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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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wäre, wenn sich die Klimaerwärmung einmal ein bisschen beeilen würde.
    Kaum stand ich mit meinem Begleiter vor einer Nachbildung des Tempels Angkor-Wat, fielen mir die vielen nackten Menschen auf. »Du musst dich auch ausziehen. Das ist textilfreie Zone hier«, sagte mein Begleiter und strich mit der Hand über seine prächtigenBauchmuskeln, mit denen er zur Not Parmesan hobeln könnte. Ich gab zu bedenken, dass ich kein einziges Badeanzug-Verbotsschild gesehen hätte und überhaupt in Italien die Menschen nie ohne Bikini in die Sauna gingen und dass das in einer Zeppelinhalle sicher nicht anders sei.
    Was ich nicht sagte: Der Badeanzug hatte mich ein Vermögen gekostet. So was zieht man nicht einfach wieder aus, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Außerdem ging er ohnehin als fast textilfrei durch.
    In der Trimurti-Edelstein-Dampfsauna erlitt mein Begleiter erst einmal einen Schock. Arglos hatten wir nebeneinander auf der Steinbank gesessen, als sich langsam aus dem Wasserdampf die Umrisse des Havelland-Monsters formten. Zuerst sahen wir es nur schemenhaft, dann allmählich hatten sich die Augen an den Nebel gewöhnt.
    Mein Begleiter erstarrte. Zum ersten Mal wurde mir die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Penisneid bewusst. Schnell schaffte ich den Begleiter aus der Edelstein-Sauna unter die Tropendusche, wo er matt nach seiner Badehose verlangte. Vielleicht hätten wir doch besser in die Skihalle fahren sollen.
    Damit er auf andere Gedanken kam, gingen wir rüber in die Südsee. Na ja, Südsee. Verdammt kalte Südsee war das. Die Südsee bestand aus einer Art großem Bassin mit Strand und einem großen Himmelsplakat. Auf einer Insel in der Mitte zersägte der Hausmagier eine Frau. Nachdem er mehrere Menschen in Kästen durchbohrt, zersägt und angezündet hatte, klatschte ich – eigentlich vor allem, um meine eingefrorenen Finger wieder warm zu bekommen. Wer jemals versucht hat, eine Altbauwohnung mit hohen Decken kuschelig warm zu bekommen, kann sich vorstellen, dass das auch bei einer Zeppelinhalle mit 104 Meter hoher Decke nicht ganz einfach ist. Aber von irgendetwas muss meine Bronchitis ja auch leben. Wie sagte mein Begleiter: »Es gibt keine zu kalten Hallen. Nur zu kleine Badehosen.«

Weihnachten? Fahre ich mal nach Hause!

    Neulich rief meine Mutter an und stellte mir eine Frage, die zur Vorweihnachtszeit gehört wie Nikolaus, George Michaels Jahresendschnulze »Last Christmas« und ein Glühweinkater: »Hast du eigentlich schon überlegt, wo du in diesem Jahr Weihnachten feiern wirst?«
    Ich ging in Gedanken meinen Bekanntenkreis durch. Vielleicht würde in diesem Jahr in letzter Minute jemand auftauchen und die magischen Worte aussprechen: »Feiere doch mit mir in meiner einsamen, gleichwohl luxuriösen Berghütte. Am ersten Weihnachtstag werden wir die Haflinger anschirren und eine Schlittenfahrt machen. Hui, da wird dein neuer Dreikaräter mit den Schneekristallen um die Wette funkeln.«
    Meine Mutter wartete noch immer auf eine Antwort. »Dieses Jahr? Da wollte ich eigentlich mal nach Hause kommen«, sagte ich. »Ach, das muss ich gleich Papa erzählen, der wird sich aber freuen.« Es ist nicht so, dass ich jemals woanders gefeiert hätte. Oder auch nur mit dem Gedanken gespielt hätte, woanders zu feiern. Ich denke, da bin ich einfach zu traditionsbewusst. Ganz im Gegensatz zu den Amerikanern.
    Ich möchte nicht wissen, wie viele Amerikaner dieses Jahr einen Lifestylemanager damit beauftragen, Weihnachten mit ihren Familien zu feiern, während sie selbst es sich in der Karibik gemütlich machen. Lifestylemanager sind in den USA der Renner. Sie tun all das, wozu der moderne Mensch keine Lust hat: Rasen mähen, einkaufen, Gassi gehen mit dem Hund, Kindergeburtstage organisieren, Kleider zur Reinigung bringen und wieder abholen. Das Ganze ist mit 100 Dollar die Stunde nicht ganz billig, dafür aber diskret wie eine Paketsendung von Beate Uhse. Lifestylemanager reisen in Autos ohne Werbeaufdruck an. Die moderne Version des Cyrano de Bergerac. Nur dass es in diesem Fall nicht um Liebe geht, sondern um Perfektion. Dem Auftraggeber bleibt auf diese Weise Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Mit einem Lifestylemanager hat der Tag nicht mehr 24 Stunden. Er hat 48 Stunden. Mit zwei Lifestylemanagern sind es sogar 72 Stunden.
    Ich denke, auch die Senatorin hätte im Nachhinein am 1. Dezember gern einen Lifestylemanager gehabt. Da hatte ihr ein sehr guter

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