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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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entgegenbrachte. Leider hatten die Kinder noch Tage danach von dem Mittagessen mit Nightingale geschwärmt. Im Rückblick wurde ihm klar, dass die Probleme damit begonnen hatten, und es war keine Besserung in Sicht.
    »Möchten Sie ein Glas Wein, Alice?«
    »Falls Sie einen Roten aufmachen, würde ich eins mittrinken.« Nightingale trank normalerweise Weißen.
    Er entkorkte je eine Flasche Weißen und Roten, weil er sicher war, dass sie übers Wochenende nicht schlecht würden. Als er mit zwei Gläsern Sauvignon ins Wohnzimmer trat, sprang Bess auf und umarmte ihn in Taillenhöhe, sodass er fast den Wein verschüttet hätte. Er konnte sich noch an die Zeit erinnern, als sie ihm kaum bis zum Knie reichte. Sie war jetzt zehn, fast schon eine junge Lady, mit ihren eigenen Ansichten und Vorlieben. Mit ihrer natürlichen Art war sie in der Schule beliebt, gut in Sport und legte zu seiner wachsenden Beunruhigung eine zunehmende Begeisterung fürs Theaterspielen an den Tag.
    Fenwick küsste sie auf den Scheitel und setzte sich auf die Sofalehne neben seinen Sohn.
    »Hi, Chris. Krieg ich eine Umarmung?«
    Chris drückte den Kopf gegen die Hüfte seines Vaters wie ein junger Hund. Im Gegensatz zu Bess, die für ihr Alter recht groß war, dunkel und selbstbewusst, war Chris schmächtig, blond und furchtbar schüchtern. Eigentlich hätte er eine Brille tragen müssen, doch trotz Harry Potters Beispiel konnte er seine nicht ausstehen und setzte sie nur auf, wenn man ihn zwang. Die Folge war, dass er schlecht in Sport war und in der Klasse ganz vorn sitzen musste. Die Einsamkeit seines Sohnes tat Fenwick in der Seele weh, aber er wusste einfach nicht, was er dagegen tun sollte.
    Immerhin mochte Chris Louise Nightingale. Sie war ruhig, zurückhaltend und immer erstaunlich geduldig, wenn er ihr etwas aus einem seiner Bücher vorlesen wollte.
    »Hattet ihr einen schönen Tag?« Er warf die Frage in den Raum.
    »Psst!«
    »Die Stelle ist gerade so gut.«
    »Warte lieber, bis der Film zu Ende ist, dann kriegst du mehr aus ihnen raus.«
    Nightingale warf ihm einen mitfühlenden Blick zu und hob in stummem Gruß ihr Weinglas. Als die Sendung zu Ende war, bat sie Bess, den Fernseher auszustellen, ohne auf Chris’ Proteste zu achten.
    »Wenn du mit eurem Daddy essen willst, musst du jetzt los und dir die Hände waschen.«
    Zu seiner Verwunderung verstummte Chris, und beide Kinder verließen gehorsam das Zimmer. Als sie weg waren, sagte Nightingale: »Als ich das letzte Mal hier war, hast du gesagt, dass du sie kaum noch zu Gesicht bekommst, deshalb hab ich Alice gefragt, ob sie länger aufbleiben dürfen, damit sie mit dir essen können, weil doch Wochenende ist.«
    »Und sie hat ja gesagt?« Alice hielt sich sonst immer sklavisch an die Zubettgehzeiten.
    »Na ja …«, Nightingale verzog das Gesicht, »sagen wir, es ist uns zu dritt gelungen, sie zu überreden.«
    »Essen!« Alice’ Ruf hinderte ihn daran, weitere Fragen zu stellen, und er beschloss, dass Unkenntnis vielleicht besser war als die Wahrheit.
    »Es ist aufgetragen und wird kalt.« Alice wandte sich vom Tisch ab, obwohl Fenwick sie einlud, mit ihnen zu essen, und marschierte nach oben, um sich wie jeden Abend vor den Fernseher zu setzen.
    Nach dem Essen und einer Gutenachtgeschichte für die Kinder gingen Fenwick und Nightingale mit ihrem Wein auf die Terrasse, wo Motten in einem tödlichen Tanz das Außenlicht umflatterten. Es war einer jener wunderbaren Sommerabende, mit denen sie seit Pfingsten verwöhnt wurden. Die Luft war erfüllt vom Geräusch der Rasensprenger, die in den Nachbargärten feine Wasserstrahlen versprühten, und dem Duft von Geißblatt und Rosen am Spalier. Ein paar Vögel zwitscherten einen schläfrigen Abendgesang. Im dunkler werdenden Dämmerlicht wirkte der Garten fast gepflegt.
    »Wie geht es dir, wir haben uns ja ewig nicht gesehen.« Nightingale machte es sich auf der Schaukel bequem, um die Bess und Chris sich oft zankten. In dem weichen Licht sah sie schön aus, ein Gedanke, der Fenwick unvorbereitet traf.
    »Ganz gut, und dir?«
    Sie zuckte die Achseln, eine Geste, die ihm vertraut war. Seit seiner Versetzung zum M.C.S. sprachen sie kaum noch über Harlden, wo sie früher zusammengearbeitet hatten.
    »Was ist los? Willst du drüber reden?« Er beugte sich in seinem Sessel vor und goss ihr Wein nach.
    »Ach das Übliche: Intrigen, Papierkram und Kleinkariertheit.«
    »Also die üblichen Highlights der Polizeiarbeit. Eins hast du noch vergessen

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