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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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gehalten hatte, und kam mit einem Kästchen zurück. So wie er es hielt, vorsichtig, fast liebevoll, hätte ich vermutet, dass er dort mindestens einen der Cullinan-Diamanten aufbewahrte.
    Stattdessen kamen drei Flicken und eine Tube Vulkanisierflüssigkeit zum Vorschein. Noch reagierte ich abwartend. Doch als er auch noch seine Salatschüssel mit Wasser füllte, war ich vollends eingenommen von diesem seltenen Exemplar. Ein Mann. Mitten in Prenzlauer Berg. Und er verstand sich auf dieses alte, längst vergessene Handwerk unserer Väter. Ich begann ihn anzuhimmeln und hörte nicht auf, bevor die Reißzwecke aus dem Reifen entfernt war. Müßig zu sagen, dass der sympathische Mann auch noch eine ganz passable Luftpumpe hatte.
    Ich habe keine Luftpumpe, kein Kästchen mit Fahrradflickzeug, ich habe nicht einmal ein Pizzarollmesser. Obwohl ich weiß, dass all diese Dinge das Leben leichter machen. So wie auch Weihnachtsbaumständer,Spargeltöpfe, Schuhcreme in allen Farben und nicht nur in Farblos, weil man das für alles benutzen kann. Ich traue es mich kaum zu sagen, aber ich habe nicht einmal einen Dosenöffner. Nicht dass ich keine Dosen öffnen müsste. Gott bewahre! Aber ich benutze dafür mein Schweizer Offiziersmesser. Ich habe keinen Tapeziertisch, keine Geflügelschere. Nur eine Hummerzange liegt im Besteckkasten, obwohl ich noch nie einen Hummer in meiner Wohnung hatte.
    Ich könnte morgen losgehen und all diese Dinge kaufen. Aber manchmal ist das Leben so wie der letzte Sommer. Im April war es zwar heiß, aber es macht einfach keinen Spaß, zu baden, wenn die Bäume keine Blätter haben. Das ist, als würde man die Putenfleischwurst mit dem Pizzarollmesser schneiden. Völlig unpassend. Noch Ende September wartete ich auf den Sommer. Eigentlich warte ich noch heute auf ihn. Und bis er da ist, habe ich wenigstens die Heizungen auf fünf gestellt. Manchmal frage ich mich doch, worauf wir eigentlich warten. Wie muss das Leben aussehen, damit man sich einen Schnellkochtopf verdient hat?
    Vielleicht frage ich mal eines der hochbegabten Kinder von Prenzlauer Berg. Ist eigentlich noch nie jemandem aufgefallen, dass fast alle Kinder in Prenzlauer Berg hochbegabt sind? Ich habe Angst vor diesen kleinen Superhirnen. Damit es nicht so klingt, als würden sie sich selber loben, sagen die Eltern dieser kleinen Genies mit möglichst getragener Stimme: »Fritz-Ferdinand ist ja leider hochbegabt. Ich glaube, wir werden einen siebensprachigen Kindergarten für ihn gründen müssen. Ach, Sie ahnen gar nicht, was das für uns Eltern bedeutet …« Vielleicht bedeutet es ja dies: Wenn alle, wirklich alle hochbegabt sind, dann ist es möglicherweise normal? Oder ist das Problem nicht vielmehr die Dichte an hochbegabten Eltern in Prenzlauer Berg?
    Ich glaube, es ist einfach gerade Mode, hochbegabte Kinder in die Welt zu setzen. Nächstes Jahr sind wieder selbst gestrickte Pullis in Mode oder Aquarien. Aber Moment mal, vielleicht befinden wir uns auch, ohne es zu merken, mitten in einem fiesen Science-Fiction-Film. Hier ist gerade so eine Riesen-Gen-Schweinerei im Gange, und in 20 Jahren werden wir Normalbegabten alle von Superhirnennamens Calisto, Iphigenie und Emma dazu gezwungen, ihre Wohnungen zu putzen, ihre Hemden zu bügeln und ihre Fahrräder zu flicken.
    Vermutlich hochbegabte, übergewichtige Wissenschaftler haben übrigens gerade herausgefunden, dass Männer dick werden, sobald sie heiraten. Sie müssen nicht mehr werben, sie müssen nur noch konsolidieren.
    Da schließen sich doch gleich zwei Fragen an: 1. Kriegt man die Männer mit einer Scheidung wieder hin? Und 2. Braucht vielleicht jemand einen Schnellkochtopf?

Tanzen lernen mit dem Perversen aus dem Internet

    Neulich fuhr ich wie immer mit dem Rad zur Arbeit. Mir froren fast die Finger ab, denn über Nacht war es Winter geworden. Das passiert ja manchmal im November – trotz Klimakatastrophe. Was mich aber stutzig machte: Alle anderen Radfahrer hatten davon gewusst. Alle trugen Handschuhe. Als hätte es nachts eine Telefonkette mit allen Radfahrern der Stadt gegeben, nur mich hatten sie vergessen.
    Vielleicht ist es neuerdings aber auch wieder modern, ein Außenthermometer zu haben. Manchmal wähnt man sich auf der Höhe der Zeit, und dann stellt man plötzlich fest, dass man der Letzte ist, der noch keine Handschuhe trägt, kein bronzenes Tanzabzeichen gemacht hat und weder Außenthermometer noch Ehemann besitzt. Wieder einmal beschloss ich, mein Leben von

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