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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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der Stadt Hühnchen zu halten? Während sie in München noch darüber diskutieren, ob es angebracht ist, große Hunde in kleine Stadtwohnungen zu sperren, ist man in Prenzlauer Berg bereits bei der landwirtschaftlichen Nutzviehhaltung angekommen. Ich gehe davon aus, dass die Bio-Eier den Nachbarn nicht mehr bio genug waren und sie deshalb zur Selbstversorgung übergegangen sind. Zum Glück trinken diese Ökoterroristen nur Sojamilch, sonst würde da unten jetzt wahrscheinlich auch noch eine Kuh stehen. Ich danke der Laktoseintoleranz. Laktoseintoleranz ist total modern und wird im Bio-Supermarkt direkt neben den Johannisbrotschnitten verkauft.
    Um den Hühnern zu entkommen, flüchte ich immer öfter nach Mitte. Neulich saß ich mit der Senatorin im Garten von Clärchens Ballhaus, als wir mit den reizenden Jungs am Tisch ins Gespräch kamen. Unser kleiner Flirt endete abrupt, als einer von beiden stolz erzählte, er werde am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang nach Estland fliegen, um in einer tagelangen Wanderung nach dem Dreizehenspecht zu suchen. Es stellte sich heraus, dass dieser Mann nicht nur bereit war, schlechtes Essen und Gewaltmärsche in einem osteuropäischen Land in Kauf zu nehmen, um einen Vogel zu suchen, er war überdies Hobby-Ornithologe.
    Ist es das, was das anonyme Leben in den Großstädten aus uns macht? Hühnerhalter und Hobby-Ornithologen?
    Den Ruf der Wildnis kann man doch auch anders beantworten. Mein guter Freund M. hat beispielsweise ein Rosettenmeerschweinchen namens Imelda Kowalsky. Imelda verbringt allerdings nur das Wochenende bei meinem Freund M., wenn auch der kleine Sohn aus erster Ehe zu Besuch ist. Was der Sohn aus erster Ehe nicht weiß: Wenn er sonntagabends wieder nach Hause fährt, tritt auch Imelda Kowalsky eine lange Reise an. Mit der S-Klasse geht es von Dahlem nach Reinickendorf. Dort lebt sie nämlich eigentlich. Beim Chauffeur. Diesen kleinen Service lässt sich mein Freund M. 100 Euro im Monat kosten. »Kauf deinem Sohn doch ein Pony, das ist auch nicht teurer als das Meerschweinchen, und da kann er immerhin drauf reiten«, riet ich meinem Freund. Aber ein Pony passte nicht in die S-Klasse.
    So, und jetzt geh ich ins Bett. Vorschlafen, bis der Hahn wieder kräht. Und wenn die Katze vom Kopfkissen aufsteht, könnte es sogar richtig gemütlich werden.

Die eierlegende Milchwildsau

    Was ist eigentlich das Problem? »Dass Hippie-Mode schon wieder out ist«, sagte die Senatorin. »Pfandflaschen«, sagte Wolf. »Halbe Schuhgrößen«, sagte Frau Zeh. »Du!«, sagen zwei von drei Ex-Freunden. »Das Problem ist doch diese Oberflächlichkeit bei euchFrauen«, sagte Frau Zehs Bekannter aus Kreuzberg/Neukölln. »Ihr wollt doch die eierlegende Milchwildsau.«
    Wir verdrehten die Augen. Milchwildsau – der Mann hatte keine Ahnung. Wir sind mit viel weniger zufrieden. Aysche zum Beispiel wollte immer einen blonden Freund haben. Und was ist? Aysche ist mit dem dunkelhaarigen Ali zusammen. Ich weiß nicht, hatte sie gesagt, blond ist der ja nicht gerade. Ich schaute bei Google nach und rief sie sofort an: »Sieht gut aus, nimm den.« Uns kommt kein Mann ohne vorherige Google-Recherche ins Haus. Das ist nicht oberflächlich, das nennt man Hintergrundwissen.
    Das Problem ist, dass einen immer die falschen Typen ansprechen. Zum Beispiel der Schönheitschirurg neulich auf der vorgezogenen Weihnachtsparty im Grunewald. Ich bekam gerade noch mit, wie er fröhlich mit einer Dame scherzte: »Trinken Sie nicht so viel. Wir sehen uns dann morgen.« Und dann stellte er sich zum Gastgeber und zu mir. Einige Damen der Umgebung lächelten mich wissend an. Ich lächelte zurück und kniff dabei die Augen so zusammen, dass sich möglichst viele Lachfalten bildeten. Kein Botox! Ihn lächelte ich natürlich nicht an. Und ich zog natürlich auch den Bauch ein. Bloß keine Angriffsfläche bieten. Sollte ich jemals zu ihm gehen, werde ich ihn bitten, mich auf Partys zu ignorieren, dachte ich noch, da tat er mir schon wieder leid. Als Schönheitschirurg hat man es auf Partys wahrscheinlich schwer.
    Das Problem ist, dass alle um einen herum heiraten. Vor einigen Wochen setzte ich mich an meinem freien Tag auf die Terrasse eines Restaurants im Weinbergspark. Die großen Panoramafenster des Restaurants standen sperrangelweit offen, und so musste ich, statt in Ruhe lesen zu können, nervige Gesänge anhören wie »Er gehört zu dir, wie dein Name … blablabla.« Drinnen wurde Hochzeit gefeiert. Ich band meine

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