Sinnliche Eroberung
in die Lippe, bis er blutete. »Ich hätte dich umbringen können!«
Marcus grinste wie ein Junge. »Aha, du kleines Biest! Leider liebe ich dich allzu sehr, ohne Zweifel hast du mich verhext. Bei den Eiern von Jupiter, ich bin für alle anderen Frauen verdorben. Aber das muß ich dir doch sicher nicht lange erläutern.«
Wild klammerte sie sich an ihn. »Doch, ich will, daß du's mir jeden Tag sagst und jede Nacht - nicht nur sagst, sondern auch zeigst!«
Marcus sank mit ihr auf den Marmorboden, wo er sie auf die Tigerin legte und ihr Haar in dem dichten Mosaikgras ausbreitete. Und dann zeigte er ihr ganz langsam und zärtlich, wieviel sie ihm bedeutete.
Nachdem Paullinus mit den frisch ausgebildeten Legionären in den Westen aufgebrochen war, hatte Marcus ein paar Wochen Zeit, bevor zwei weitere Kohorten zum Training eintrafen. Seine eigenen Männer, die permanent in Aquae Sulis stationiert waren, kamen ebenfalls in den Genuß einer kleinen Abwechslung zu ihren üblichen militärischen Pflichten. Und die Ingenieure machten sich wieder an den Bau von Straßen und Aquädukten sowie öffentlicher Thermen, die über den natürlichen heißen Quellen dieser Gegend errichtet wurden.
Der in Aussicht gestellten Wildschweinjagd stand nun nichts mehr im Wege. Eines Morgens küßte er sie zu einer höchst unheiligen Zeit wach, und als sie sich an ihn kuschelte und die Arme öffnete, meinte er neckend: »Bei der seligen Fortuna, denkst du denn nie an etwas anderes?«
Violette Amethystaugen blickten in teuflisch funkelnde schwarze. »Bin ich dir vielleicht zu anstrengend, geliebter Römer?« fragte sie und streckte sich sinnlich wie eine Katze.
»Wenn du wirklich auf diese Jagd gehen willst, mit der du mir schon seit Tagen in den Ohren liegst, dann ziehst du dich schleunigst an, bevor ich meine Meinung wieder ändere.«
Diana sprang sofort auf. »Heute? Die Jagd findet heute statt?« Sie versuchte gar nicht erst, ihre Aufregung zu verbergen. In der Zwischenzeit hatte sie ein doppelreihiges Wams in einem Stil anfertigen lassen, von dem sie glaubte, daß man es im Mittelalter zur Jagd getragen hatte. Dazu wollte sie ihre Lederhosen anziehen. Das Wams war türkisgrün und mit einem großen goldenen Adler bestickt, ein Symbol, das Marcus gewählt hätte, wenn er für so etwas Verwendung gehabt hätte. Sie hatte sogar ein kleines goldenes Jagdhorn erworben, das sie um den Hals tragen wollte.
Sylla flocht ihr Haar zu einem dicken Zopf und wickelte ihn kranzartig um ihr Haupt. Dann steckte sie türkise und goldene Ornamente hinein, so daß es aussah wie eine Krone. Immerhin war dies die Verwirklichung ihres Traums von einer königlichen Jagd, und den wollte sie unbedingt so real wie möglich machen.
Tor hatte ihre Stute bereits gesattelt, als sie den Stall betrat. Sie ließ sich von ihm aufs Pferd heben und hörte von draußen Hundegebell. Als sie auf den Hof hinausritt, hatte auch Marcus schon seinen Hengst bestiegen, und Romulus und Remus liefen aufgeregt bellend um ihn herum.
»Diana, Göttin der Jagd. Heute siehst du tatsächlich aus wie eine Göttin.«
»Wo sind die anderen?«
»Welche anderen?«
»Du kannst doch das Wildschwein nicht allein jagen, das ist viel zu gefährlich!«
»Ich habe die Hunde und ein extra Packpferd. Das ist alles, was ich für eine Wildschweinjagd brauche.«
Furcht krampfte ihren Magen zusammen. Da gab es weder ein Gewehr, noch Pfeil und Bogen, weder eine Hundemeute noch Gefährten.
»Hab keine Angst, Liebes, ich werde dich beschützen«, versprach er mit unbe wusste r Arroganz.
Diana straffte ihre Schultern. »Angst? Ich habe keine Angst! Ich vertraue dir aus tiefstem Herzen.« Sie wünschte, sie würde sich so zuversichtlich fühlen, wie ihre Worte klangen. »Abenteuer sind schön!« rief sie, galoppierte wie der Wind aus dem Hof und auf die Wälder zu.
Marcus überholte sie spielend, bevor sie den Waldrand erreichte, und sobald sie zwischen den Bäumen ritten, musste n sie ihre Gangart beträchtlich verlangsamen. Das Sonnenlicht schien in dicken Strahlen durch die hochaufragenden Stämme und ließ die roten und goldenen Herbstblätter blitzen und funkeln. Dort, wo die Bäume dicht an dicht standen, war es kühl, schattig und dunkel.
Diana hielt sich so nahe an Marcus' Seite, wie sie konnte. Sie witterte überall unbekannte Gefahren, denn deutlich waren die Tiere zu hören, die durchs Unterholz brachen und im trockenen Laub raschelten. Marcus hielt seine beiden Doggen mit ein paar
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