Sine Culpa
Ischias meldete.
»Er hatte vier Päckchen in der Tragetasche«, berichtete er Fenwick und Clive, der inzwischen dazugekommen war. »In Umschlägen mit Klebeband umgewickelt. Er hat sie per Einschreiben verschickt, und dem Preis nach zu urteilen würde ich sagen, an Empfänger hier im Land.«
»Konnten sie nah genug rankommen, um Genaueres zu erkennen?«
»Leider nein. Er waren drei Mann vor mir in der Schlange, und es wäre zu auffällig gewesen, wenn ich mich vorgedrängelt hätte.«
»Also, hat er die im Depot abgeholt oder hatte er sie schon, als er reinging?« Clive sprach die Frage aus, die Fenwick durch den Kopf ging. Cooper gab sich Mühe, möglichst desinteressiert zu wirken, während sie in seiner Gegenwart über den Fall des M.C.S. sprachen.
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, sagte Fenwick und nickte vor sich hin, als hätte er soeben eine Entscheidung gefällt. »Wir besorgen uns per richterlicher Anordnung die Bänder der Überwachungskameras in dem Depot. Die haben bestimmt welche da, aus Sicherheitsgründen. Ich denke, mit Alisons Erkenntnissen und den Informationen aus den USA kriegen wir die Anordnung.«
»Besteht dann nicht das Risiko, dass Ball oder Gooding was merken?«
»Möglich, aber das müssen wir in Kauf nehmen. Vielleicht kann ich den Richter überreden, dass er uns alle Bänder und Mietverträge sichten lässt, damit der Verdacht nicht auf eine bestimmte Person fällt.«
Es gelang ihm. Um acht Uhr am nächsten Morgen sahen Clive und Alison sich die Bänder von den Kameras an, die Balls Lagerräume überwachten. Zu ihrer Verblüffung hatten sie in den Mietverträgen entdeckt, dass auch Chalky White einen Raum dort hatte, aber da sein Name in der richterlichen Anordnung nicht erwähnt wurde, würden eventuelle Aufnahmen, auf denen er zu sehen wäre, nicht als Beweis zugelassen werden. Ball hatte drei Lagerräume gemietet, White einen und Gooding ebenfalls einen. Da die Bänder wöchentlich neu überspielt wurden, konnten sie einen Zeitraum von sieben Tagen kontrollieren. Sie fingen mit den letzten vierundzwanzig Stunden an.
Um zwanzig nach zwei war Ball hereingekommen, hatte in zweien seiner Räume einige Pakete deponiert und die Tür wieder abgeschlossen. Zwei Stunden später kam White mit einem Aktenkoffer herein; er trug einen Hut, und das Überwachungsteam hatte ihn nicht bemerkt. White öffnete einen von Balls Lagerräumen, griff sogleich nach einem großen Umschlag und sah hinein. Er nahm sich einen Augenblick Zeit, um den Inhalt zu prüfen, stand aber dabei mit dem Rücken zur Kamera, sodass nicht zu erkennen war, was er sich da anschaute. Als er fertig war, zog er einen DIN-A5-Umschlag aus der Jackentasche und ließ ihn in dem Lagerraum liegen. Eine halbe Stunde später kam Gooding herein und holte die Pakete aus dem zweiten Raum. Es war deutlich zu erkennen, dass er etwas aus der Tragetasche nahm, ehe er sie mit den Päckchen füllte.
»Lieferung und Zahlung«, stellte Alison fest, während sie die Zeiten der einzelnen Bilder notierte, damit sie sich davon Abzüge machen konnten. »Und da sie in Balls Lagerräumen waren, dürfen wir alles verwenden, was wir gerade gesehen haben.«
White ging danach zu seinem eigenen Lagerraum. Er blieb etwa eine Stunde drin, und als er wieder herauskam, hatte er lediglich eine Laptoptasche dabei, und der Aktenkoffer war verschwunden. Wieder notierten sie sich die Zeiten der Einzelbilder und dann riefen sie Fenwick an, der zu ihnen in den Vorführraum kam.
Er sah sich schweigend das ausgesuchte Material an und ließ bestimmte Schlüsselszenen wieder und wieder ablaufen.
»Was halten Sie davon?«, sagte er schließlich. Natürlich ergriff Clive sofort das Wort.
»Ball versteckt Schlüssel und Sicherheitscodes in dem Zeug, das sie bei ihm auf dem Flohmarkt kaufen. Sie gehen damit zu dem Depot, wo das, was sie in Wirklichkeit kaufen, in Balls Lagerräumen versteckt ist. Sie holen die Ware ab und lassen das Geld da plus, wahrscheinlich, den Schlüssel.«
»Was hindert sie daran, Balls Lager zu plündern, ohne zu bezahlen?«, fragte Alison.
Clive antwortete: »Zweierlei. Erstens braucht man einen Schlüssel und einen Zahlencode, um die Schlösser zu öffnen. Ball kann den Warenbestand klein halten und den Code beliebig oft ändern. Zweitens, wenn sie das täten, würden sie ihren Lieferanten verlieren. Meinen Sie nicht auch, Sir?«
»Ja, das System ist clever. Wäre Ball nicht so faul gewesen und hätte dieselben
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