Sinnliche Eroberung
Mal erblickte, als er mit seinem Streitwagen auf sie zuraste. Sie hatte ihn für den Herzog von Bath gehalten, der sich irgendwie lächerlich verkleidet hatte. Mark Hardwick... Mark... Marcus...
Er führte sie zum Fluß und zog eine Papyrusrolle hervor. »Mein nächstes Projekt ist eine feste Brücke über den Fluß. Hier, ich möchte dir meine Entwürfe zeigen.«
»Nein! Zeig sie mir nicht.« Diana betrachtete einen Moment lang nachdenklich die beiden Flußufer, dann sagte sie: »Sie wird das Wasser dort drüben, wo du das Wehr hast erbauen lassen, überspannen. Es wird eine hohe Brücke werden, mit wundervollen Steinbögen. Ich kann dir sogar sagen, wie viele.«
»Du hast in meinen Entwürfen geschnüffelt«, klagte er sie an.
»Marcus Magnus, du hast auch für alles eine Erklärung! Ich habe deine Entwürfe nicht gesehen. Die Brücke steht heute noch. Man nennt sie Pulteney Bridge. Ein georgianischer Architekt soll sie erbaut haben, aber offensichtlich hat er deine Idee gestohlen.«
Seine Augen verengten sich. »Das hier ist die heutige Zeit«, sagte er barsch.
Diana sah ihn an und wusste , warum er ihr nicht glauben wollte. Sie liebten und brauchten einander zu sehr, als daß sie den Gedanken, daß etwas sie trennte, ertragen konnten - besonders etwas so erschreckend Ungreifbares wie die Zeit.
Es war ein herrlicher Herbsttag, wahrscheinlich einer der wenigen, die ihnen in diesem Jahr noch beschert sein würden, also ritten sie weiter am Flußufer entlang, bis sie auf eine geschützte Stelle stießen, eine Stelle, an der sich die Natur noch ein letztes Mal auszutoben schien, bevor sie sich dem Winter beugte.
»Ich habe etwas zu essen mitgebracht«, gestand Marcus.
»Und ich Schreibtafel und Stylus!«
Marcus stöhnte. »An Schreiben hatte ich nicht unbedingt gedacht.«
Sie stiegen ab, banden ihre Pferde an, und dann legte Diana ihren Umhang aufs Gras, setzte sich und lehnte sich mit dem Rücken an eine Birke. Das Wasser plätscherte fröhlich über die Kiesel im Flußbett. Bienen summten und sammelten unermüdlich Pollen vom Heidekraut, das überall blühte, während Schwalben über dem Fluß nach Insekten jagten.
Marcus breitete eine Serviette mit kaltem Kalbfleisch und ein paar gebratene Täubchen aus. Er hatte außerdem Brot, Käse und Oliven dabei, ohne die eine römische Mahlzeit undenkbar war. Sie hatten keine Trinkbecher, also zeigte ihr Marcus, wie man aus einer Tierhaut trank, was ihnen beiden ungeheuer viel Spaß machte, bis ihr Lachen und Scherzen langsam erstarb und sich ihre Gedanken der Liebe zuwandten.
Sie streckten sich auf der Decke aus und küßten sich. Als Marcus an der Brosche, die ihre Tunika zusammenhielt, nestelte, protestierte sie leise. »Marcus, ich kann doch nicht nackt hier draußen liegen.«
»Du bist ja nicht nackt. Du kannst meine Cäsarenmünze anziehen.«
»Es tut mir leid, daß ich einen deiner Helden beleidigt habe. Kannst du mir noch mal verzeihen?« fragte sie und strich sanft über Cäsars nobles Profil.
»Nur, wenn du meine Münze trägst und sonst nichts!«
Sie lachte zu ihm auf. »Du bist so überzeugend. Wie könnte ich dir auch nur irgend etwas abschlagen?«
»Veni, vidi, vici«, zitierte Marcus.
»Nein. Ich kam, ich sah, ich siegte«, korrigierte Diana, die ihn bewußt in seiner Männlichkeit reizte, damit er sie sich unterwarf. Was ihm gelang, lange bevor ihr Liebesspiel seinen wilden Höhepunkt erreichte.
Später saß sie dann zwischen seinen Beinen und er zeigte ihr, wie man mit dem Stylus umging. Als sie gelernt hatte, leserliche Zeichen in dünne Bleischicht, die die Holztafel bedeckte, zu ritzen, nahm sie eine neue zur Hand und sagte: »Ich werde unsere Namen hier draufschreiben und die Tafel dann vergraben, damit dieser wundervolle Tag auf ewig bewahrt bleibt.«
Er lachte. »Es ist nichts Ungewöhnliches, diese Dinger zu vergraben, aber normalerweise stehen Flüche darauf.«
»Welchen Inhalts?« fragte sie neugierig.
»Oh, Ehefrauen, deren Männer untreu sind, schreiben Unsinn wie: >Ich verfluche deinen Geist, deine Seele, deine Leber und deine Lungen<, und dann vergraben sie das Ganze in dem Irrglauben, daß die Flüche Wirklichkeit werden.«
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Und was ist, wenn die Frau untreu ist?«
»Dann würde der Mann wohl eher die Frau vergraben als irgendeine Spruchtafel.«
Das klang wie eine versteckte Warnung. »Nun, also habe ich Glück, daß ich nicht verheiratet bin«, sagte sie in leichtem
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