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Sinfonie des Todes

Sinfonie des Todes

Titel: Sinfonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Öhri / Vanessa Tschirky
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Redakteur schüttelte mit leicht wehmütigem Gesichtsausdruck den Kopf. »Ich freue mich, wenn ich der Gendarmerie behilflich sein kann.«
    Lächelnd streckte der Inspektor, der noch immer stand, Gustav Davis über die Schreibtischplatte hinweg die Hand hin und lüftete mit der anderen galant den Hut: »Vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Keine Ursache.« Der Journalist, der sich kurz erhoben hatte, um Warnstedts Hand zu ergreifen, ließ sich wieder in den Sessel zurückfallen. Cyprian öffnete die Tür des Büros und wollte gerade in den Flur treten, als ihn Davis noch einmal ansprach.
    »Herr von Warnstedt, nur noch eine Bitte: Wenn Sie Neuigkeiten im Fall Fichtner haben … Sie wissen schon … Eine Hand wäscht die andere.«
    Der Inspektor hob die Schultern. »Versprechen kann ich das nicht. Aber falls ich Informationen bekomme, die Sie unbedenklich der Öffentlichkeit preisgeben können, werde ich mich bei Ihnen melden.«
    Er nickte kurz und verließ den Raum.
     
    Im Präsidium angekommen, betrat Warnstedt sein Büro und sah erfreut, dass endlich der offizielle Obduktionsbericht von Albin Haberda auf dem Schreibtisch lag. Er nahm ihn zur Hand und blätterte die eng beschriebenen Seiten durch. Auf den ersten Blick konnte er nichts entdecken, was er nicht schon wusste, und er nahm sich vor, sich später noch intensiv mit dem Schreiben zu beschäftigen. Fürs Erste wollte er Fritz Laffert sprechen, um mehr über den mysteriösen Brief zu erfahren.
    Der Gendarmerie-Inspektor schritt durch die langen, düsteren Gänge des Polizeigebäudes, wich sich heftig wehrenden Verhafteten und angeregt diskutierenden Beamten aus. Hin und wieder steckte er den Kopf in einen Raum und fragte nach seinem Kollegen, doch erst einen Stock höher hatte er endlich Erfolg. Laffert unterhielt sich gerade mit Camillo Windt. Wie Warnstedt vernahm, drehte sich das Gespräch um den Mord an einer jungen Prostituierten aus dem Spittelberg im siebten Bezirk, deren schrecklich entstellte Leiche am Abend zuvor von ihrer Mitbewohnerin aufgefunden worden war.
    »Entschuldigt bitte, aber hättest du kurz Zeit, Fritz, um dir eine Handschrift anzusehen?«, unterbrach sie Cyprian, den dieses Geplauder nicht unbedingt interessierte. Der Angesprochene nickte, wechselte noch einige Worte mit dem Oberkommissar und wandte sich schließlich dem Inspektor zu.
    »Komm mit ins Nebenzimmer. Da sind wir ungestört.« Er öffnete eine Tür und hieß Cyprian eintreten. »Worum geht es denn?«
    Warnstedt setzte sich und reichte seinem Kollegen den Brief.
    »Dies ist ein anonymes Schreiben, das am Samstag in der Redaktion der Kronen-Zeitung abgegeben wurde. Ich möchte nun gern wissen, ob es sich dabei um eine Frauen- oder um eine Männerschrift handelt. Und ob du sogar noch Näheres über die Person sagen kannst, die diesen Brief geschrieben hat.«
    Laffert wiegte den Kopf hin und her, während er sich in das Studium der hingekritzelten Worte vertiefte.
    »Das Schreiben ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Frau verfasst worden«, meinte er nach einer Weile und kraulte sich nachdenklich den Kinnbart.
    Warnstedt nickte zustimmend. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Doch irgendwie wirken die Buchstaben merkwürdig«, fuhr Laffert fort.
    Der Inspektor runzelte die Stirn. »Merkwürdig? Was meinst du damit?«
    »Tja, das ist schwierig zu sagen. Sie sehen aus, wie wenn sie nicht … hm, echt wären, nicht authentisch. Das klingt nicht sehr plausibel, ich weiß, aber das ist mein Eindruck, den ich dir leider nicht näher erklären kann.«
    Einem plötzlichen Gedanken folgend, kramte der Inspektor nach dem Notizbuch, in das Lina die Adressen und Namen der Spielrunde geschrieben hatte. »Ich habe hier die Schriftprobe einer Frau und möchte, dass du sie mit dem Brief vergleichst.« Er öffnete die entsprechenden Seiten und reichte dem Beamten das Büchlein. »Denkst du, diese Worte sind von derselben Person notiert worden, die auch den Brief verfasst hat?«
    Laffert betrachtete eingehend die beiden Schriftstücke, hielt sie gegen das Licht, drehte sie auf alle Seiten und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Ich glaube nicht.« Er legte sie noch einmal nahe zusammen und starrte auf die Buchstaben. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Handschriften nicht identisch sind. Ich würde sie aber gern hierbehalten, um sie wissenschaftlich mit einer numerischen Befundwertung vergleichen zu können.«
    »Was immer das auch heißen mag …«
    Laffert

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