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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Tür, knallte sie zu und schloss ab. Er brauchte eine Sekunde, um sich zu orientieren. Auf dem Gang war alles ruhig, alle Türen waren geschlossen. Hinter ihm, in seinem Zimmer, herrschte Stille.
    An beiden Enden des Ganges war eine Tür mit einem Notausgangssymbol, und er lief auf diejenige zu, die am weitesten von Williams Zimmer entfernt war. Wie er gehofft hatte, war die Tür nicht abgeschlossen. William mochte zwar die Jungen einsperren, aber er würde nicht riskieren, bei lebendigem Leib zu verbrennen, falls mal ein Brand ausbrach.
    Sam rannte leichtfüßig und geräuschlos die Betonstufen hinunter. Als er in Höhe der zweiten Etage war, meinte er zu hören, wie über ihm eine Tür aufgerissen wurde. Ohne zu überlegen, schwang er sich aufs Geländer, obwohl ihm das wehtat, und rutschte hinunter. Das ging schneller als laufen. Er hörte hastige Schritte die Treppe herunterpoltern. Unten angekommen, stieß er eine Tür auf und gelangte in den Hof hinter der Küche.
    Er schaute sich wild um. Es gab keinen Ausgang. Gegenüber der Tür standen große Müllcontainer, aber es wäre sinnlos, sich darin zu verstecken, weil sie da als Erstes nachschauen würden. Er keuchte vor Angst und zwang sich, ein paar Mal tief durchzuatmen.
    Dann sah er sich erneut im Hof um und entdeckte gleich zu seiner Rechten ein Holztor. Es war mit einer Eisenstange und einem Vorhängeschloss gesichert, aber nicht besonders hoch, höchstens zwei Meter. Sam drückte den rechten Fuß gegen das Holz und griff nach oben, um eine der Querlatten zu fassen. Er zog sich hoch und hätte es auch fast geschafft, rutschte dann aber mit dem Fuß ab und stieß sich schmerzhaft das Knie. Ein leiser Schrei entfuhr ihm, aber mehr aus Angst als vor Schmerz. Die Tränen auf seinen Wangen spürte er gar nicht.
    Er versuchte es erneut: rechten Fuß hoch ansetzen, beide Hände an die Querlatte. Er zog sich hoch und schaffte es, den linken Fuß auf die Eisenstange zu bekommen. Jetzt konnte er mit der rechten Hand den oberen Rand fassen.
    Er keuchte schwer, das Herz hämmerte ihm unter dem T-Shirt, aber er schaffte es, auch die linke Hand ganz hochzuschieben. Er konnte schon über den Rand des Tores in die Freiheit blicken, hatte aber Mühe, die untere Hälfte seines Körpers hochzuhieven. Er nahm alle Kraft zusammen, machte einen Klimmzug, und auf einmal hing er mit dem Bauch auf dem Rand, der Oberkörper auf der einen Seite, Unterkörper auf der anderen.
    Einen beängstigenden Moment lang kam er nicht vor und nicht zurück. Dann flog die Notausgangstür direkt hinter ihm auf, ein Security-Mann kam herausgerannt und lief sofort zu den Müllcontainern, um nach Sam zu suchen, was dem ein paar Sekunden Zeit schenkte. Er packte die offene Notausgangstür, stützte sich auf ihr ab und schaffte es so, beide Beine über das Tor zu heben. In diesem Moment drehte sich der Wachmann um und entdeckte ihn.
    »He du! Hiergeblieben, du Rotznase. Du kannst was erleben!«
    Sam sprang und landete hart, aber unverletzt auf dem Bürgersteig. Er hörte noch, wie sich der Wachmann auf der anderen Seite gegen das Tor warf, an dem Schloss rüttelte und dagegentrat, dann rannte er los, eine menschenleere Gasse hinunter, an deren Ende er eine geschäftige Straße mit Menschen und Bussen erspäht hatte.
    Hinter sich spürte er mehr, als dass er es hörte, wie der Wachmann vor dem Tor landete, aber er schaute sich nicht um. Der Mann fiel mit einem Grunzen hin, und danach waren keine Schritte zu hören, die Sam verfolgten, also hatte er sich wohl wehgetan. Das war das bisschen Glück, das Sam brauchte, und er lief wie beflügelt. Er rannte so schnell, dass er weder den dunkelblauen Alfa Romeo bemerkte, der vor ihm hielt, noch den Mann, der aus dem Wagen sprang. Deshalb war er völlig überrumpelt, als Williams Arm sich um seinen Körper schlang und ihn mit einem Schwung vom Boden hob, so dass seine Beine hilflos in der Luft baumelten.
    Sam wollte schreien, doch Williams Hand presste sich auf seinen Mund. Er wurde so leicht in den Wagen gestoßen, als wäre er eine Einkaufstüte. Die Zentralverriegelung klickte schon, als er noch dabei war, sich aufzurappeln und nach dem Griff zu tasten.
    »Sitzen bleiben.«
    Mehr sagte William nicht. Er sah ihn nicht mal an, während er das kurze Stück zurück zu dem Holztor fuhr und hupte, um eingelassen zu werden.
    »Neiiin!«
    »Klappe.«
    »Hilfe!«, schrie Sam wieder und wieder, bis ihn ein Schlag auf den Hinterkopf zum Schweigen brachte.
    William

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