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Sinfonie des Todes

Sinfonie des Todes

Titel: Sinfonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Öhri / Vanessa Tschirky
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solch dummes Zeug schwatzt.«
    »Nicht einmal du kannst mich davon abhalten, Cyprian. Ich bin mir der Konsequenzen absolut bewusst und nehme die Forderung trotzdem an.« Robert atmete röchelnd. Er zog ein Taschentuch hervor und hielt es hustend vor den Mund. Kleine Blutsprenkel wurden darauf sichtbar. Keuchend setzte er seine Rede fort: »Ich bin überzeugt davon, dass dieser Kerl Wilhelm auf dem Gewissen hat und meine saubere Schwägerin ihm ein Alibi verschafft haben muss. Inwiefern sie sonst noch in die ganze leidige Angelegenheit verstrickt ist, vermag ich momentan nicht zu sagen.« Ruckartig langte er nach Linas Glas mit Whisky und leerte es in einem Zug.
    Bebend vor Zorn hatte die Witwe ihre Nägel der einen Hand in die Handfläche der anderen gebohrt. Ihre Lippen zuckten, die Augen flatterten nervös. Sie fühlte sich nicht in der Lage, ihrem Schwager zu widersprechen, und schluckte stattdessen schwer.
    »Ich denke, wir beenden unser Zusammensein. Spielen werden wir ja voraussichtlich nicht mehr«, meinte Cyprian von Warnstedt bitter und stand auf. Er griff nach Roberts Arm, zog ihn hoch und schleppte ihn mit sich, fort vom Tisch.
    »Halt!«, rief ihnen Schrader nach. »Wir müssen noch Ort und Zeit vereinbaren. Und die Art der Waffen.«
    Fichtner drehte sich um. »Sie haben recht«, bestätigte er, als Stephan herangekommen war. »Treffen wir uns an der Floridsdorfer Brücke, fünf Uhr.«
    »In Ordnung«, erklärte sich der Gegner des Schwindsüchtigen einverstanden. »Und was halten Sie von Pistolen?«
    Nickend wandte sich Robert ab und sah zu Boden. Er schien in Gedanken weit weg, als wenn ihn dies alles nichts anginge. Cyprian, der die Szene mit mulmigem Gefühl verfolgt hatte, schüttelte resigniert den Kopf. Am liebsten hätte er seinen Freund an den Schultern gepackt und zur Besinnung gebracht, aber er wusste, dass dies keinen Sinn hatte. Stattdessen hörte er sich sagen: »Und die Sekundanten? Wer übernimmt diese Funktion?«
    Wie aus einer Trance erwachend, hob der Sektionsrat den Kopf und fixierte Warnstedt mit einem Blick, der diesem einen kalten Schauer über den Rücken jagte. »Du natürlich, Cyprian. Du bist mein Sekundant.«
    Das hatte der Inspektor befürchtet. Die Angelegenheit könnte ihn in Teufels Küche bringen. Er sah sich schon vor einen Untersuchungsausschuss gestellt. Angeklagt, verurteilt und unehrenhaft entlassen. Doch Robert ließ sich nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen, das spürte er. Also würde er versuchen, seinem Kollegen in dieser schwierigen und unglücklichen Situation so lange wie möglich beizustehen. Er seufzte auf und ergab sich widerstrebend seinem Schicksal.
    Hinter Stephan Schrader war Arthur Schnitzler herangetreten, der ihrer Unterhaltung zugehört hatte und nun anbot, ebenfalls als Sekundant zu fungieren. »Wenn Sie erlauben, meine Herren. Als Privatmensch missfällt mir Ihr Vorhaben, als Arzt jedoch können Sie auf mich zählen. Falls ich an Ihrem Duell mitwirken darf, brauchen Sie auch nicht zusätzlich einen Mediziner aufzubieten. Was meinen Sie?«
    Ohne lange nachzudenken, nahm Schrader das Angebot an. Warnstedt versprach, für die Waffen zu sorgen. Besser, er würde das in die Hand nehmen. Es war unauffälliger und professioneller, als dass Schnitzler oder Schrader sich darum kümmern mussten und sich verdächtig machten. In geschäftigem Ton sicherten sie sich nochmals bezüglich Zeit und Ort ab, wie wenn es sich um eine banale Arbeitsbesprechung handelte.
    Mit gesenkten Köpfen trennten sich schließlich die Männer, um sich in den kurzen Stunden bis zu dem verwünschten Treffen ein wenig auszuruhen.

28. Kapitel
    Von den Ereignissen des Abends noch immer bewegt, irrte Robert Fichtner wenig später durch die Kälte der Wiener Gassen, die mittlerweile von wildem, stürmischem Schneegestöber heimgesucht wurden. In seinem Kopf rauschte es, Gedanken und Ideen blitzten auf, und in der Klarsichtigkeit des Gefühls, alle Zwischenstufen der Erkenntnis übersprungen zu haben, wurde ihm bewusst, dass Lina Fichtner einmal mit der rechten, dann wieder mit der linken Hand gespielt hatte.
    Die Verkommenheit, mit welcher der Mord an seinem Bruder verübt worden war, wurde ihm erst jetzt in seiner abgrundtiefen Perfidie bewusst. Er wähnte sich überzeugt, den Schlüssel zur Lösung in Händen zu halten, als wüsste er den Weg aus diesem Dickicht unergründlicher Rätsel.
    Die Träume, die ihn plagten, der Skorpion und die düstere Beklemmung, die von diesem

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