Sind wir nun gluecklich
einige Dokumentationen zu Hintergrundthemen zu drehen. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sich die gelbe Farbe der »Falun-Gong«-Sekte 7 zu einem mittelgroßen Ärgernis bei unserer Arbeit auswachsen würde.
Die Falun Gong war erst knapp zwei Jahre zuvor in China wieder aufgekommen, und ihre Vertreter bemühten sich nach wie vor, nach außen hin Enthusiasmus zu demonstrieren. Da sich die Augen der Welt gerade auf die Olympiade richteten und in Australien, vor allem in Sydney, zahlreiche Auslandschinesen leben, schienen die Falun-Gong-Anhänger hier eine geeignete Bühne gefunden zu haben. Und so begann die Vorstellung. Die ganz in Gelb gekleideten Anhänger der Sekte versammelten sich auf zahlreichen Straßen und entrollten Banner mit Slogans, die das Bild Chinas »besudeln« sollten.
Unser Team ging mit diesem heiklen Thema sehr vorsichtig um, nicht nur bei der späteren Bearbeitung unserer Livemitschnitte, sondern schon bei den Aufnahmen. Wenn wir einmal nicht aufpassten und irgendwelche Banner auftauchten, mussten wir sofort noch einmal drehen. Bilder von »Falun Gong« waren im chinesischen Fernsehen absolut tabu.
Doch trotz unserer Bemühungen, es zu vermeiden, stießen wir eines Tages zusammen. An jenem Tag drehte ich einen Hintergrundbericht und führte Interviews in Sydneys Chinatown, um sie anschließend zu einem Feature zusammenzufügen, eine ganz einfache Geschichte. Als wir mit dem Dreh fertig waren, hatte der Direktor aber ein komisches Gefühl und sagte, wir sollten uns den Film noch einmal von vorn ansehen. Wir ließen also den Camcorder zurücklaufen und studierten jedes Detail eingehend, und tatsächlich tauchten im Hintergrund unserer Aufnahmen manchmal Banner mit dem Schriftzug »Falun Gong« auf. Da war nichts zu machen. Wir löschten das Ganze und drehten noch einmal. Nach der langwierigen Redaktion des Beitrags hatten wir das Gefühl, gerade noch einmal davongekommen zu sein, wie die Überlebenden eines Schiffbruchs.
Die »Falun Gong« wusste vermutlich genau, wie allergisch wir auf sie reagierten, und dass wir sie um jeden Preis mieden. Sie tauchte gerade deshalb immer öfter an unseren Drehorten auf, um in die Fernsehbilder zu gelangen und für Aufsehen zu sorgen. Es war für sie ein Triumph.
Da unser olympisches Nationalteam bei diesen Spielen beachtliche Erfolge vorweisen konnte, lud das chinesische NOK kurz vor der Abschlusszeremonie die Auslandschinesen und andere Förderer vor Ort zum Dank zu einer Party an einem wunderschönen Strand ein. Es sollte dieser Moment des Stolzes auf die chinesischen Leistungen gefeiert werden, aber die Mitglieder der »Falun Gong« nutzten die Gelegenheit und versammelten sich vor Ort, um lärmend die Stimmung zu zerstören. Den anwesenden Chinesen und Auslandsstudenten war dieses unerträgliche Störmanöver zunehmend unangenehm, und es kam zu einer Diskussion. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr sich die Leute darüber geärgert haben, dass ausgerechnet bei einer Jubelfeier eine Fraktion von Landsleuten auftauchte, die den Stolz auf die chinesischen Erfolge nicht teilen und stattdessen die Feier sprengen und verunglimpfen wollte.
Die ortsansässigen Chinesen erzählten uns, dass unter den Aktivisten tatsächlich nur wenige seien, die wirklich »Falun Gong« praktizierten. Die meisten seien angeheuert und hätten wirtschaftliche Vorteile davon. Deshalb gebe es viele, die die Rolle eines »Falun-Gong«-Anhängers täglich antraten wie eine Arbeitsstelle. Wir erlebten die gleiche Situation nicht nur in Sydney, sondern danach auch in Europa, Japan und den USA. Unsere Begegnungen blieben nicht auf dieses eine Mal beschränkt.
Nachdem man uns aufgeklärt hatte, konnten wir uns selbstverständlich ausrechnen, dass die Anstrengungen der Gruppe während der Olympiade in Sydney einen Batzen Geld verschlungen haben mussten. Und natürlich hatten so einige Leute mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht wenig Geld verdient.
Für die Zeit der Spiele gab es für die internationalen Sporttouristen und Sportfans, die keine Eintrittskarten hatten, die Möglichkeit, sich frühzeitig Plätze beim Public Viewing auf Großbildschirmen in Sydneys Oper oder der berühmten Harbour Bridge zu sichern. Hier konnte man, in wunderbarer Umgebung und mit vielen internationalen Gleichgesinnten, die Spiele genießen.
Das wusste selbstverständlich auch die »Falun Gong« und trommelte jede Menge Leute zusammen, die vor Beginn der Abschlussfeier früh die
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