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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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– die miese Bezahlung.«
    Sie lachte und seufzte dann.
    »Du hast Recht. Es ist nichts Besonderes passiert, aber Blite bringt mich auf die Palme. Seit du weg bist, ist er noch größenwahnsinniger geworden.«
    »Das war zu erwarten, und das wusstest du. Lass dich nicht von ihm fertigmachen.«
    Ein Schatten fiel über ihr Gesicht, als hätten seine Worte ein ungewolltes Echo ausgelöst.
    »Ich weiß, ich sollte gar nicht über ihn nachdenken. So«, sagte sie in dem offensichtlichen Versuch, das Thema zu wechseln, »jetzt erzähl mir was vom Major Crimes Squad; bei uns im Präsidium hört man, dass du deine Sache gut machst.«
    »Tatsache? Ehrlich gesagt, ich hab mehr zu tun denn je. Es gefällt mir, einen komplizierten Einsatz zu leiten und trotzdem aktiv mitmischen zu können, wenn ich möchte; so fühle ich mich nicht so abgehoben.«
    »Komplikationen haben dich schon immer gereizt. Ich dagegen hab’s gern schön schlicht und einfach.« Wieder huschte ein Schatten über ihr Gesicht. »Kannst du mir ein bisschen was über einen Fall erzählen? Ich könnte ein wenig Ablenkung gebrauchen.«
    »Nicht viel.« Die Ermittlungen im Fall Chorknabe waren streng vertraulich, und Fenwick war nicht wohl dabei, Außenstehende einzuweihen, nicht mal Nightingale. »Aber eins könnte dich interessieren. Es steht morgen in den Zeitungen. In den Downs, keine fünf Meilen von hier, ist Anfang der Woche die Leiche eines Jungen gefunden worden.«
    »Wieso wissen wir im Präsidium nichts davon?«
    »Weil bislang Stillschweigen bewahrt wurde. Ein Stück von einem Hang war abgebrochen und hatte eine Straße verschüttet. Bei den Räumungsarbeiten ist ein Bagger ins Rutschen geraten, eine Böschung runter und gegen einen Baum geprallt, den er halb entwurzelt hat. Die Leiche des Jungen lag darunter.«
    »Wie ist sie unter einen Baum geraten?«
    »Es war bloß eine kleine Birke. Die wachsen recht schnell. Entweder hat die Person, die den Jungen vergraben hat, dort einen jungen Baum gepflanzt, oder die Birke hat sich selbst dort gesät. Jedenfalls hätten wir die Leiche nie gefunden, wenn dem Baggerfahrer nicht dieses Missgeschick passiert wäre.«
    »Vergraben, dann war es Mord?« Er nickte. »Wieso wird dann nicht Harlden eingeschaltet?«, fragte sie, schlagartig hellwach.
    »Weil es eine mögliche Verbindung zu einem anderen Fall gibt, an dem das M.C.S. schon seit Monaten arbeitet. Wir haben den Vortritt bekommen.« Der Blick, mit dem er sie ansah, machte klar, dass jeder Widerspruch zwecklos wäre, und es war Nightingale hoch anzurechnen, dass sie nichts weiter dazu sagte. Zur Belohnung schilderte Fenwick ihr detailliert, was sie seit dem Leichenfund alles herausgefunden hatten.
    »Die Leiche war skelettiert, deshalb musste als Erstes der ungefähre Zeitraum des Todes bestimmt werden, Alter und Geschlecht des Opfers, das Übliche eben. Außerdem hab ich das Labor gebeten, das Holz der Birke von einem Dendrologen analysieren zu lassen, damit wir schon mal einen groben zeitlichen Anhaltspunkt hatten – der Baum war mindestens zwanzig Jahre alt. Brown, der Pathologe, hat festgestellt, dass die Knochen von einem vorpubertären Jungen stammen, wahrscheinlich zwischen zehn und dreizehn Jahren. Mit Hilfe der Laborerkenntnisse und der zeitlichen Abgrenzung durch den Dendrologen konnten wir eine kurze Liste von Vermissten zusammenstellen. Deshalb war ich auch erst so spät zu Hause. Wir hatten einen kompletten Schädel mit oberen und unteren Zähnen gefunden, sodass meine Leute den ganzen Vormittag Zahnakten verglichen haben. Kurz nach dem Mittagessen haben sie den Jungen als Malcolm Eagleton identifiziert. Seine Eltern wohnen noch hier in der Nähe, also musste ich sie aufsuchen.«
    Sie sah ihn mitfühlend an. Fenwick trank einen Schluck Wein.
    »Schlimm. Waren Sie darauf gefasst?« Nightingale war sicher, dass es Fenwick trotz seines schweigsamen, emotionslosen Stils ebenso schwerfiel wie jedem anderen Polizisten auch, einer Familie eine so schreckliche Nachricht zu überbringen.
    Fenwick seufzte und schenkte ihnen beiden Wein nach.
    »Ich glaube, man ist nie darauf gefasst zu hören, dass das eigene Kind tot ist, auch nicht nach über fünfundzwanzig Jahren, so lange wurde er nämlich vermisst. Und natürlich hatten sie Fragen, die ich nicht beantworten konnte, unter anderem nach der Todesursache. Es gab keine Anzeichen von Verletzungen an den Knochen, die wir gefunden haben, auch nicht am Zungenbein …«
    »Dann wurde er also nicht

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