zum Schluss eine ziemlich gerissene Geschäftsfrau. Als sich Betty ihre Traumfiguren genau ansah, erkannte sie, dass jede dieser Figuren eine Eigenschaft symbolisierte, die sie selbst zwar besaÃ, aber nie eingesetzt hatte, weil sie solch ein Verhalten als zutiefst inakzeptabel unterdrückt hatte. Die Traumfiguren brachten ihr bei, jedem Menschen gegenüberzumindest ein paar gesunde Vorbehalte zu haben â besonders gegenüber jenen, die sie schnell zu idealisieren bereit war (mich eingeschlossen).
Im Laufe ihrer fortschreitenden Selbstreflexion (für die offensichtlich viel Mut und Intelligenz nötig war) gab Betty zu, dass sie groÃe Zweifel an den Beweggründen anderer hätte. Sie hätte diese Vorbehalte aber immer zu unterdrücken versucht, weil sie dies als einen widerwärtigen Teil ihrer Persönlichkeit angesehen hatte. Indem sie sich dieser Tatsache bewusst wurde, erkannte sie, dass sie einigen Menschen mehr trauen konnte (nicht weniger) und dass es klug war, vor allem ihrer eigenen, weniger widersprüchlichen Intuition Glauben zu schenken.
Kompromisse eingehen
All diese Dinge vor Augen zu haben, die wir in unserem Leben nicht erledigen können, tut weh, gehört aber zu unserem Menschsein dazu. Wie wunderbar ist es da, wenn wir einen noch so kleinen Fortschritt in Bezug auf die Beantwortung unserer Lebensfrage machen. Noch besser ist es allerdings, wenn wir eine Möglichkeit finden, mit der Erfüllung dieser Aufgabe Geld zu verdienen, und es grenzt fast an ein Wunder, wenn wir diese Arbeit in einem Unternehmen mit anderen in Harmonie und wechselseitiger Anerkennung ausüben können. Wenn Sie damit gesegnet sind, sollten Sie dafür dankbar sein. Wenn Sie diesen Zustand noch nicht erreicht haben, können Sie sich jetzt aber vielleicht eine Vorstellung davon machen, was Sie tun können, um sich diesem Ziel zu nähern.
Andererseits müssen Sie sich vielleicht mit einer Berufung arrangieren, an deren Ausübung Sie andere Verantwortlichkeiten immer wieder hinderten oder die von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt wird. Wenn Sie in dieser Hinsicht dennoch Frieden finden können, dann sind Sie vielleicht der beziehungsweise die Weiseste von uns allen.
Setzen Sie das Gelernte um:
Begegnen Sie Ihrem Machiavelli
Machiavelli gab in der Renaissance Ratschläge an italienische Thronfolger und schrieb mit brutaler Freimütigkeit darüber, wie man an die Macht kommt und an der Macht bleibt. Sein Name wird vielleicht allzu stark assoziiert mit Lüge, Betrug, Manipulation und all den intriganten, aber geduldeten Machenschaften, die am Hofe üblich waren. Ich schlage Ihnen bestimmt nicht vor, wie Machiavelli zu werden, aber ich behaupte dennoch, dass gerade dann, wenn die von ihm beschriebenen Eigenschaften Sie abstoÃen, Sie sich bewusst werden müssen, dass diese in anderen und sogar in Ihnen selbst lauern. Je länger Sie darauf beharren, nichts von solchen Machenschaften zu wissen, desto eher wird ihnen die stillschweigende Duldung ihrerseits und die der anderen zu schaffen machen.
Kurzum â irgendwo in Ihnen schlummert ein Machiavelli. Ja, er kann auch rücksichtslos manipulieren. Aber niemand kann seine Macht behaupten, wenn er nicht auch einem gewissenslosen, intriganten Schachzug, den seine Feinde mit Sicherheit bereits in Erwägung gezogen haben, zumindest Beachtung schenkt. Der Trick besteht darin Machiavelli zuzuhören, ihn aber in seine Grenzen zu verweisen.
Vielleicht sind Sie sich Ihres eigenen ruchlosen Teils bereits bewusst. Verleihen Sie ihm einmal Gestalt. Versuchen Sie sich vorzustellen, wie er oder sie aussieht, spricht und heiÃt â wahrscheinlich nicht Machiavelli. Und dann reden Sie mit ihm oder ihr. Lassen Sie sich alles über das Unternehmen erzählen, für das Sie arbeiten. Fragen Sie nach, wer was macht, um voran zu kommen und wer Ihnen nicht wohl gesonnen ist. Fragen Sie, was Sie selbst tun können, um vorwärts zu kommen. Führen
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