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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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Krrrrr, Krrrrr –, und dann kommt vorne Luft raus. Das dauert zwar etwas länger mit dem Anzünden der Kohle (der Rekord liegt bei einer Stunde), aber dafür ist er sehr bio, und die ganze Nachbarschaft hat etwas davon.

Ich bin nicht die Mutti von Prenzlauer Berg

    Neulich lockte mich eine Freundin in ein Café. »Ist gleich bei dir um die Ecke«, hatte sie gesagt. Und dass ich es gar nicht verfehlen könne. Ich würde schon sehen, warum. Ich ging also bester Dinge in die Seitenstraße und sah schon von Weitem eine Armada aus hochgerüsteten Kinderwagen, die festgezurrt vor einem Schaufenster parkten. Alle schön nebeneinander. Wie die Pferde vorm Saloon. Mit dem Unterschied, dass Pferde einen niemals aus freien Stücken umrennen würden.
    Misstrauisch geworden betrat ich das Café. Ein Kindercafé! Eine Welt mit ungezuckertem Grießbrei, Bionade und Carokaffee. Statt einer Raucherlounge gab es eine Ecke mit gepolsterten Matten und Schaukelpferden. Mütter löffelten Himbeertorte vom Holzfußboden, die ihre Kinder dort fallen gelassen hatten.
    Ich wusste einen Moment lang nicht, wo ich in diesem Moment lieber gewesen wäre: im Zigaretten-Alkohol-und-Männer-verboten-Lesbencafé in Mitte oder hier. Ich ließ meinen Blick in die Runde schweifen. Erkannte ich jemanden? Oder – noch schlimmer, erkannte jemand mich? »Entschuldigung, wir drehen hier einen Film«, sagte plötzlich eine Stimme neben mir. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn Sie mit drauf sind?« Warum ist es in Berlineigentlich immer so, dass ausgerechnet dort, wo man nicht gesehen werden möchte, ein Film gedreht wird? Und wer will einen Film sehen, der im Kindercafé spielt? Eltern gehen nicht mehr ins Kino. Da läuft doch irgendetwas mit der von meinen Steuergeldern mitfinanzierten Filmförderung aus dem Ruder.
    Als sich meine Augen an die neue Situation gewöhnt hatten, nahm ich die Einzelheiten im Raum wahr. Väter! Jede Menge Väter. Und die meisten waren ohne Mutter da. »Da müsstest du erst mal mit zum Babyschwimmen kommen«, schwärmte meine Freundin: »80 Prozent Männer, alle halb nackt.«
    Doch nicht alle Männer im Kinderparadies hatten auch tatsächlich Kinder dabei. Zufälligerweise entdeckte ich einen kinderlosen Bekannten in einer Ecke, als er gerade dem Fernsehteam ein Interview gab. Danach schnürte er auffällig oft an dem Tisch vorbei, wo eine gazellenartige Schönheit seine Huldigungen entgegennahm. Als ich das Café verließ, hatten die beiden sich schon richtig angefreundet.
    Kein Wunder, dass die Gazelle mal wieder einen richtigen Kerl wollte. Denn wenn es etwas noch Seltsameres als Prenzlauer-Berg-Mütter gibt, dann sind es Prenzlauer-Berg-Väter. Sie sind auch ohne Kinder leicht zu erkennen an den Gestellen auf ihren Fahrrädern, mit denen sie morgens ihre Kleinen in den Kindergarten fahren. Diese Männer vom Kindergarten-Bringdienst sehen aus wie Mustangs, denen man die Mähne geflochten und Sattel und Zaumzeug angelegt hat. Diese Männer sind leicht auf dem Rad zu überholen, weil sie sehr mit dem Windwiderstand zu kämpfen haben; anders als früher, als sie sich noch einen Porsche leisten konnten.
    Leider merkt man aber auch an anderen Indizien, dass Männer Väter geworden sind. Selbst einst unabhängige Exemplare müssen plötzlich pünktlich zum Abendessen zu Hause sein. Nur noch der Kragen ihrer alten Lederjacken ist unter dem Baby-Tragetuch zu erkennen. Statt über irgendwelche Trinkgelage reden sie plötzlich über die letzte »Wetten, dass …?«-Sendung. Und dass sie beim »Wort zum Sonntag« eingeschlafen sind vor dem Fernseher. Und sie werden irre. Vor ein paar Tagen traf ich einen Vater, der stets ein Fläschchen Desinfektionsmittel auf seinem Schreibtisch parat hat.Wann immer er einen Telefonhörer in die Hand nimmt, einen Türgriff berührt oder einem Kollegen auf die Schulter klopft, kippt er sich etwas von der Flüssigkeit, die ein befreundeter Irrer aus einem OP in der Charité abgezweigt hat, über die Hände. Er zeigt dieses Verhalten, seit sein Sohn in den Kindergarten geht und massenhaft Keime heimbringt.
    Vor ein paar Tagen war ich in dem Café eines stadtbekannten Transvestiten. Sie machte irgendwelche schlechten Witze. Dann kam sie direkt auf mich zu. »Du!«, sagte sie böse. »Wer bist du denn? Ich wette, du bist so eine Prenzlauer-Berg-Mutti.« Diese Transvestiten waren auch schon mal komischer.

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