Sine Culpa
natürlich in vollen Zügen ausgekostet.«
»Hätte ich auch gemacht«, sagte Cooper und bat Dot insgeheim um Verzeihung. »Sonst würde doch jeder gesunde Mann durchdrehen.«
»Richtig. Ein anständiges Sexualleben ist gut für die Psyche. Natürlich brauchen manche Männer es mehr als andere. Nicht bei jedem ist die Lust gleich groß.«
»Und Jeremy?«, warf Cooper ein, weil er wollte, dass Isaacs genauer wurde.
»Eine Mordslust und auch die passende Ausstattung!« Er lachte, und Cooper zwang sich zu einem Schmunzeln.
»Und wie zum Teufel ist er damit fertig geworden?«
Das war die Schlüsselfrage, und Isaacs wusste es. Er saß in der Falle, und die einzige Möglichkeit, sich daraus zu befreien, war die Wahrheit.
»Jedenfalls nicht mit Jungs«, betonte er, »obwohl manche das gemacht haben. Wenn wir Urlaub hatten, wurde uns alles angeboten, ganz offen. Wir hatten Geld, und das Vergnügen war billig. Solange wir friedlich blieben und die Einheimischen nicht vor den Kopf stießen, hat die Militärpolizei beide Augen zugedrückt.«
»Und was war nun Jeremys Geschmack?«
Isaacs nickte kurz, atmete langsam aus und fasste seinen Entschluss. »Nun ja, er war zu Hause verlobt, und er nahm sein Versprechen ernst. So war er eben. Aber irgendwann erlag auch er der Versuchung.« Er trank einen Schluck Whisky zur Stärkung. »Es gab da eine eingeborene Familie, mit der wir uns anfreundeten. Sie hatten drei Töchter, richtige Schönheiten, alle drei; die Jüngste war etwa zehn. Der Major – damals war er natürlich noch kein Major, obwohl er es unglaublich schnell zum Captain brachte – war für die Dayaks so eine Art Held. Die haben ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Jedenfalls, diese Familie beschloss nun, dass er für eine ihrer Töchter ein guter Ehemann wäre, und sie fingen an, ihn zu umgarnen.
Wir anderen haben gemerkt, was los war, und fanden es unheimlich lustig. Aber Jeremy war schon immer ein bisschen naiv, deshalb hat er das zuerst gar nicht richtig geschnallt, und außerdem war er auch einfach zu höflich. Wie dem auch sei, irgendwann kamen er und die älteste Tochter zusammen. Anschließend gab es irgendeine Art Feier, und von da an waren die beiden in den Augen der Dayaks ein Paar. Das durfte natürlich keiner von unseren Vorgesetzten wissen, die hätten einen Tobsuchtsanfall gekriegt. Aber er war nicht der Einzige, und zumindest hat er nicht wild rumgemacht.«
»Aber er war doch schon verlobt. Wieso hat er sich nicht einfach ein bisschen Abwechslung erkauft, wenn er Urlaub hatte?«
»Sie kennen Maidment nicht. Wahrscheinlich hat er gedacht, es wäre weniger anrüchig, wenn er so eine Zeremonie über sich ergehen ließ.«
Cooper biss sich auf die Zunge. Es war trotzdem Bigamie, als er später geheiratet hatte. Maidment hatte den Betrug nur noch schlimmer gemacht, indem er ihn mit der Akzeptanz der einheimischen Bevölkerung verkleidete, nur um sein verdammtes Gewissen zu beruhigen.
»Was ist dann passiert?«
»Das Unvermeidliche. Das Mädchen wurde schwanger, er wurde Vater. Alles wurde schön verschwiegen behandelt. Keiner wollte einen Mann wie Jeremy anschwärzen. Und dann wurde er wieder nach Hause beordert. Die Familie erwartete, dass er seine ›Ehefrau‹ und das Kind mitnahm. Stattdessen hat er ihnen Geld gegeben. Sehr viel Geld, mehr als nötig gewesen wäre, damit sie das Gesicht wahren und dem Mädchen eine richtig große Mitgift geben konnten und ein Einheimischer daraufhin darüber hinwegsah, dass sie bereits verheiratet war und ein Kind hatte.«
»Ich wette, das hat ihr das Herz gebrochen«, entfuhr es Cooper.
»Ja, aber ihre Familie fand, dass ihre Ehre wiederhergestellt war, und das Mädchen war noch jung genug, um neu anzufangen.«
»Wie alt war sie, als er sie verließ?«
»Oh, höchstens sechzehn. Da drüben sind die Frauen früher reif und heiraten jünger.«
Dann hatte Maidment also Sex mit einer Minderjährigen gehabt, ihr ein Kind gemacht und sich anschließend aus dem Schlamassel frei gekauft. Cooper fühlte sich verraten, wie jeder, dessen Held sich doch nur als schwacher Mensch entpuppt.
»Hat seine englische Frau je davon erfahren?«
»Nein! Niemals. Was im Auslandseinsatz passiert, bleibt auch da, glauben Sie mir. Sie müssen wissen, er war sehr beliebt, und die meisten von uns hatten irgendein Geheimnis, das sie nur allzu gern zurücklassen wollten. Ich erzähle Ihnen das jetzt auch nur, damit Sie einsehen, wie unwahrscheinlich es ist, dass er was mit dem
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