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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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Mitarbeiter, die eine Wohnung im Osten der Stadt gekauft hatten, bedeutet das bis auf Weiteres, mit einer langen Anfahrtszeit zur Arbeit leben zu müssen. Ich zum Beispiel wohne außerhalb der fünften Ringstraße im Osten, was für mich heißt, jeden Tag die ganze Stadt auf dem Weg zum Sender am westlichen Ende durchqueren zu müssen. Aber da kann man eben nichts machen.
    Der Verantwortliche für den Großbrand war schnell gefunden und wurde kurz darauf festgenommen. Sein Name war Xu Wei, ein Techniker, zu dem ich nie besonders viel Kontakt gehabt hatte, aber aufgrund einer eher marginalen Episode hatte er bei mir einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen. Es war bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000. Vor der Eröffnungszeremonie verteilten die Fernsehteams aus aller Herren Länder ihre Leitungen im und um das Stadion. Man musste ständig den eigenen Leuten hinterher sein, damit einem bloß kein Fehler unterlief. Xu Wei war damals einer der Techniker. Eines Mittags wurde ich Zeuge, wie er, der sicher selbst gern essen gegangen wäre, die kleinen Kabelträger von der Technik zum Essen schickte, während er solange auf die Kabel aufpasste. Mit seinen Stoffschuhen und der kleinen Armeetasche wartete er ohne jeden Groll geduldig auf dem Rasen. Dieses Bild erzeugte bei mir ein Gefühl der Seelenverwandtschaft mit dem mir kaum bekannten Mann.
    Acht Jahre später wurde er einer Straftat bezichtigt, und sein Leben nahm eine jähe Wendung. Das Feuer, dachte ich mir, aufgrund dessen sein Schicksal sich so änderte, hätte durchaus verhindert werden können, wenn nur die Kontrollen ausreichend gewesen wären. Dann wäre Xu Wei jetzt vielleicht immer noch der friedliche junge Mann auf dem Rasen mit den Stoffschuhen und der Armeetasche über der Schulter.
    Es ist müßig, solche Spekulationen zu betreiben. Doch keine Tragödie kommt deshalb zu einem guten Ende, weil es einen oder eine Gruppe von Menschen gibt, denen man die Verantwortung dafür zuschieben kann. Wir sollten wohl besser alle einmal darüber nachdenken, ob wir nicht auch zufällig hätten vor Ort sein und durch ein dummes Missgeschick für das Unglück verantwortlich gemacht werden können. Es ist doch gut möglich, dass er einfach nur Pech gehabt hatte. Ich bin der Meinung, alles ist denkbar. Deshalb sollte man, wie ich finde, immer zuerst nach seiner eigenen Verantwortung fragen, bevor man auf andere zeigt.
    Dieses Feuer mitten im Winter war letztlich wie ein Spiegel, der uns allerlei Realitäten vor Augen führte. Das war nicht nur von Nachteil, denn damit wurden auch neue Wege aufgezeigt, die CCTV forthin gehen sollte. Der Großbrand stand vielleicht nur für einen Neubeginn.
    Ein Neuanfang
    Im Frühjahr 2009 ging es durch die Medien: Bei CCTV stünden Reformen an. Natürlich war das angekündigte Facelifting der Sendung »Xinwen Lianbo« (»Die Nachrichten«) von vornherein unter Beschuss.
    Das Ganze war zwar keine Falschmeldung, aber dennoch musste ich lächeln. Ich kann die Aufregung der Medien und Fachleute in dieser Angelegenheit nachvollziehen, doch ob eine Information von jedem auch richtig verstanden wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. De facto bin ich der Sendung »Xinwen Lianbo« dennoch dankbar für die entscheidende Öffnung, die sie bewirkte. Denn was für die ehemals in ein strenges Korsett gepresste Sendung eine kleine Reform war, eröffnete vielen anderen Formaten weit größere Freiräume. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, hat »Xinwen Lianbo« trotz allem, was die Leute von der Sendung halten mögen, auf einzigartige Weise zur Reform unseres Nachrichtenwesens beigetragen.
    Mir ist klar: »Xinwen Lianbo« wird zwar immer wieder geringfügige Veränderungen durchlaufen und Verbesserungsvorschläge umsetzen, aber eine bahnbrechende Umstrukturierung wird wohl nicht realisiert werden. Ich verstehe, worauf die Kollegen mit der Verbreitung solcher Nachrichten zielen, die wohl vor allem der Wunschvorstellung geschuldet sind, dass es in den chinesischen Medien zu einem großen Reformschub kommen möge. Aber da erhofft man sich wohl einfach zu viel auf einmal.
    Die Gewissheit, dass die Sendung »Xinwen Lianbo« sich nicht groß verändern wird, bedeutet keineswegs, dass ich nicht auf eine neue Reformwelle hoffen würde. Da ich ein Teil der Maschinerie bin, weiß ich allerdings genau, wo die Probleme liegen – und wie groß die Chancen für Reformen sind.
    Damals, als in dieser Reform alle den ersehnten Regenguss im Sommer sahen, nahm

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