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Sinfonie des Todes

Sinfonie des Todes

Titel: Sinfonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Öhri / Vanessa Tschirky
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wäre es mit etwas viel Eleganterem? Wie wäre es mit Whist?«

27. Kapitel
    Lachend griff Lina nach Schraders Arm, und mit den beiden betraten der Polizist und der Sektionsrat den kleineren Saal, um sich dort eine Partie zu gönnen. »Ich spiele mit Ihnen, ja? Und wir werden gewinnen!«, konstatierte die Witwe vergnügt und zog ihren Begleiter noch näher an sich heran.
    »Natürlich gewinnen wir«, meinte Stephan verschwörerisch. »Wir stehen doch auf der Sonnenseite des Lebens, nicht wahr?«
    Lina nickte strahlend und lehnte für einen kurzen Augenblick ihren Kopf an seine Schulter. »Das tun wir«, flüsterte sie. »Jetzt schon.«
    Im Nebenraum, an dessen Decke aufwändig angebrachte Stuckverzierungen die Betrachter erfreuten, hatten sich schon einige Gruppen an den Tischen niedergelassen. Auf olivgrünen Samttüchern, welche die Spielflächen bildeten, lagen bunte Kartendecks und mehrere Zettel mit Stiften, um die jeweiligen Spielstände notieren zu können. Vor der Fensterfront, die von breiten und wuchtigen Vorhängen dominiert wurde, stand ein Servierwagen, auf dem kostbar wirkende Flaschen den genussvollen Trinker lockten. Deshalb begaben sich Stephan und Lina auch erst zu den alkoholischen Getränken und füllten sich zwei Gläser mit wohlriechendem Macallan, bevor sie sich wieder zu ihren Spielpartnern gesellten.
    Unterdessen waren Warnstedt und Fichtner auf einen freien Spieltisch in der linken hinteren Ecke zugesteuert. Robert rückte einen Stuhl für Lina zurecht, und Schrader platzierte sich sofort ihr gegenüber.
    »Sie sind eine Gruppe?«, erkundigte sich Fichtner etwas pikiert, da er und Cyprian nicht gefragt worden waren, ob sie damit einverstanden seien. Lina nickte und forderte die zwei Stehenden auf, sich endlich ebenfalls zu setzen, damit das Spiel begonnen werden konnte.
    Eine freudige Erwartung war in ihren Gesichtern zu erkennen, als der Inspektor die Karten nahm, die vor ihnen gelegen hatten, und sie routiniert zu mischen begann. Er schaffte es, mit einer einzigen Handbewegung einen beinah perfekten Fächer auf die Tischplatte zu zaubern und kurz darauf die Spielkarten durch die Luft tanzen zu lassen, ohne dass eine zu Boden fiel.
    Stephan klatschte anerkennend. »Respekt, Herr von Warnstedt. Wo haben Sie diese Kunst erlernt?«, wollte er wissen, während er sich eine Zigarre anschnitt.
    Mit den Schultern zuckend, erwiderte Cyprian: »Ach, an keinem bestimmten Ort. Ich habe mal da, mal dort gespielt und mir diese Technik nach und nach angeeignet.«
    »Gewiss haben Sie heimlich jeden Abend im Bett geübt, nur um uns heute zu imponieren«, kicherte Lina.
    »Ich wage es nicht, Ihnen zu widersprechen, schöne Frau«, kokettierte Warnstedt, obgleich er erst seit Stunden von dem Empfang wusste, und neigte leicht den Kopf.
    Die Witwe errötete, was sie noch entzückender erscheinen ließ, und sie genoss das Kompliment sichtlich.
    Der Gendarmerie-Inspektor, der sich im Moment sehr wohl fühlte und fast vergessen hatte, wozu er eigentlich hier war und welche Funktion er verkörperte, legte auffordernd die Karten vor Lina hin und wartete. Mit den gespreizten Fingern der rechten Hand hob sie etwa die Hälfte ab. Cyprian nahm den Stapel wieder an sich und verteilte das Blatt. Jeder Spieler erhielt insgesamt 13 Karten, und als keine mehr übrig war, zeigte der Geber die letzte, um den Trumpf zu bestimmen.
    »Herz«, verkündete er und steckte die Karte in sein Blatt zurück.
    »Noch eine Bitte«, meldete sich Lina zu Wort, die ihr Blatt, das sie vor sich hielt, aufmerksam betrachtet hatte und nun mit beschwörendem Blick in die Runde sah. »Wir spielen eine einfache Variante, nicht wahr? Ich habe Whist noch nicht sehr oft gespielt und bin mit den Regeln leider nicht allzu vertraut.«
    Schrader tätschelte ihr den Arm. »Natürlich. Wenn Sie das möchten«, beschwichtigte er die Witwe.
    Fichtner, der die beiden schon den ganzen Abend so oft wie möglich beobachtet hatte, beschlich nicht zum ersten Mal ein ungutes Gefühl bei der Betrachtung des Umgangs der beiden miteinander. Er wusste noch nicht, was ihn so sehr daran störte, doch irgendwie spürte er, dass etwas nicht stimmte. Der Tonfall, die Gesten, die Blicke, sie wirkten gekünstelt, wie gespielt.
    Die Gedanken zur Seite schiebend, nahm Robert die Karten, die ihm Cyprian gegeben hatte, und öffnete sie zu einem Fächer. Konzentriert ordnete er sein Blatt nach Farbe und Zahl und versuchte dabei mit einiger Anstrengung, seine körperlichen

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