Sind wir nun gluecklich
die neuesten und fortschrittlichsten Sicherheitsstandards, und es gibt daher tatsächlich sehr selten Unfälle. Selbst wenn einmal etwas passiert, kommt es kaum zu Verletzten oder gar Todesfällen. Im Jahr 2007 brach im Bundesstaat Minnesota während der Hauptverkehrszeit eine Brücke ein, mehr als sechzig Fahrzeuge stürzten ins Wasser, und es gab zahlreiche Tote und Schwerverletzte. Unter den Fahrzeugen war auch ein Schulbus, aber von seinen jungen Insassen wurden nur wenige leicht verletzt, die übrigen waren alle wohlauf.
An dieser Stelle würde ich gern eine andere Episode einschieben. Der Fahrer unseres großen Fernsehbusses bremste einmal zu spät, und wir fuhren auf ein Taxi auf. Der Taxifahrer stieg aus und beschimpfte uns, aber als er sah, dass mit seinem Wagen alles in Ordnung war, stieg er wieder ein und fuhr weiter. Unser Fahrzeug dagegen war vorn stark eingedellt, und als wir weiterfahren wollten, quietschte es so sehr, dass wir wohl oder übel die nächste Werkstatt aufsuchen mussten. Es ist wirklich erstaunlich, wie gründlich in den USA die Sicherheitsvorschriften für öffentlich genutzte Fahrzeuge eingehalten werden. Da durfte es nicht verwundern, dass das Taxi keine Blessuren durch unser viel größeres Fahrzeug davongetragen hatte. Ich nahm es als Bestätigung dafür, dass auch die Schulbusse wirklich sehr sicher waren.
Außerdem werden den gelben Bussen in den USA vom Gesetzgeber große Vorrechte eingeräumt, die jedermann respektiert. An jeder Haltestelle für die Schulbusse ist auf der Fahrbahn ein großes »Stopp« aufgemalt, 25 Meter vor und hinter dieser Markierung herrscht strenges Parkverbot, bei Zuwiderhandlungen muss der Fahrer tief in die Tasche greifen.
In den rund hundert Jahren seit der Einführung verbindlicher Schulbuslinien haben die Busse etwa 500 Millionen Schulkinder transportiert. Sie sind zu einem wesentlichen Markenzeichen der Schulpflicht in den USA geworden.
Zum Abschluss unserer Recherchen filmten wir von einer Anhöhe aus das Gelände einer Mittelschule. Es dauerte nur noch wenige Minuten bis zum nachmittäglichen Schulschluss, und ein gutes Dutzend gelber Busse war schon vorgefahren und wartete dort geduldig. In wenigen Augenblicken würden sie die Scharen von Kindern aufnehmen und ein jedes für einen Abend im Schoß der Familie nach Hause bringen.
Es gibt vieles, was ich gern noch zu diesen Bussen sagen würde, aber mir fehlen die richtigen Worte. Ich hatte das Gefühl, dass diese Busse so viel mehr als ein tagtägliches Transportmittel waren, das bereits ein Jahrhundert im Dienst der Schulkinder überdauert, sie beim Großwerden begleitet hat. Mit den Kindern transportieren sie Fürsorge und Verantwortungsgefühl.
Ich wurde später einmal gefragt, welche Einschaltquoten ich mir für die Serie »Yansongs Blick auf die USA« erhoffte. Ich antwortete: »Wenn eines Tages in China durch jedes noch so kleine Dorf einmal ein gelber Schulbus rollen sollte, dann wäre das die beste Quote, die ich mir wünschen kann.«
Ungewöhnliche Reaktionen auf eine ganz gewöhnliche Rede
Mein Vortrag vor Studenten der Yale-Universität war nur ein kleines Zwischenspiel, das eigentlich nicht viel mit unserer Sendereihe über die USA zu tun hatte. Unerwartet geriet sie aber im Verlauf der Ausstrahlung von »Yansongs Blick auf die USA« schnell zu einer großen Affäre. Dass ihr Einfluss am Ende weit über die Sendungen von »Blick auf die USA« hinausging, war nicht vorhersehbar und von mir nicht beabsichtigt.
Die Einladung kam ganz unkompliziert zustande. Ein ehemaliger Kollege der Sendung »Oriental Horizon« war zum Aufbaustudium nach Yale gegangen. Als er hörte, dass ich die USA bereisen wollte, erkundigte er sich bei der Universitätsleitung, ob sie nicht Interesse an einer Rede von mir hätte. So wurde ich eingeladen, dort vor Studenten zu sprechen. Für mich war das keine große Angelegenheit. Wenn Zeit und Reiseverlauf es erlaubten, war ich dazu gern bereit. Das Gleiche mache ich ja auch oft für chinesische Hochschulen.
Worüber ich sprechen würde, wollte ich mir später überlegen, ich überließ es der spontanen Eingebung. Schließlich kam mir die Idee, die Rede mit »Chinas Traum« zu betiteln, und ich hatte das richtige Stichwort gefunden. Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, lässt sich jede Dekade meiner Biografie mit einer bestimmten Phase der Beziehungen zwischen China und den Vereinigten Staaten in Bezug setzen. Mein eigener Lebensweg konnte als Matrize für
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