Sind wir nun gluecklich
jetzt, zwanzig Jahre später, in Peking, lachten wir gemeinsam darüber. Auch wieder eine dieser unvergesslichen Geschichten.
Pink Floyds »The Wall«
Was Musik aus dem Ausland betrifft, war es außer dem unvermeidlichen Michael Jackson vor allem die psychedelische Rockband Pink Floyd, die mich nachhaltig beeinflusst hat. Dazu ist wohl nicht viel zu sagen. Ihr Album »Dark Side of the Moon« hielt sich in den siebziger Jahren 741 Wochen lang in den Charts. Erst sechzehn Jahre später erreichte diese Musik auch Peking. Und zwanzig Jahre später gab ich das Gehalt einer ganzen Woche – 205 Yuan waren das damals – für den Erwerb des importierten Originalalbums von »Dark Side of the Moon« aus. Die überwältigenden Gefühle beim ersten Hören der Platte wirken immer noch nach.
Und das blieb nicht die einzige ungewöhnliche Aktion, die meiner Leidenschaft für Pink Floyd entsprang. Als ich 1995 zum ersten Mal in den USA war, kaufte ich mir von meinem begrenzten Dollarbudget das Video mit dem Mitschnitt eines Livekonzerts der Band in London; meine Mitreisenden konnten das überhaupt nicht nachvollziehen. Zurück in Peking, lieh ich mir zwei Videorecorder, um auch meine Freunde in den Genuss dieses »Top-Acts« zu bringen, und fertigte für jeden Kopien. An jenem Abend saßen wir zusammen, nahmen auf, sahen uns fasziniert das Video an und verbrachten eine unvergesslich ekstatische Nacht.
Und es war auch eine vergängliche Nacht, denn die Tage des Videos waren bald gezählt; heutzutage gibt es garantiert alles von Pink Floyd auf VCD, DVD, DVD9 oder Blue-ray zu sehen, obwohl ich heute ohnehin so gut wie nichts mehr von Pink Floyd sehe und höre. Aber mir ist das alles schon vor vielen Jahren in Fleisch und Blut übergegangen.
Pink Floyds Musikfilm »The Wall« hat als Vorreiter zahlreicher Musikfilme und als einzigartige Produktion Geschichte der Rockmusik geschrieben.
Der Film war ein Höhepunkt, nicht nur in Hinblick auf die Musik, sondern auch auf sein Denken und seine Kritik an der modernen Gesellschaft und die Bilder, die er dazu fand. Der Film war aus dem gleichnamigen Album hervorgegangen, das nach »Dark Side of the Moon« herausgekommen war. Die Thematik eines Rockalbums mit filmischen Mitteln umzusetzen war damals eine absolute Neuerung. Es war ein Werk von technisch ausgereifter Kreativität voller Reflexionen über den Krieg, die Erwachsenen, Erziehung oder die menschliche Natur, der für zukünftige Produktionen dieser Art eine unsichtbare und zuvor unüberwindbare »Mauer« überwand.
Nach dem Mauerfall wurde »The Wall« 1990 an den Überresten der Berliner Mauer aufgeführt, womit die Legende ihren Höhepunkt erreichte.
Die Zeit meiner Begeisterung für Pink Floyd fiel mit meiner beruflichen Anfangszeit beim Fernsehen zusammen. Oft deprimiert, weil ich meinem Ärger und meinen Idealen keinen Ausdruck verleihen konnte, lernte ich mit Pink Floyd viele einprägsame Lektionen. Sie waren für mich ein unverzichtbares Wachstumshormon. Wenn ich darüber schreibe, ist mir, als würde ich immer noch den lockenden Herzschlag hören, mit dem das Album »Dark Side of the Moon« beginnt.
Ich wurde zu einem regelrechten Verkäufer und Werber für ihre Musik. Kaum dass beim Sender ein Neuer in unserem Kreis auftauchte, bekam er schon von mir den Satz zu hören: »Du musst dir unbedingt ›The Wall‹ ansehen, dann erst weißt du, wie man Fernsehen macht und wie weit die Fantasie einen Menschen bringen kann.«
Danach überlegte ich mir verstohlen, ob der Neuling wohl schon in die Welt der Musik von Pink Floyd abgetaucht war.
Nun gut, auch wer »The Wall« nicht gesehen hat, kann gutes Fernsehen machen. Aber hätten sie es alle gesehen, könnte das chinesische Fernsehen noch viel schöner sein.
»Unvergessliche Lieder für die Ewigkeit«
Das ist der Titel einer DVD zu einem legendären Konzert zur Feier von dreißig Jahren Volkslied auf Taiwan, die ich 2005 in einer Ecke des Chengyi-Buchladens in Taipei entdeckte. Der Fund ließ mein Herz höherschlagen, und ich wurde späterhin Zeuge ihres von großen Emotionen begleiteten Wegs durch China.
Die Zeit vergeht im Flug. Nun war der »Campus-Folk« aus Taiwan schon über dreißig Jahre alt und hatte der besonderen Situation zwischen Taiwan und dem Festland wegen eine anhaltende Wirkung entfaltet. Der Campus-Folk übte zumindest auf zwei Generationen von Festlandchinesen einen großen Einfluss aus und stiftete für Menschen unterschiedlichen Alters auf beiden
Weitere Kostenlose Bücher