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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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Bekannter nämlich feierlich einen in stundenlanger Heimarbeit liebevoll und eigens für sie gebastelten Adventskalender überreicht. 24 kleine Geschenke hatte er in Butterbrottüten verpackt, diese wiederum mit roten und grünen Filzsternen und -schneeflocken beklebt, mit goldenen Zahlen beschrieben und schließlich mit rot angestrichenen Wäscheklammern an einer Leine befestigt. Die Senatorin hatte es noch nicht einmal geschafft, ihm bei »Penny« einen Schokoladen-Adventskalender zu besorgen. Wo war da der Lifestylemanager?
    Überhaupt kann so ein Dienstleister ja viel mehr als Rasen mähen oder Adventskalender basteln. Bei Bedarf könnte er einfach das Leben seines Auftraggebers übernehmen. Man muss mal wieder etwas länger arbeiten? Dann geht eben der Lifestylemanager stattdessen ins Kino/in die Sauna/zum Adventsessen bei Freunden oder trifft sich mit den Liebhabern des Auftraggebers.
    Vielleicht kann ich ja doch meinen Lifestylemanager Weihnachten nach Hause schicken. Dann kann er für mich feiern. Vielleicht mag er ja sogar Kartoffelsalat und Würstchen.
    Vorher hat er natürlich Geschenke gekauft, Weihnachtskarten geschrieben (und auch tatsächlich mit Briefmarken versehen und rechtzeitig abgeschickt), mit Tanten telefoniert, mit meinen Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein getrunken.
    Mich findet man währenddessen in der Karibik. Oder auch bei den Haflingern. Das lass ich einfach meinen Lifestylemanager für mich entscheiden.

So wurde ich Fachfrau für Toxoplasmose

    Neulich saß ich in dem kleinen Café in meiner Straße, trank viel Milch mit ein wenig Kaffee, um mich sanft in den Tag hineingleiten zu lassen. Plötzlich ging die Tür auf. Ein eisiger Luftzug wehte zwei Frauen herein. »… und woher weiß ich, wann es besser ist, von der linken auf die rechte Brust zu wechseln?«, fragte die Frau, die sichmit einem Rote-Bete-Saft-roten Wickeltuch ein Baby am Bauch befestigt hatte. Und die Frau war noch nicht fertig: »Muss ich denn dann noch abpumpen?«
    An solchen Tagen wünsche ich mir die Zigarette zurück. In einem Rauchercafé wäre das nicht passiert. Aber jetzt sind sie ja überall. Und so wird man in Prenzlauer Berg ganz nebenbei zur Fachfrau in Kinderdingen. Dieser ganze Bezirk ist ein einziges Trainingscenter. Ein unfreiwilliger Geburtsvorbereitungskurs. Ich kenne Toxoplasmose inzwischen besser als sie sich selbst.
    Zurück zu der Frage der jungen Mutter. Es ist also offenbar von entscheidender Bedeutung, nicht nur ob und wie viel das Kind trinkt, sondern auch, aus welcher Richtung das Getränk gereicht wird. Ob das Kind also quasi Rechtsstiller oder Linksstiller ist. Hm. Was passiert denn, wenn ein Kind zu viel aus der linken Brust trinkt? Wählt es dann immer Lafontaine? Und zu viel Milch aus der rechten Brust? Will es dann werden wie Friedbert Pflüger? Und wo ist der goldene Mittelweg? Gar nicht stillen? Oder noch besser: Nie im Café stillen? Liegt nicht überhaupt schon in dem Wort »stillen« ein Appell? Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will.
    Während man in Prenzlauer Berg also schon die ersten Kindergeburtstage feiert, sind meine Bekannten im Westen der Stadt weit entfernt davon. Weil es aber auch im Westen bindungswillige Männer gibt, ja, vielleicht sogar nur dort, und mein Bekannter zwar auf Frauen wie Penelope Cruz steht, aber nicht aussieht wie Javier Bardem, versucht er es im Internet. Genauso wie man nicht in billige Absteigen geht, wenn man eine zukünftige Penelope Schmidt kennenlernen will, oder in total verrückte Kneipen, genauso wenig nimmt man im Internet das erstbeste Partnerportal. Man nimmt natürlich das teuerste. Sonst wird man von den Frauen ohnehin sofort als knauserig wahrgenommen. Für nur fünf Euro im Monat will der mich kennenlernen? So viel bin ich dem also wert. Das wäre kein guter Anfang. Das ist eigentlich erst Phase drei einer Beziehung.
    Mein Bekannter zahlte also einen Haufen Geld, stellte eine freiwillige Selbstauskunft samt verschlüsseltem Foto ins Internet und wartete. Lange musste er das nicht tun. Er hatte großen Erfolg bei den Frauen und schrieb sich nun fast jeden Abend mit Moni ausTreptow, Dagmar aus Wilmersdorf und Barbara aus Kreuzberg. Es ist wichtig, immer ein paar Eisen im Feuer zu haben. Sie flirteten, entdeckten Gemeinsamkeiten (Ach, was für ein Zufall, du magst auch so gerne Ziegenkäse?), schmiedeten Zukunftspläne.
    Alles lief perfekt. Bis, ja, bis mein Bekannter sein Bild freischaltete. Ganz plötzlich war

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