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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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war, sucht nach Möglichkeiten, wie wir die Zukunft hätten verändern können, macht uns Vorwürfe, weil wir ihn aus dem Haus gelassen haben, macht mir Vorwürfe, weil ich ihn einfach gehen ließ.«
    »Bekommen Sie irgendwelche Hilfe – von der Kirche, von Freunden oder Verwandten? Ich könnte Ihnen eine sehr gute Selbsthilfegruppe für Verbrechensopfer empfehlen …«
    »Wir sind keine Opfer, verdammt!« Bowyer wischte sich übers Gesicht. Seine Fingernägel waren bis aufs Fleisch abgekaut. »Wir sind keine Opfer.« Sein Zorn flaute so plötzlich wieder ab, wie er gekommen war. Dann fügte er in einem Tonfall hinzu, der Fenwick wegschauen ließ: »Noch nicht.«
    Er blieb eine weitere halbe Stunde bei dem Mann im Auto sitzen und hörte einfach nur zu. Als ein Streifenwagen anhielt, um sie zum Weiterfahren aufzufordern, hielt er ihnen seinen Dienstausweis entgegen, und als sie trotzdem Einwände erhoben, sagte er bloß, sie sollten verschwinden. Sie gehorchten. Bowyer merkte das gar nicht, unterbrach kaum seinen Monolog. Als er fertig war, wollte Fenwick ihn nach Hause bringen, weil ihm nicht wohl dabei war, dass der Mann in diesem verzweifelten Zustand Auto fuhr, doch Bowyer lehnte ab, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie der Peugeot sich in den gleichgültigen Verkehr einfädelte. Ihm selbst war schwer ums Herz, die Traurigkeit des Mannes hallte in ihm wider, und er fühlte sich schuldig, weil er nicht in der Lage war, ihm zu helfen.
     
    Wieder zurück in seinem Büro war ihm nicht nach Smalltalk oder überhaupt nach irgendwelcher Gesellschaft zumute. Er zog das Foto von Malcolm Eagleton hervor und heftete es sorgfältig an das große Pinnbrett, das die Hälfte der Wand gegenüber seinem Schreibtisch einnahm, altmodisch, aber effektiv. Dann nahm er eine Ausgabe des Brighton Argus , die er verwahrt hatte, schnitt das Bild von Sam Bowyer aus dem Titelblatt heraus und hängte es neben Malcolms. Die Ähnlichkeit war auffällig, trotz der unterschiedlichen Frisuren, die auf den Zeitabstand von fünfundzwanzig Jahren zurückzuführen war.
    Als er gerade zurücktrat, um die Ähnlichkeiten genauer zu betrachten, kam Angela Marsh herein, um Akten für die Registratur abzuholen. Sie war Verwaltungsangestellte, und man hatte ihr gleich an ihrem ersten Tag den Spitznamen »Puddinggirl« verpasst, was Fenwick enorm ärgerte. Angesichts ihres Teints und ihrer Figur fand er den Namen zu grausam, aber sie schien sich nicht daran zu stören, also hatte er nichts dazu gesagt.
    »Entschuldigung, Sir, ich dachte, Sie wären noch außer Haus. Ich komme später wieder.«
    »Nein, nein, machen Sie nur, Sie stören mich nicht.«
    Sie nahm den Aktenstapel, den er an seinen üblichen Ort gelegt hatte, und wandte sich zum Gehen, doch dann fiel ihr Blick auf die Pinnwand, und sie blieb stehen. Fenwick blickte auf, runzelte die Stirn und nickte zum Abschied, doch sie rührte sich nicht.
    »Eigenartig«, sagte sie und starrte die beiden Fotos an, »sehr seltsam.«
    »Danke, Angela, im Augenblick wäre das alles.«
    »Gut«, sie nickte, blieb aber, wo sie war.
    »Angela!« Er wurde langsam ungehalten.
    »Was? Oh, Verzeihung, aber wissen Sie, wo ich die beiden da sehe, hab ich mich gerade gefragt, warum Sie den anderen nicht auch hingehängt haben.«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Fenwick, der sich in seinen Gedanken gestört fühlte und entsprechend gereizt war.
    »Den anderen Jungen, der nach Malcolm verschwunden ist. Ich hab die Akte gestern Abend abgelegt, als die mit der Kiste durch waren.«
    Ein Frösteln kroch Fenwick über die Arme, sodass sich die feinen Härchen aufrichteten, und das hatte nichts mit seinen feuchten Sachen zu tun.
    »Holen Sie mir bitte die Akte, Angela«, sagte er leise und wartete.
    Sie war im Handumdrehen zurück.
    »Sie haben Glück, ich wollte sie schon runter ins Archiv schicken. Ich weiß ja, ich hätte nicht reinsehen sollen«, sie warf ihm einen nervösen Blick zu, aber als sie sah, dass er mit seinen Gedanken woanders war, sprach sie etwas ruhiger weiter, »aber ich hab mich an den Fall erinnert, wissen Sie. Ich war in der Schule eine Klasse über ihm. Hab ihn natürlich nicht gekannt, ihn nie richtig wahrgenommen, bis er verschwand, aber er war mit Wendy befreundet, einer Freundin von mir.«
    Fenwick hörte gar nicht hin. Er dankte ihr, ohne es richtig wahrzunehmen, und sie ging. In der neuerlichen Stille des Büros las er den Namen auf dem Aktendeckel, blätterte die Seiten durch und

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