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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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besten Plätze besetzten. Die anderen Sportfans waren davon natürlich nicht begeistert, und es kam zu Auseinandersetzungen.
    Die Idee dahinter war natürlich, die Leute aufzuwiegeln und die Schuld dafür China zu geben, um das Ansehen Chinas zu beschädigen. Ich denke aber, dass der Großteil der Schlachtenbummler im Zweifelsfall eher das Verhalten der »Falun Gong« verurteilte. Schließlich war es den Leuten gleich, worum es ging. Dieses unhöfliche und unfaire Verhalten beeinträchtigte ganz einfach ihr Vergnügen.
    Bei so etwas werde ich wütend: Eigentlich sollte man solche Aktionen filmen und darüber im Fernsehen berichten, damit alle Welt es sehen und selbst entscheiden kann, was von einem solchen Verhalten und von obendrein auch noch bezahlten »Jüngern« zu halten ist.
    Die Idee ging mir damals natürlich nur spontan durch den Kopf, aber mit einigen Jahren Abstand halte ich sie jetzt für gar nicht so verkehrt.
    Im Jahr 2005 drehte ich in Hualien, im Osten Taiwans unweit von Taidong, »Yansongs Blick auf Taiwan« und wollte abends live vom »Erntefest« der nationalen Minderheiten Taiwans berichten, einem alljährlich wiederkehrenden großen kulturellen Ereignis in dieser Gegend. Aber auch hier kam uns die »Falun Gong« dazwischen, die kurz vor Drehbeginn mit ihren Bannern aufkreuzte. Wir mussten die Livereportage streichen und über ein anderes Thema berichten.
    Wenn man seine Arbeit machen möchte und feststellen muss, wie sie immer wieder versuchen, vor die Kamera zu kommen, zehrt das wirklich an den Nerven. Und die Leute vor Ort sowie die Zuschauer waren genauso vergrätzt und bemühten sich, die Aktivisten abzudrängen. Denn sie wussten, dass das für uns eine sensible Angelegenheit war. Aber dennoch versuchte die »Falun Gong« mit aller Gewalt, ins Bild zu laufen. Unterdessen bemühten sie sich gleichzeitig, den Satellitenempfang zu stören, drangen in Häuser ein, manipulierten an den Geräten herum und sorgten für so viel Ärger, dass es einem wirklich zum Hals heraushing.
    Es gab natürlich auch Anekdoten in Zusammenhang mit diesen Geschichten. Gegenüber der chinesischen Botschaft in Japan tat ein Aktivist der »Falun Gong« täglich seinen Dienst und hielt dabei ziemlich strenge Arbeits- und Pausenzeiten ein. Einer der Diplomaten erzählte mir, wenn er sich mittags ausruhe, ertöne irgendwann der Ruf »Falun Gong«, und dann wisse er, dass es Zeit war, wieder aufzustehen und seinen Pflichten nachzukommen …
    Im Grunde denke ich, wir sollten allmählich nicht mehr so sensibel reagieren, einfach nur milde lächeln und sie gewähren lassen, dann werden sie vielleicht irgendwann wie ein Ball, dem man die Luft abgelassen hat, nicht mehr besonders hoch springen können und an Energie verlieren. Und wenn sie es irgendwann zu weit treiben, kann man ihnen mit rechtlichen Mitteln beikommen. Das würde ich »Desensibilisierung« nennen. Und dieser Desensibilisierung bedarf es nicht nur gegenüber der gelben Farbe der »Falun Gong«.
    Demonstranten dulden
    Wenn man früher in den Zeitungen oder im Fernsehen Bilder von Demonstranten sah, dachten alle, das sei ein Privileg von Ländern wie den Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Frankreich. Kaum landeten Staatsmänner zum Staatsbesuch in ihrem Land, wurden sie von Demonstranten vom Flughafen bis zu ihrer Unterkunft wie von Schatten begleitet, mal wegen Menschenrechtsfragen, mal wegen Umweltproblemen oder wegen der Arbeitslosigkeit. Kurz gesagt, es gab immer einen Grund zu demonstrieren, und im Allgemeinen konnte man damit auch einen gewissen Effekt erzielen.
    Bei uns fragten wir uns früher zumeist, wie denn der Gastgeber des jeweiligen Landes in solch einer Situation dastehe. Da kommt ein ausländischer Staatsmann zu Besuch und ist Gast in seinem Land, und man kann nicht einmal verhindern, dass so viele Leute ihn auf der Straße beschimpfen. Da verliert man ja als gastgebendes Staatsoberhaupt sein Gesicht!
    Nachdem wir inzwischen schon eine ganze Weile in einem reformierten China leben, hat man auch bei uns verstanden, dass das durchaus sein kann und die Angelegenheit wesentlich komplexer ist. Manchmal fühlt sich das gastgebende Staatsoberhaupt auch den Demonstranten verpflichtet, und die Demonstranten stehen eben für eine bestimmte Art der freien Meinungsäußerung.
    Die Gründe sind offensichtlich, aber dennoch ist dieses Denken bei uns noch nicht wirklich angekommen. Mit der Zunahme des Einflusses Chinas in der Welt intensivieren sich unsere

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